26. Mai 2010

Bad Sex Award

Ein neuer Highlight der Kategorie „Preise über die sich die Empfänger sicherlich nicht freuen“ ist der Preis für die schlechteste Sexszene in der Literatur.

Die britische Literaturmagazin „Literary Review“ verleiht seit 1993 den „Bad Sex in Fiction Award“. Der Preis wird alljährlich für die besonders schlechte, redundante, oder sexistische Schilderung von Sexualakten in der Literatur verliehen. Die Liste der Gewinner liest sich dabei wie ein „Who is Who“ der Literaturszene. So waren unter den Gewinnern beispielsweise Norman Mailer, Tom Wolfe, oder John Updike der überhaupt für sein Lebenswerk, das angeblich voller schlechter Sexszenen sei, ausgezeichnet wurde.

Heuer war die Liste der potentiellen Preisträger besonders illuster. Unter anderem waren Philip Roth für die Schilderung einer lesbischen Sexszene mit grünem Dildo, Nick Cave, oder Amos Oz nominiert. Gewonnen hat schlussendlich Jonathan Littell. 2006 erhielt er noch den Prix Goncourt, Frankreichs höchste Literatursauszeichnung für sein Werk “Die Wohlgesinnten“. In dem er die Schrecken des Holocausts aus der Sicht des elsässischen SS-Offiziers Maximilian Aue schildert. Ein Buch, dass sich mittlerweile weit über 1 Million mal verkauft hat und ein internationaler Bestseller wurde. Heuer bekam er dennoch für das selbe Werk den „Bad Sex Award“.

Über welchen Preis sich Littell mehr gefreut hat ist zwar nicht überliefert, es liegt aber auf der Hand, dass es sich dabei eher nicht um den Bad Sex Award handelt.

Bei den Wohlgesinnten handelt es sich auch für die Literary Review, streckenweise um das Werk eines Genies. Weswegen sie Littell empfahlen, die Preisverleihung mit Humor zu nehmen. Ob er sich dazu bereit erklärt zum Preis Stellung zu nehmen ist noch nicht bekannt. Bei der Preisverleihung lies er sich jedenfalls durch seinen Verleger vertreten.

Die Auszeichnung verdiente sich Littell in den Augen der Jury übrigens mit einer mythologisch inspirierten Passage. Dabei verglich er die weibliche Vagina mit dem Kopf eines Zyklopen, die der Protagonist mit seinem Schwert blenden möchte (!), dies mangels Härte des Selbigen aber unterlassen muss.

Diese und andere Szenen finden sich auf der Homepage der Literary Review. Sie sind überaus witzig zu lesen und mehr als nur einmal fragt man sich was wohl im Kopf der Autoren vorging, als sie seltsam missglückte Assoziationen wählten, oder unfreiwillig komische Schilderungen des Sexualaktes niederschreiben. Insgesamt zeigt der Bad Sex Award aber vor allem, dass wir alle nur Menschen sind und selbst Geistestitanen wie ein Philip Roth, oder ein Jonathan Littell nicht davor gefeit sind sich ziemlich ungeschickt anzustellen, wenn es um Sex geht.

 

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