28. Mai 2018

Buchtipp: Die Welt ohne Hunger

Die Welt ohne Hunger - Cover (c) Edition Atelier

Alfred Bratts Erfolgsroman von 1916

„Der meistgelesene Roman aller Zeiten“ titelte die Presse 1916 über Alfred Bratts „Die Welt ohne Hunger“. Innerhalb kürzester Zeit ging der Bestseller in die elfte Auflage und erschienen zahlreiche Übersetzungen. Jetzt ist das Buch in neuer Ausstattung und mit zahlreichen Illustrationen ein weiteres Mal erschienen. Eine Entdeckung.

Entdeckerarbeit

Sehr oft ist Verlegerarbeit auch Entdeckerarbeit: Aus unzähligen unverlangt eingesandten Manuskripten einen neuen Bestseller finden und aus der noch größeren Masse an schon wieder vergriffenen Büchern Juwelen herauspicken, die unbedingt wieder lieferbar sein sollten. Das ist vermutlich manchmal zum Verzweifeln, manchmal aber auch ein großes Glück. Wie in Jorghi Polls Fall, Verleger der Wiener Edition Atelier, der regelmäßig im Antiquariat ums Eck nach solchen Büchern stöbert. Alfred Bratts Roman „Die Welt ohne Hunger“ hat er aus dem Regal gezogen, weil der Titel spannend klang, wie er in einem Interview auf dem Blog Textlicht erzählt. Abwechselnd mit seinen KollegInnen hat er den Roman nicht nur abgetippt, sondern auch einige Illustrationen angefertigt. In seinem Nachwort hat er alle Informationen, die er über Alfred Bratt und seinen Roman finden konnte, zusammengetragen. Viel ist nicht mehr über den Wiener Lektor und Autor Bratt aufzutreiben, der bereits als Achtzehnjähriger in Berlin sein Glück versuchte. Doch dessen Roman „Die Welt ohne Hunger“ steht eigentlich ohnehin für sich.

Utopisch & aktuell

Der Chemiker Alfred Bell ist ein guter Mensch. Ohne Unterlass arbeitet er an einem Speisewürfel, der ein für alle Mal den Welthunger tilgen soll. Lediglich die finanziellen Mittel und die Kontakte, die es braucht, um solch ein Vorhaben großflächig umzusetzen, fehlen dem jungen Wissenschaftler. Seine Suche nach Geldgebern führt ihn von Paris nach London und New York, er trifft eitle Professoren, reiche Unternehmertöchter und zwielichtige Demagogen. Die Stationen seiner Reise werden durch die wie aus der Zeit gefallenen Illustrationen von Jorghi Poll überaus eindrücklich, doch auch Bratts Sprache lassen in diese längst vergangene Zeit eintauchen. Wird Alfred Bell den Versuchungen, sich und seine Idee zu verkaufen, nachgeben? Wohin führt ihn seine Suche nach Gerechtigkeit noch? Wie verhalten sich Menschen, die nicht mehr arbeiten müssen, weil sie nie wieder Hunger leiden müssen? Es lohnt sich, die Antworten bei der Lektüre von „Die Welt ohne Hunger“ selbst herauszufinden.

Fazit

„Die Welt ohne Hunger“ ist ein mitreißender und spannender Abenteuerroman, dessen Protagonist unbeirrt Gutes tun will und dem dabei mehr als Steine in den Weg gelegt werden. Angesichts der vielen Millionen von hungernden Menschen auf der Welt hat Alfred Bratts utopischer Entwurf von 1916 leider nichts an Aktualität verloren. Auch deshalb wünscht man seinem Roman in dieser neuen, wunderschön gestalteten Ausgabe wieder viele Leser und Leserinnen.

 
Die Welt ohne Hunger
Alfred Bratt
Roman
Mit Illustrationen und einem Nachwort von Jorghi Poll
344 Seiten, 27,- Euro
Halbleinengebunden mit Lesebändchen

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