9. Februar 2014

Darum sind wir froh wenn wieder Aschermittwoch ist

Ausblick (c) STADTBEKANNT

Lei Lei, Grunz Grunz, Gluck Gluck, Dei Dei, Bla Bla

Das ist kein dadaistischer Vers von Ernst Jandl, nein, sondern Teil österreichischer Spaßkultur, oder was man auch immer dafür halten mag. Der Fasching findet mit dem Faschingsdienstag seinen Höhepunkt. Der Aschermittwoch stellt sich dann dem Treiben entgegen, und darüber sind wir froh.

Nicht wenige sehnten sich dieser Tage dem heutigen Ende der Pseudospaß-Gesellschaft entgegen. Dem Tag an dem der Ernst des Lebens wieder Einkehr hält und man wieder, ohne mit Konfetti oder schlechten Witzen bombardiert zu werden, das Haus verlassen kann. Aschermittwoch, du Wochenwende, du Anker letzter Ernsthaftigkeit wir sehnen dich so herbei! Warum? Die Best of 5 in Sachen, warum wir froh sind das frivole Treiben nun hinter uns gebracht zu haben:

5. Ich muss jetzt lustig sein, weil es sich so geziemt.

Fast wie ein Verhaltensknigge, diktiert die Faschingszeit einem ein Dauergrinsen ins Gesicht. Denn schlechte Laune zur Faschingszeit – das gibt’s nicht, das darf es nicht geben. Warum? Ja das wüssten wir auch gern, denn allein die Jahreszeit kann es nicht sein, lädt doch der Februar wie er sich bisher gestaltet hat kaum zu Jubelchören ein – eher ist dieser zum Heulen, so kalt ist es draußen. Der aufgesetzte und künstlich durch literweise Alkoholika und schlecht-pointierte Witze hervorgerufen Frohsinn wird außerdem meist von jenen propagiert, die das restlichen Jahr über zum Lachen eher in den Keller gehen. Deshalb: endlich wieder lachen, ohne es zu müssen.

4. Schlechte Witze

Ganz schlimm. Die Faschingszeit wäre ja nur halb so unerträglich, wenn einem nicht jeder von allen Seiten mit irgendwelchen Witzen in den Ohren liegen würde. Diese, meist  im Niveau einer Alpentoilette versunkenen Rohrkrepierer deutschsprachiger Witzkunst, werden außerdem innerhalb der Gilden und selbsternannten Spaßmacher der Nation wie Wanderpokale recycled und weitergereicht, sodass man ein und denselben Witz, die letzten Jahre schon das ein oder andere Mal gehört hat. Doch hin und wieder passieren selbst da noch Ausreißer nach unten, wo selbst dem Kleingeistigsten und den Narren das Lachen im Halse stecken bleibt. Beispielsweise sobald sich die Narren und Närrinen dem politischen Kabarett zu nähern versuchen, kennt die Talfahrt des guten Geschmacks und der Lachkultur kein Halten mehr, da werden schon einmal so Schenkelklopfer wie:

„Wenn i Politiker seh, bekomm i einen Tinnitus in den Augen: Weil i seh lauter Pfeifen.“ Oder „Die Hypo hot jo immer Nilpferde als Sparschweine verwendet, weil denen das Wasser bis zum Hals steht.“

…dem gutzahlenden Publikum um die Ohren gehauen.

3. Der Villacher Fasching

Ist es Voyeurismus, die Lust an der Peinlichkeit oder gar eine Abwärtsversicherung? Was es auch ist, jedes Jahr beschert der Promille-Auflauf in Kärnten dem ORF Traumquoten. Es sind diese festsitzenden Rituale die in Zeiten von Finanzkrise und Börsenchrashs scheinbar auf besonders fruchtbaren Boden treffen, denn anders lässt sich zumindest der TV-Erfolg des Villacher Faschings wohl kaum erklären. Die Pointen gehen am Krückstock und das Echo der dargebotenen Witze gleicht mehr einem verstörenden Raunen denn einem herzhaften Lachen. Da bleibt selbst den närrischsten Narren das “Lei lei!” im Halse stecken.

2. Prost!

Höchstens der St. Patricks Day und Silvester können da noch mithalten, doch die Faschingszeit ist auch die Zeit der wuchernden Leberzirrhosen, denn in keiner anderen Zeit im Jahr wird dem Alkohol so sehr zugesprochen wie in dieser. Doch nur verständlich, denn irgendwie müssen die Phasen zwischen den Pausen in den Faschingssitzungen ja überwunden werden, und was bietet sich da besser an als ein ordentlicher Rausch? Da fällt einem das Lachen selbst bei einem noch so blöden und stumpfsinnigen Witz schon etwas leichter, denn nach außen hin ist ja schließlich die Etikette zu bewahren, will man doch nicht als Ungustl dastehen. Doch dem Hirnzellen – Genozid ist ja mit dem heutigen Tage glücklicherweise ein vorläufiges Ende vergönnt. *hicks*

1. Die STADTBEKANNT Redaktion muss sich zum Affen machen

Zu guter Letzt sei auch noch erwähnt, dass der Fasching selbst vor unserem Elfenbeinturm  keinen Halt macht. Er zwingt uns jedes Jahr aufs Neue unzählige Krapfen hineinzustopfen, nur um zu testen, ob sie denn den Gaumen unserer Leser genügen. Außerdem sind wir uns nicht zu Schade uns für euch zum Afffen zu machen. Wir sind quasi der Hofnarr des Web 2.0 und ihr liebe Leser seid der zu unterhaltende Souverän. Ich hoffe ihr seid euch dessen bewusst!

In diesem Sinne sind wir froh, dass bald Aschermittwoch ist.

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