28. Februar 2011

Tränen, nackte Haut und Geographiekatastrophen – Das war die zweite Folge von ANTM

„Das große Umstyling“, die ersten Challenges und der Einzug ins Modelloft in der Wiener Milleniumcity waren die Hauptprogrammpunkte der zweiten Folge von Austrias Next Topmodel.

Keine Rihanna – Keine Ahnung

Tränenreich begann die zweite Folge, ging es doch ans Eingemacht: Das gefürchtete Umstyling stand an. Die vierzehn angehenden Topmodels wurden von Elvyra Geier zum Friseur geleitet wie die Kälber zur Schlachtbank. Der Grund: Frau Gercke erklärt, dass man als Model nur mit dem PERFEKTEN Haarschnitt Chancen im Modezirkus hat. Das würde auch erklären, warum sie keine Agentur bookt, wenn man sich ihr „Federn meets Schnittlauch“ Kreation am Kopf so ansieht. Umso rücksichtsvoller von Frau Gercke, dass sie nicht will dass ihren Mädchen dasselbe passiert und sie sich deswegen für eine fachgerechte Typberatung entschieden hat.

Kaum aber dass die Friseure die Scheren ausgepackt haben, ging auch schon das große Geflenne los, kaum eines der Neo-Models war bereit, sich ohne Krokodilstränen von ihren wallenden Mähnen zu trennen. Aber ja, klar, irgendwo auch verständlich: Leute sterben täglich und die Welt geht vor unseren Augen zu Grunde aber hey, die eine hat jetzt kurze Haare und der anderen wurde eine neue Farbe verpasst – Grund genug eine Woche zu heulen. Jedenfalls war die Aussicht, einen neuen Haarschnitt zu bekommen offensichtlich so furchteinflößend und unmenschlich, dass Julia das Handtuch warf, bevor eine Schere ihr Haupthaar auch nur berühert hätte und sie lieber ihren Lebensentwurf „Model“ ad acta legte.

Die Hauptstadt von Indien? Bangladesch?

Gut, nachdem die Tränen getrocknet waren ging es weiter zum ersten Casting: Eine indische Designerin sucht das neue Gesicht für ihre Frühlingskampagne. Wie viel ihr die Macher von ATNM dafür gezahlt haben, konnten wir trotz investigativem Journalismus nicht herausfinden. Der Booker, selber aus Indien stammend, wollte den Mädchen auf den Zahn fühlen und herausfinden, was sie denn alles so über sein Heimatland wissen. Und er hat bei Gott keine Fragen gestellt wie „Wie heißt Indiens Präsidentin?“ oder „Was hat es mit der Region Kaschmir auf sich, legen Sie kurz den politischen Sachverhalt dar“. Nein. Er hat gefragt, wie die Hauptstadt von Indien heißt. Antworten? „Mumbai“ war noch die harmloseste Antwort, „Bangladesch“ war da schon etwas frappierender. Ist ja nur ein Land, nicht? Schaurig, schaurig.

Auf der Alm da gibt’s ka Sünd’

Das dürften sich die Produzenten und Lena Gercke gedacht haben, als sie die Modelaspirantinnen auf einen Berg in Vorarlberg geschickt haben um dort mit nur zwei Kleidungsstücken zu posieren. Bevor sich aber die Mädchen bei gerade mal 0° Celsius nackt um ein Aussichtsfernrohr räkeln mussten, wurden sie geschminkt. Ganz grandios hier, das Product Placement: Der Visagist bepinselte und bepuderte die Models nicht nur mit der Billig-Make-Upmarke, nein, er erklärte auch Schritt für Schritt wie man sich besser nicht schminken soll. Ich bin keine Make-Up Expertin, aber dass man total übertriebene Smokey Eyes, die an sich schon furchtbar ausehen, nicht mit knallroten Lippenstift in der Farbe „Animierdame“ kombiniert, weiß sogar ich.

ANTM und die Avantgarde

Nachdem das Akt-Shooting in luftigen Höhen vollbracht war, stand die zweite Challenge an: Die Mädchen sollten ihr Können am Runway präsentieren, das Motto der Show: Avantgarde. Die Antworten, was denn Avantgarde sei, rollen einem die Zehennägel auf. Die Königin der dummen Antwort war eindeutig Magalie: „Avantgarde? So heißt mein Solarium höhö.“ Liebe Magalie, wenigstens wissen wir jetzt wieso du trotz deiner zarten 20 Jahre aussiehst wie 40. Andere kreative Begriffsklärungen von Avantgarde waren „Das hat doch irgendwas mit Fechten zu tun“, „alltaugsuntauglich“ und „zirkusmäßig“. Falls irgendwelche Studierende der Geisteswissenschaften zugesehen haben: Kids, don’t do this at Uni. Der Gastjuror war Mark Schenkenberg, den das ganze offensichtlich langweilte und der dann auch vor der Bekanntgabe der Siegerinnen floh. Irgendwie kann man es ihm nicht übel nehmen…

Geflogen ist dann im Endeffekt nur Viktoria, eine sehr unscheinbare und langweilige junge Dame und Julia, die sich selbst wegen Trennungsängsten entlassen hatte. Magalie blieb natürlich, denn: You love to hate her.

Fazit

Nach einer Folge ANTM hat man durch reines Zuhören in etwa die Hälfte seiner Gehirnzellen verloren und weiß jetzt wie man sich möglichst NICHT schminken sollte.

Rassistische Tendenzen bei Austria’s Next Topmodel

ATNM 3.1 – eine nicht ganz ernst gemeinte Rezension

ANTM 3.3 – Catwalktraining, Rudelschmusen und der Magalie-Skandal

ANTM 3.4  – dort, wo Trash aufhört und Wahnsinn beginnt

ANTM 3.5 – Top Overkill

ANTM 3.6 – Darija Drama und ein bisschen Porno

ANTM 3.7 – Sekundenschlaf

ANTM 3.8 – Tanz mir deinen Duft

ANTM 3.9 – Du bist so richtig scheiße!

ANTM 3.10
– Das Finale

5 Kommentare

  1. Sabine

    14. Januar 2011

    Wort: Avantgarde
    Das war echt peinlich. Die werden echt immer dümmer!

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  2. Charles

    14. Januar 2011

    Topfmodel
    Das Starlet der 50er Jahre hat in der/dem Castingshow Prekarisierten die Entsprechung in der Gegenwart gefunden. Nachdem unsere Castingshows im run to the top aber nicht mehr als ein Top(f)model anzubieten haben, muss der Lärm der um die Sache gemacht wird umso lauter tönen. Denn was ist schon ein ANTM? Das ist selbst den meisten Kandidatinnen vermutlich klar. Tränen, Soap Opera, Lärm, Verzweiflung, jetzt auch Rassismus. Alles nur um einen kleinen Tanz um ein großes Nichts aufzuführen. Wenn den ganzen Mist auch nur eine der Kandidatinen schluckt, hoffe ich doch, dass es neben der öffentlichen Demütigung im Permanenz backstage so was wie psychologische Nachbetreuung gibt.

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  3. Anne Panne

    14. Januar 2011

    @Charles
    Nun, dass nach der ATV Produktion "Das Geschäft mit Liebe" Rassismus im österreichischen Fernsehen anscheinend anstandslos ausgestrahlt werden kann ohne auf gröbere Gegenreaktionen zu stoßen ist Magalies "Negeroide" die träurige Weiterführung was Orsolic und Co gestartet haben. Bei 30% FPÖ WählerInnen ist das alles mehr als bedenklich.

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  4. Anne Panne

    14. Januar 2011

    @Charles again
    Oh, mit der deutschen Grammatik hat mein letzter Satz leider wenig zu tun aber ich denke du verstehst worauf ich hinauswollte.

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  5. anima

    21. Januar 2011

    großartig *****
    Danke für diesen wundervollen Artikel !!!
    Ich muss noch immer schmunzeln!

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