13. Juni 2015

Buchtipp: Die gestohlene Erinnerung

Frag doch die Oma!

Sofern die eigenen Großeltern noch leben, sollte man nicht zögern, sie zur persönlichen Familiengeschichte zu befragen.
Die Autorin und Ö1-Redakteurin Ulrike Schmitzer hat genau das getan und mit dem autobiografisch gefärbten Roman „Die gestohlene Erinnerung“ ein beeindruckendes Stück Literatur geschaffen.

Drei Generationen, drei Frauen, viele Kilometer

Die Protagonistin fährt gemeinsam mit ihrer Mutter von Salzburg in die Batschka, Nordserbien. Sie stammt aus einer Familie von Donauschwaben, die nach dem 2. Weltkrieg aus ihrer Heimat vertrieben und bis in die heutige Ukraine verschleppt wurden. Die beiden begeben sich also auf eine Reise zu ihren familiären Wurzeln – auf Tonband hören sie dabei im Auto die Erzählungen der Großmutter, die von ihrer Enkelin über die Zeit „damals“ interviewt wurde.

Dokumentation und Lesevergnügen

Der Vergleich mit Maja Haderlaps „Engel des Vergessens“ drängt sich aufgrund der Thematik und der Figurenkonstellation auf, Ulrike Schmitzer wählt jedoch einen etwas anderen literarischen Zugang. Ihr Stil changiert zwischen klar dokumentarischen Passagen, die durch Listen und Karten ergänzt werden, und wunderbar humorvollen Textteilen. Sowohl diese Kombination als auch das Roadtrip-Setting wecken wiederum Erinnerungen an Jonathan Safran Foers „Everything is illuminated“. Alle, die Foers Roman oder die Verfilmung davon kennen, wissen darüber Bescheid, wie gut so eine Geschichte funktionieren kann. Eine Reise in ein anderes Land und in die Vergangenheit – Ulrike Schmitzer hat mit „Die gestohlene Erinnerung“ wieder einmal einen Roman vorgelegt, den man unbedingt lesen sollte.

Die gestohlene Erinnerung
Ulrike Schmitzer
Roman
192 Seiten
Edition Atelier, € 19,95, als E-Book € 12,99

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