8. Februar 2012

Bologna: Diplomstudium adieu

Der Magister. Eine vom Aussterben bedrohte Art. Nur noch wenige findet man in freier Wildbahn umherwandeln auf den Universitäten dieser Welt. Alles ist untergeordnet einer standardisierten Uniformität. Schlimmer noch: Die wenigen noch verbleibenden Magister in spe werden, statt sie unter „Artenschutz“ zu stellen, weiterhin von StudienprogrammleiterInnen gejagt. Doch genug der Polemik:

Der mit 1999 losgetretene und bis dato andauernde Bologna – Prozess bereitet heute mehr denn je zahlreichen Diplomanden Kopfzerbrechen, nicht nur weil diese sich unnötigem Abschlussstress ausgesetzt sehen, sondern weil sie oft auch nur unzureichende Betretung vorfinden. Zwischen Äquivalenzlistendschungel, Anrechnungsformularchaos und Übergangsfristenwirrwarr hantelt sich der/die angehende AkademikerIn von einem Semester ins nächste um schlussendlich festzustellen: Der Hut brennt.

Genau so, oder so ähnlich geht es momentan vielen Magistern in spe. Knapp ein Drittel der Studierenden in Österreich sind noch im Diplomstudienplan. Die Betonung liegt dabei auf das Wörtchen „noch“, denn 2012 / 2013 läuft der Großteil der Diplomstudien aus und das bedeutet im Klartext: Für viele Studenten geht es an das Eingemachte. Zwar haben diese nicht wie in Deutschland, wo die Uni Köln 32 Studenten zwangsexmatrikulierte, drakonische Konsequenzen zu befürchten, unangenehm kann es aber allemal werden. Vor allem deshalb weil jene Studierende die ihr Studium nicht fristgerecht abschließen können in die jeweiligen Bachelor – Studienpläne eingegliedert werden.

Das heißt im schlimmsten Fall, dass die Betroffenen Lehrveranstaltungen besuchen müssen die eigentlich für Erstsemestrige vorgesehen sind, was natürlich einer Farce gleicht, doch dem Klischee der österreichischen I – Tüpfelreiter – Bürokratie entspricht. Erschwerend hinzu kommt, dass viele Lehrveranstaltungen gar nicht mehr angeboten werden. Zwar setzen sich ÖH und StudienrichtungsverteterInnen vehement für eine Aufschiebung der Fristen ein, doch das Klagen findet nur wenig Widerhall. Zwar können diese immer wieder kleine Etappenziele erreichen, wie beispielsweise die Verlängerung der Studienrichtung Kulturtechnik und Wasserwirtschaft, jedoch entsprechen solche Erfolge eher dem berühmten Tropfen auf dem heißen Stein.

Der zu bewältigende Ansturm jener DiplomandInnen, welche versuchen werden ihr Studium fristgerecht abzuschließen, wird wohl kaum zu bewältigen sein, was die ohnehin katastrophalen Zustände der Uni nur noch verschlimmert. Den Sinn hinter diesem Akt, verstehen wohl die wenigsten, zwar müssen die Studienpläne natürlich gleichgeschaltet werden, jedoch warum Abschlussarbeiten keinen Aufschub erhalten und die Unis deshalb einerseits halbgare Diplomarbeiten in Kauf nehmen und dabei andererseits Studierende und schließlich sich selbst unnötig unter Druck setzen, bleibt im Unklaren. Der Schwärmerei wonach früher alles besser war, als man noch persönlichen Kontakt zu den Professoren pflegte und man sich sein Studium frei zusammenstellen konnte, sollte man sich gar nicht erst hingeben.

Doch nicht nur die Studierenden sind die Leidtragenden. Auch ProfessorInnen und DozentInnen sind selbst oft mit den Anforderungen die an sie gestellt werden überfordert, das liegt einerseits an den nicht vorhandenen Kapazitäten, andererseits aber auch an der mangelnden Kommunikation unter den Parteien.

Was bleibt?

Was bleibt, außer Pessimismus, ist die Tatsache, dass man sich mit der Tatsache auseinander setzen muss, wohl zu einer aussterbenden Art zu gehören und das man dabei schonungslos zum Abschuss freigegeben ist. Doch bei all der Schwarzmalerei sei gesagt: Wir wünschen allen angehen DiplomandInnen viel Glück für die demnächst anstehenden wichtigen Prüfungen und viel Erfolg!

(Philipp Köstenberger)

3 Kommentare

  1. Momo

    8. Februar 2012

    !
    Eine Freundin von mir ist das mit der "Zurückstufung" in den Bachelorstudienplanpassiert! das ging soweit dass sie über 2 Semester verloren hat! Bürokratie sei dank !

    Reply
  2. bologna..

    8. Februar 2012

    !!
    … ein wahnsinn

    Reply
  3. thelo

    8. Februar 2012

    wahnsinn
    die Bologna Umstellung ist für die Diplomanden echt fürn arsch!

    Reply

Kommentieren

Die Emailadresse wird nicht angezeigt