8. Mai 2018

Alles Bio, oder was?

Gemüse BioWerkstatt (c) STADTBEKANNT

Von Bio-Essen, Bienenzucht und Öko-Tapeten

Der Bio-Trend ermöglicht uns, von Lebensmitteln über Kosmetik bis hin zu klimaneutralen Einrichtungsgegenständen alles für unser gutes Gewissen zu tun. Aber ist vieles davon nicht einfach nur ein Werbeschmäh? Und müssen wir uns wirklich Sorgen um die lieben Bienchen machen?

Umweltbewusster Lebensstil, Artenschutz und biologischer Lebensmittelanbau sind zwar seit Jahren Dauerbrenner, erlangen aber immer wieder besondere Aktualität. Etwa dann, wenn auf EU-Ebene über Saatgut debattiert wird, oder wenn Umweltministerinnen statt verbindlicher Klimaziele den lieber den Tourismus in ohnehin schon hoch belasteten Skigebieten fördern. Oder wenn die Statistik wieder einmal erschütternde Zahlen über das Bienensterben liefert.

 

Summ, summ, summ….

Die Sorge um unsere Bienchen ist durchaus berechtigt: Erst kürzlich wurden die für Bienen tödlichen Neonicotinoide, die in der Landwirtschaft zur Bekämpfung von Schädlingen verwendet wurden, österreichweit verboten. Dennoch kommen auch weiterhin zahlreiche Majas und Willis durch Chemikalien, Lebensraum-Schwund und Krankheiten zu Tode.

Was man tun kann? Weniger Pestizide, mehr Grünflächen, und mehr Bienenstöcke müssen her! Eine erste Wien-typische Initiative in diese Richtung wurde vor Jahren mit dem Bienenvolk am Dach der Oper gesetzt. Damit wurden gleich zwei Ziele erreicht: Rettung der Bienen plus wertvoller Kulturbezug. Nur Allergiker fühlen sich Gerüchten zufolge nun kulturell etwas diskriminiert.

 

Wien ist ziemlich Bio

Bio ist in, und das schon seit Längerem. Schon allein aufgrund des ambitionierten Engagements der Stadt Wien haben wir einen engen Bezug zu biologischen Lebensmitteln. Denn der Landwirtschaftsbetrieb der Stadt Wien ist nämlich bemerkenswerterweise mit seinen rund 1000 Hektar Bio-Anbaufläche einer der größten heimischen Bio-Betriebe!

Sich biologisch zu ernähren ist in dieser Stadt wirklich nicht schwer. Jede Supermarktkette hat mittlerweile ihre eigene Bio-Produktlinie, zusätzlich sprießen Bio-Supermärkte in Neubau und anderswo wie Bio-Schwammerln aus dem Boden. Wem das nicht reicht, oder wer einfach der Ansicht ist, dass Umweltbewusstsein und Faulheit einander nicht ausschließen, der lässt sich einfach per Biokistl beliefern (Liefern die eigentlich klimaneutral?). Für besonders faule Nachtschwärmer, die nach dem Rausch in eine tiefe Katerdepression verfallen sind, bietet sich als Aufmunterung außerdem der Bio-Lieferservice Biofrische.net an.

 

Alles nur Schmäh?

Bio ist mittlerweile so Mainstream, dass so mancher befürchtet, dass damit auch die Standards sinken. Man kann Bio-Kosmetik kaufen, Bio-Restaurants besuchen und sogar sein Wohnzimmer mit Öko-Tapeten auskleiden. Aber bei so viel „Bio“ fragt man sich, wo all die glücklichen Kühe, das pestizid- und gentechnikfreie Gemüse und die nachhaltig angebauten Obstsorten stehen sollen? Dass Bio allein als Label leider nicht ausreicht, kritisieren auch einige Experten. Aufgrund unklarer Richtlinien und einer mittlerweile großen Bio-Industrie mit eigenen Interessen, ist „Bio“ an sich noch kein Garant für artgerecht gehaltene Tiere oder idyllische Anbauflächen mit fairen Arbeitsbedingungen für die Angestellten.

 

Nicht aufgeben beim „Bio” Leben!

„Bio” ist und bleibt, auch wenn es nicht immer das hält, was es verspricht, eine gute Sache. Das Wichtigste ist wohl, dass immer mehr Menschen ein Bewusstsein für das sensible Gleichgewicht unserer Natur haben und die zerstörerische Rolle, die wir Menschen darin spielen, kritisch wahrnehmen.

Allerdings geht „Bio” noch lange nicht weit genug. Wer wirklich umweltbewusst und in Einklang mit der Natur leben will, kann sich nicht damit begnügen ein paar Mal in der Woche Bio-zertifizierte, in Plastik eingepackte Supermarktware zu packen. Bio leben heißt, sich informieren, regional kaufen, reflektieren – und auch einmal verzichten. Ganz skeptischen und kritischen Geistern sei empfohlen, auf Balkonien (oder im eigenen Garten, sofern vorhanden) einfach eigenes Gemüse züchten oder – für die besonders Mutigen – sich seinen eigenen Bienenstock zulegen.

In diesem Sinne: Gutes Gelingen!

Kommentieren

Die Emailadresse wird nicht angezeigt