15. Januar 2013

Ausflugstipp: Brno

Wem Prag zu weit entfernt liegt und Bratislava schon zur Genüge kennt, der sollte einmal Brno einen Besuch abstatten: mit knapp zwei Stunden Fahrtzeit ist die historische Hauptstadt Mährens geradezu prädestiniert für einen Tagesausflug, zu bieten hat sie aber auch für längere Aufenthalte genug.

Kultur und Geschichte en masse.

Wenn Brno dann also am Horizont auftaucht, fällt dem Besucher als erstes die Festung Špilberk auf, die die Stadt Brno von einer Anhöhe aus bewacht. Heute ist der ehemalige Sitz der böhmischen Könige ein beliebtes Ziel für Touristen und Einheimische, von seiner Zeit als eines der berüchtigsten Gefängnisse josephinischer Zeit zeugt das heute für Besucher geöffnete Zellensystem in den Kasematten – erfreulichere Dinge wie verschiedenste Ausstellungen neuer und alter Kunst finden heute hier statt. Ein weiteres Wahrzeichen der Stadt ist die nahe Gelegene Domkirche der St.-Peter-und-Paul-Kathedrale, die mit ihren zwei spitzen neugotischen Türmchen aus der Skyline der Stadt heraus sticht. Traditionellerweise läuten deren Glocken schon um 11:00 Uhr, da der Legende nach die Schwedischen Belagerer im dreißigjährigen Krieg die Belagerung zum Mittagsläuten abbrechen wollten; die ausgehungerten Bürger von Brno zogen dieses dann gewitzterweise einfach um eine Stunde vor – man sieht schon, Brno hat eine bewegte Geschichte.

Sagen und Drachen 

Streift man durch die Altstadt, deren mittelalterliches Gassensystem deutlich an Wien erinnert, und die auch mit viel Gastronomie und Shoppingmöglichkeiten aufwarten kann, kommt man nicht am alten Rathaus vorbei, in dessen Torbogen der wohl skurrilste Touristenmagnet der Stadt hängt: der Brünner Drache, ein versteinertes Krokodil, das 1608 zur Erinnerung an einen Drachen aufgehängt wurde, der die Stadt der Legende nach heimgesucht hatte. Auch das Rathaus selbst hat so manche interessante Geschichte zu bieten, etwa ist das deutlich schiefe mittlere Türmchen des Portals der Knausrigkeit der Stadtherren zu verdanken, für die sich der Baumeister Anton Pilgram (der übrigens auch am Bau des Wiener Stephansdoms beteiligt war) so rächte, und auch ein eingemauerter Ratsherr grüßt von der westlichen Außenwand. Sagenumwobener kann ein Gebäude fast nicht mehr sein.

Aber nicht nur mittelalterliches bietet Brno: die Villa Tugendhat von Mies van der Rohe ist eine Ikone der modernen Architektur – das bedeutende Bauwerk im Norden der Stadt wird allerdings gerade renoviert und kann leider nur von außen Besichtigt werden. Wem die Temperaturen dafür zu niedrig sind kann ja in die Mährischen Galerien oder in das empfehlenswerte Brno House of Art (und Dependencen) gehen, wo der modernen Kunst gefrönt wird. Ausklingen lassen kann man den Tag ja bei einem Punsch am Brünner Christkindlmarkt, der traditionell am Platz der Freiheit (Nám?sti Svobody) stattfindet.  

(Foto: Norbert Aepli)

Kommentieren

Die Emailadresse wird nicht angezeigt