30. Mai 2013

Ur

Was ist ur?  

Im Prinzip alles. Der Wiener verwendet das Wort „ur“ als Quasi-Adjektiv inflationär, also ur oft. Fast immer als Synonym für „sehr“. Allerdings ist das ur erst irgendwann in den späten 1970ern und vor allem in den 1980ern aufgekommen, ältere Wiener verwenden es kaum. Ebenso wenig sehr noble oder solche, die nobel wirken wollen. Für Touristen wird es besonders schwierig, wenn ur mit einem anderem Dialekt-Ausdruck kombiniert wird: Mit „ur leiwand“, „der ur Schas“ oder „ein ur G’schichtl“ kann man fast jeden Piefke aus der Bahn werfen.

Die Herkunft des ur ist nicht eindeutig geklärt. Weil es in der deutschen Sprache gar nicht so selten, sondern eher ur häufig ist. Laut den Sprachwissenschaftlern Grimm ist die Urbedeutung des Präfixes ur „woraus“ oder „hinaus“ (Ursprung, ursprünglich = woraus etwas sprang). Auch die Verwendung zur Steigerung gibt es seit Langem (uralt, Urenkel).

Außerdem berichten einige Deutsche, dass „ur“ auch in ihrer Heimat verwendet wird, etwa Wolfsburger. Im Berliner Slang existiert kurioserweise nur die Steigerung von ur „urst“. Also urur.

„Darf’s a bisserl mehr sein?“

Weitere Fragen zu Wien und deren interessante Antworten findest du in Wann verlor das Riesenrad seine Waggons? von Axel N. Halbhuber erschienen im Metroverlag. 

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