26. November 2020

Buchtipp: Nebelmaschine

Cover - Nebelmaschine von Elena Messner

Roman von Elena Messner

Dass die gesellschaftliche Bedeutung von Kultur auf fatale Weise unterschätzt wird, machen die Debatten rund um die Corona-Maßnahmen wieder mal schmerzlich deutlich. Elena Messner hält in ihrem neuen Roman »Nebelmaschine« dagegen und verteidigt das Theater als politisches und investigatives Instrument.

Die Ausgangslage des Romans erscheint zeitgenössischen Leser*innen wohl bekannt: Die Krise einer Großbank hat sämtliche Landesmittel aufgebraucht, der Traum vom Wachstum liegt in Trümmern, und mit ihm der Kulturbetrieb. Prekäre Verhältnisse sind für Künstler*innen nichts Neues – ganz ohne finanzielle Mittel etwas auf die Beine zu stellen, ist aber selbst für die kreativsten Menschen eine Herausforderung. Doch mit vereinten Kräften kann man vieles schaffen. Und so schließen sich einige arbeitslos gewordene Künstler*innen kurzerhand zum „Theater auf Lager” zusammen. Niko, dessen Familie eine leer stehende Industriehalle zu Verfügung stellt, die talentierte Schauspielerin Iris, die unnahbare Autorin Laura, das streitbare Regieduo Gisela und Michael und der etwas brummige Selfmade-Techniker Edwin. Ohne einen Cent in der Tasche planen sie Lauras Theaterstück, das die korrupten Methoden der Finanzwelt scharf kritisiert. Zu ihnen gesellt sich die Bühnentechnikerin Veronika, die vom Stadttheater mit Solidaritätsbekundungen geschickt wird und die neue Szene im Blick behalten soll. Fasziniert von der unkonventionellen Arbeit der Gruppe bringt sie sich im Laufe der Proben immer mehr ein. Erst spät erkennt Veronika den wahren Zweck des „Theaters auf Lager” …

Hommage an die Durchsetzungskraft politischer Kunst

Elena Messner weiß ihre Leser*innen durch eine präzise Aufarbeitung eines brisanten Wirtschaftskriminalfalls zu fesseln. Gleichzeitig macht die Lektüre Mut: Zwar dürfen österreichische Bühnen derzeit ihre Vorhänge nicht öffnen, doch glaubt man dem Fazit der Autorin, so braut sich dahinter etwas zusammen – etwas, das den Missständen unserer Zeit entgegenwirkt. Im Fall der „Nebelmaschine” ist es der Status quo der Banken und des Finanzwesens, mit dem das »Theater auf Lager« hart ins Gericht geht … Man darf darüber spekulieren, was uns auf den Bühnen erwartet, wenn die Vorhänge in ein paar Wochen oder Monaten wieder aufgehen …

Nebelmaschine
Elena Messner
Roman
216 Seiten
21,- Euro
Edition Atelier

Bild: Nebelmaschine – Cover

Kommentieren

Die Emailadresse wird nicht angezeigt