18. Januar 2012

Das Internet streikt

Ausgerechnet in der Prüfungszeit! Wer gerade bei Referats-Vorbereitungen ist, hat es wahrscheinlich schon bemerkt: heute, am 18. Jänner, geht die englischsprachige Wikipedia gemeinsam mit vielen anderen Internetseiten in einen eintägigen Streik, um gegen zwei Gesetzesentwürfe zu protestieren, die die online-Meinungsfreiheit und das freie Internet deutlich einschränken würden.

Stop Online Piracy Act und PROTECTIP

Unter dem Überbegriff „Kampf gegen die Produktpiraterie“ beinhaltet der sogenannte „Stop Online Piracy-Act“ oder SOPA einen Maßnahmenkatalog, der offiziell die Verbreitung von urheberrechtlich geschütztem Material verhindern soll, in realiter aber die Verbreitung von Information im Internet grundsätzlich verändern könnte. So würden Internetseiten zukünftig für die Postings ihrer UserInnen haftbar gemacht, gestraft und blockiert – was vor allem Seiten mit benutzergeneriertem Inhalt gefährdet: Wikipedia, Twitter, Facebook und Youtube könnten direkt betroffen sein. Zusätzlich würde damit auch eine Zensur- und Kontroll-Infrastruktur geschaffen, die auch für andere Zwecke einsetzbar sei, sagen die Kritiker. Denn die SOPA sei sehr vage formuliert: das freie Internet wie wir es kennen wäre Geschichte, während die SOPA gegen die kommerzielle Piraterie kaum etwas ausrichten könnte.

SOPA Blackout Day

Ruft man heute, am 18. Jänner also die englischsprachige Wikipedia auf, kommt man statt zur Startseite auf eine geschwärzte Version mit der Aufforderung, sich doch eine Welt ohne freie Informationen vorzustellen – denn genau das würde laut Wikipedia-Gründer Jimmy Wales die Folge sein. Auch viele andere Websites wie etwa Google stehen hinter dem Protest, befürwortet wird die SOPA hingegen etwa von Medienmogul Rupert Murdoch, der in den letzten Tagen mit unfreiwillig komischen Tweets von sich reden gemacht hat. Erste Erfolgsaussichten hat die Aktion jedenfalls: mittlerweile steht auch Präsident Obama und sogar das Ministerium für Heimatschutz der SOPA kritisch gegenüber.

Und Europa?

Während in den USA zumindest heftig über derartige Gesetzesentwürfe diskutiert und protestiert wird, ist das für Europa relevante Äquivalent dazu schon beinahe still und heimlich beschlossen: das geheim ausverhandelte und auch eher vage formulierte ACTA (auch Anti-Piraterie-Abkommen genannt), das etwa dazu führen könnte dass Internet-Provider den Datenverkehr ihrer Kunden überwachen müssen, um gegen Piraterie vorzugehen, oder dass schon geringfügige oder versehentliche Verstöße kriminalisiert werden, wird hier von einigen Stellen zwar heftig kritisiert, öffentlichkeitswirksame Maßnahmen wie die gegen die geplante Vorratsdatenspeicherung wurden allerdings kaum gesetzt.

PS: Wer wirklich heute unbedingt Wikipedia braucht: bevor die Seite fertig geladen ist im richtigen Moment ESC drücken verhindert das Blackout.

2 Kommentare

  1. stettner

    18. Januar 2012

    merci!
    danke für den tipp im PS!

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  2. Merkozy

    18. Januar 2012

    Ich habe heute auch gestreikt
    und einfach gar nichts getan.

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