14. März 2017

Buchtipp: Reibungsverluste

Cover - Dabic - Reibungsverluste- edition atelier

Roman von Mascha Dabić

Mascha Dabić holt in ihrem eindringlichen Roman Reibungsverluste eine Dolmetscherin in den Vordergrund und zeigt, wie unaufgeregt man die Flüchtlingskrise literarisch bearbeiten kann.

 

Zwischen Russland und Wien

Als Nora nach ein paar Jahren in Russland wieder nach Wien zurückkehrt, findet sie sofort einen Job als Dolmetscherin. Mehrere Stunden pro Woche vermittelt sie in einem kleinen Verein zwischen PsychotherapeutInnen und Flüchtlingen, ist Sprachrohr zwischen Welten, Kulturen und Leben. Sie ist die Frau im Hintergrund, die sich nicht anmerken lässt, wenn ihr ein Wort in der anderen Sprache nicht gleich einfällt, wenn ihr die Foltergeschichten beinahe Tränen in die Augen treiben oder wenn sie ihr Privatleben während der Arbeit einfach mal nicht ausblenden kann. Denn in ihrem eigenen Leben hat Nora ihren Platz anscheinend längst noch nicht gefunden. Ist sie doch zu überstürzt aus St. Petersburg abgereist, soll sie sich nun mit Timothy treffen und warum muss sie noch immer ständig an Vladimir denken?

 

Die Dolmetscherin im Hintergrund

Mascha Dabić ist in ihrem Roman Reibungsverluste eine ehrliche und unsentimentale Beschreibung der Gegenwart gelungen. Sie zeigt eine junge Frau, die weiß, dass sie ihren Job allein der Flüchtlingskrise zu verdanken hat, die sich aber auch weigert, die verallgemeinernde Haltung von Politik und Gesellschaft zu akzeptieren. Und sie zeigt eine Seite dieser Krise, die kaum wahrgenommen wird, ohne die das alles aber noch viel weniger zu bewerkstelligen wäre: die DolmetscherInnen im Hintergrund.

 

Reibungsverluste
Mascha Dabić
Roman
152 Seiten | Gebunden mit Schutzumschlag und Lesebändchen
18,- Euro
ISBN 978-3-903005-26-6
Edition Atelier
Auch als E-Book erhältlich!

Kommentieren

Die Emailadresse wird nicht angezeigt