28. März 2024

Buddhismus in Wien

Veda Vital Buddhafigur (c) STADTBEKANNT

Von Theravada über Zen bis zum Diamantweg-Buddhismus

STADTBEKANNT will euch einen Überblick über den Buddhismus in Wien geben.

Geschichte des Buddhismus in Österreich

Seit 1983 ist der Buddhismus in Österreich eine staatlich anerkannte Religionsgemeinschaft. Auch wenn die Wurzeln des Kontakts mit der auf dem historischen Buddha Siddharta Gautama Religion noch früher zurückreichen, war es das 19. Jahrhundert, in dem die Lehren Buddhas bis in unsere Gefilde vordrangen und Wurzel schlugen – und das nicht durch etwa Missionierung sondern durch akademisches und wissenschaftliches Interesse. So zog es etliche westliche Wissenschafter in buddhistische Länder, unter anderem Karl Eugen Neumann, der als erster Übersetzer des Pali-Kanons (der ursprünglichen Lehrreden Buddhas) essentiell für die Entwicklung des Buddhismus in Mitteleuropa war. Buddhismus in Europa geschah in weiterer Folge mehr auf Einladung und Forschung als auf, wie sonst bei Religionen üblich – und das sei hier unwertend angemerkt – auf Invasion und, wie gesagt, Missionierung.

Der Buddhismus erfuhr in den letzten Dekaden im Westen einen wahren Aufschwung, nicht zuletzt durch Identifikationsfiguren wie den 14. Dalai Lama Tendzin Gyatsho oder den dänischen Lama Ole Nydahl, Begründer von zahlreichen internationalen Diamantwegzentren der Karma Kagyü-Linie. Auch gibt es die Kritik, dass „der westliche Buddhismus“ (ein Terminus, den ich im weiteren Sinne ein wenig relativieren beziehungsweise diversifizieren will) eine Art verwässerter Wellness-Buddhismus sei, eine Lifestyle Religion die weitaus mehr mit New Age als mit der ursprünglichen Lehre der Vier Edlen Wahrheiten (weitergehend von der essentiellen Wahrheit, alles Leben ist dukkha, auf Pali: leiden) und des Edlen Achtfachen Pfades zu tun habe.

Verschiedene Schulen, verschiedene Gewichtungen

Ein komplexes philosophisch-psychologisches Konstrukt wie der Buddhismus, noch dazu in seiner Vielfalt von Lösungsansätzen, oder vielleicht besser gesagt, Lösungsvorschlägen, erfährt naturgemäß viele in einigen Punkten grundverschiedene Auslegungen. So gibt es nicht nur unterschiedliche Meinungen zwischen, und auch innerhalb, der verschiedenen buddhistischen Schulen – auch unterscheiden sich die verschiedenen Strömungen auch in punkto Fokus, Ziel und gewissermaßen auch in der Gewichtung von metaphysischen Auslegungen. Sprich: es gibt esoterisch-zentriertere und nüchternere Formen des Buddhismus, es gibt Buddhisten die den Dalai Lama als wiedergeborenen Bodhisattva ansehen und welche, die das nicht im geringsten kümmert. Soviele gemeinsame Eckpfeiler es im Buddhismus gibt, so unterschiedlich sind beispielsweise der Theravada-Buddhismus und der tibetische Buddhismus.

Wien beherbergt eine Vielfalt von buddhistischen Richtungen und Einrichtungen – für die die offizielle Buddhistische Religionsgemeinschaft, die ÖBR, quasi als Dach fungiert. Hier ein kurzer Überblick über die verschiedenen buddhistischen Schulen von Theravada über Zen bis hin zum Diamantweg und deren Niederlassungen in Wien.

Ein Artikel im dem Umfang wird es natürlich nie schaffen, genaue und ausführliche Erklärungen zu bieten, vielmehr möchte ich hier eine Auswahl an Sanghas und Gruppen sowie einige kurze Erklärungen zu deren Besonderheiten bieten.

1. Theravada-Buddhismus

Der Theravada-Buddhismus, eine der ältesten erhaltenen Schulen (Theravada bedeutet auf Pali auch „die Schule der Ältesten“), beruft sich primär auf den Pali-Kanon und auf das ursprüngliche Sangha, quasi Ordensgemeinschaft, ergo die ursprünglichen Schüler des Buddha Gautama. Der Theravada-Buddhismus ist eine verhältnismäßig sehr direkte, im Vergleich recht schnörkellose Lehre, die den Austritt aus dem Daseinskreislauf, samsara, und das Erlöschen im Nirvana als Ziel hat. Der Unterschied zum Mahayana-Buddhismus besteht unter anderem in der Interpretation und der Gewichtung des Bodhisattva-Ideals (bzw. jenes des “Arhat”), das später noch kurz erklärt werden soll. Der Theravada-Buddhismus unterscheidet sich deutlich von späteren Schulen, unter anderem exkludiert er den oft kritisierten Lamaismus.

In Wien wird  Theravada in der Theravada-Schule im Buddhistischen Zentrum Wien praktiziert, das auch etliche andere Schulen beherbergt. Geleitet von Bhante Seelawansa bietet die Theravada-Schule neben regelmäßigen wochentlichen Meditationen (unter anderem der Vipassana- und Achtsamkeitsmeditation wie auch der Metta-Meditation und der Kombination mit Yoga) auch immer wieder mehrtägige Seminare und Retreats an. Für ein genaues Programm sei ein Besuch der offiziellen Homepage empfohlen.

2. Mahayana-Buddhismus

Prominent vertreten ist der Mahayana-Buddhismus in Wien, zu dem auch der Zen-Buddhismus gezählt wird. Das im Mahayana (wie auch im Vajrayana) essentielle Ideal des Bodhisattvas ist einer der großen Unterschiede zum Theravada: so gelobt man im Bodhisattva-Schwur, auch nach Erlangen der Buddhaschaft in den Daseinskreislauf zurückzukehren, solange bis alle Wesen erleuchtet und somit von dukkha befreit sind.

Für Zen-suchende gibt es in Wien beispielsweise das Bodhidharma Zendo, das in der Myoshin Ji Linie des japanischen Rinzai Zen steht. Einführungskurse sowie regelmäßige Sesshins werden hier angeboten, auch ganze Za-Zen Tage sowie externe Retreats stehen am Programm. Ein Einführungskurs in Sachen Meditation, zu geringen Kosten, ist obligat. Wie die meisten buddhistischen Zentren basiert der Unkostenbeitrag für regelmäßige Meditationen auf freier Spende, genannt dana.

3. Vajrayana-Buddhismus

Sehr gefragt und gängig ist auch der tibetische Buddhismus, der in Wien auch in diversen Gruppen praktiziert wird.

Das Karma Kaygü Sangha – gegründet vom charismatischen und in der Vergangenheit nicht unumstrittenen dänischen Lama Ole Nydahl – praktiziert derzeit im Fleischmarkt-Zentrum, ein neues, eigenes Zentrum ist in Arbeit. Für Karma Kagyü-Interessierte sei Nydahls Einführung „Wie die Dinge sind“ empfohlen, in dem er die Eckpfeiler des Diamantweg-Buddhismus leicht verständlich und humorvoll offen legt. Besonderheiten des Vajrayana-Buddhismus und der Karma Kagyü-Schule ist das „Phowa“ (die Lehre vom bewussten Sterben) sowie der essentielle Begriff des „Mahamudra“ (übersetzt etwa: das große Siegel). Empfehlenswert für eine Einführung sind außerdem Ole Nydahls kurze Erklärungen auf Youtube.

Die Dzogchen-Gemeinschaft, deren Hauptlehrer Chögyal Namkhai Norbu ist, steht ebenso in der tibetischen Tradition, die in der Friedrich-Kaiser-Gasse 74 praktizieren.

Eine genaue und kritische Prüfung jeder Gruppe (ganz besonders derer außerhalb des ÖBR) sei natürlich vor einem eventuellen Besuch empfohlen. Und wie heißt es so schön:

May all sentient beings be well.

2 Kommentare

  1. Marius

    13. März 2016

    Ein weiterer Vertreter des Mahayana Buddhismus in Wien ist auch das Kadampa Meditationszentrum Österreich. Das im 7. Bezirk ansässige Zentrum ist Teil der Neuen Kadampa Tradition.
    Besonderers Augenmerk wird auf die Verbindung von alter buddhistischer Weisheit mit unserer modernen Lebensweise gelegt. Zentrale Fragen sind: Wie lässt sich Buddhismus im Alltag praktizieren? Wie ist es möglich trotz schwieriger Situationen einen glückliches Leben zu führen?
    Angeboten wird ein umfassendes Programm, von “Meditieren lernen” Kursen, regelmäßigen Vorträgen und Meditationen bis zu einem Studienprogramm und mehrtägige Retreats.
    weitere Informationen finden Sie auf: http://www.buddha.at

    Ich selbst habe das Zentrum und die Gemeinschaft über die letzten Jahre schätzen gelernt und die positiven Auswirkungen der Meditationspraxis im täglichen Leben erfahren. Es ist ein schöner Ort um zu Ruhe zu kommen, tiefer in sich zu gehen, interessante Menschen kennen zu lernen und die Atmosphäre ist sehr willkommen heißend – man muss kein Buddhist sein um an den Veranstaltungen teilzunehmen und Nutzen daraus zu ziehen.

    Reply
    • Lidia Schmollgruber

      19. August 2016

      Ich bin in zweiter Bezirk und bin anfängerin.

      Reply

Kommentieren

Die Emailadresse wird nicht angezeigt