27. April 2016

Buchtipp: Du silberne Dame Du

Loos Lina - Silberne Dame (c) Edition Atelier

Briefe von und an Lina Loos

Es ist ein bisschen, als wäre man dabei gesessen, am berühmten Peter-Altenberg-Stammtisch. Auch dank des umfassenden Vorworts und der pointierten Einleitungen von Adolf Opel, der die Sammlung mit Briefen von und an Lina Loos neu herausgegeben hat.

Vom schüchternen Mädel zur stadtbekannten Schönheit

Mit dem eigenwilligen Stararchitekten Adolf Loos war sie verheiratet, Peter Altenberg hat sie Zeit seines Lebens verehrt, mit Egon Friedell stand sie auf der Bühne und in Berta Zuckerkandls Salon war sie gern gesehener Gast, Arthur Schnitzler hat ein Theaterstück über sie geschrieben und mit Vicki Baum und Else Lasker-Schüler hat sie über Literatur geplaudert. Diese Liste ließe sich wohl endlos weiterführen. Denn Lina Loos galt nicht nur als schönste Frau Wiens, sie war auch Vertraute, Freundin, Lehrerin und Schülerin vieler beeindruckender Persönlichkeiten. Begonnen hat alles – wie könnte es in Wien anders sein – im Kaffeehaus, wo sie ehrfurchtsvoll am Altenberg-Stammtisch saß und die Zigarettendose von Adolf Loos zerbrach.

In den Kriegen und im Frieden

Von 1904 bis 1950 reichen die – teilweise bisher unveröffentlichten – Briefe, die nicht nur Freundschaften und flüchtige Begegnungen Revue passieren lassen, sondern auch Einblicke in die jeweilige Zeit geben. Wenn ihr lebenslanger Freund Franz Theodor Csokor in den 40er-Jahren aus dem Exil schreibt und sich um die anderen der Clique sorgt, oder wenn man vom Selbstmord Egon Friedells liest, mit dem Lina Loos wenige Buchseiten vorher noch liebenswertes Geplänkel ausgetauscht hat, schnürt es einem schon mal kurz die Kehle zu. »Du silberne Dame Du« ist demnach weniger Porträt einer beeindruckenden Frau als Zeugnis ihrer Beziehungen und ihrer Zeit.
Herausgeber Adolf Opel hat die Briefe behutsam kommentiert und in den Kontext ihrer jeweiligen Zeit gestellt. Eine große Empfehlung und eine Verneigung vor Lina Loos!

Du silberne Dame Du
Briefe von und an Lina Loos
Adolf Opel (Hg.)
288 Seiten
Gebunden mit Halbleineneinband und Lesebändchen
22,- Euro
ISBN 978-3-903005-17-4
Edition Atelier

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