18. Oktober 2013

Thommy Ten und Amelie im Gespräch

Vielen ist vermutlich noch der Auftritt in der ORF-Show „Die Große Chance“ in Erinnerung, bei dem Thommy und Amelie das Publikum mit Mentalmagie vom Feinsten begeisterten. Auch in der Sendung „Das Supertalent“ konnten sie schon ihr einmaliges Können zeigen. Inzwischen tritt das magische Paar rund um den Globus auf und hat sich international einen Namen gemacht.
Am 26.10.2011 von 13:00 – 13:30 wird Thommy Ten dem Wiener BuchQuartier einen Besuch abstatten. Neben einer Zaubershow gibt es auch eine Lesung aus seinem neuen Buch Zauberkunst lernen mit Thommy Ten, das vor allem den jüngsten Magiebegeisterten den Einstieg in die Zauberei erleichtern soll.
Stadtbekannt hat Thomas Höschele alias Thommy Ten und Amelie Van Toss live auf der Bühne erlebt und sich anschließend mit ihnen über die Zauberleidenschaft, das Leben auf Tour und besondere Momente rund um die Shows unterhalten.

Stadtbekannt: Zauberkünstler ist ja definitiv alles andere als ein gewöhnlicher Beruf. Wie seid ihr zur Magie gekommen? 

Thommy: Also bei mir war es ganz klassisch. Als Kind mit zehn Jahren habe ich das erste Zauberbuch bekommen und war davon sofort gefesselt. Ich bin dann einem Zauberklub beigetreten, habe mit Auftritten bei Geburtstagsfeiern begonnen. Das wurde im Laufe der Zeit immer mehr. Parallel zum Studium habe ich auch erfolgreich an Meisterschaften teilgenommen, was mich sehr motiviert hat. Und vor zwei Jahren ist dann Amelie dazugestoßen…

Amelie: Genau. Ich habe zunächst einmal für eine Show, den Auftritt bei der “Großen Chance”, ausgeholfen, sozusagen als “typische Assistentin”. Seitdem treten wir gemeinsam auf. Die Leidenschaft hat sich bei mir inzwischen so weit entwickelt, dass ich auch Einzelacts habe.

Thommy: Sie ist ja eine der wenigen, wenn nicht die einzige, Profi-Zauberkünstlerin in Österreich.

Stadtbekannt: Wie sieht eigentlich euer Training aus?

Thommy: Am Anfang war der Zauberklub sehr interessant für den Austausch. Man hilft sich gegenseitig. Mittlerweile haben wir ein Team von anderen Zauberern, Regisseuren, und Schauspielern um uns herum, mit denen wir an den Acts arbeiten. Und dann ist das Allerwichtigste: Üben, üben, auftreten, auftreten. Durch die Resonanz des Publikums wird die Show besser. Das Publikum ist immer das Wichtigste.

Stadtbekannt: Sicher gibt es immer wieder heftige Reaktionen, wenn Leute mit dem Unfassbaren konfrontiert werden. Was war denn eine besonders lustige Reaktion eines Zusehers?

Amelie: Wir haben da einen Act, wo jemand von mir an der Hand berührt wird, und eine ganz andere Person das spürt, obwohl sie keiner berührt. Einmal haben wir einen Herrn und eine Dame auf die Bühne geholt. Er wurde dann von mir an der Hand berührt. Die Dame hat die Berührung gespürt, die Augen aufgerissen, sich umgedreht und den Herrn gefragt, ob er sie heiraten will… Nur ist im Publikum ihr Mann gesessen, der dann aufgesprungen ist und laut „Nein, nein!“ geschrien hat!

Thommy: Sowas passiert halt. In dem Fall war es genau zum Ende der ersten Hälfte eines abendfüllenden Programms. Einen besseren Abschluss kann man sich kaum vorstellen.

Stadtbekannt: Woher habt ihr eigentlich die Ideen für eure Tricks?

Thommy: Die meisten Ideen kommen von uns. Das kann ganz spontan passieren, auch im Alltag…

Amelie: Ich habe zum Beispiel einmal einen Ring im Meer verloren und ihn tatsächlich wiedergefunden. Das war dann für mich der Ansporn, einen eigenen Act daraus zu machen – dass ich den Ring immer wieder finde, auch wenn er im Publikum versteckt wird.

Stadtbekannt: Eure Spezialität ist ja das Gedankenlesen. Ich habe bei eurem Act wirklich gut aufgepasst, aber wie er funktioniert, habe ich nicht verstanden. Ist es euch schon einmal passiert, dass jemand einen Trick „durchschaut“ hat?

Thommy: Also es gibt ja immer wilde Spekulationen aus dem Publikum, wie etwas funktionieren könnte.

Amelie: Die Leute stellen dann die verrücktesten Theorien auf, so verrückt, dass wir selbst erstaunt sind, wie kreativ sie sind. Aber im Prinzip bleibt das Geheimnis immer recht gut bei uns.

Thommy: Da war zum Beispiel kürzlich eine Dame, die felsenfest davon überzeugt war, dass ein Trick mit Amelies Kleid (es war ein bisschen länger) zusammenhing. Bei einer anderen Show, wo die Dame auch zu Gast war, hat Amelie sich dann für ein anderes Kostüm entschieden, und der Trick hat wieder funktioniert. Für die Dame war dies noch verblüffender und somit eine Steigerung, da ihr ausgedachtes System doch nicht funktionierte.

Stadtbekannt: Habt ihr auch richtig gefährliche Tricks im Programm?

Thommy: Klar kann immer wieder mal was passieren, wir sind ja live auf der Bühne. Wir stecken gerade in Plänen für neue Illusionen, welche in diese Richtung gehen, aber da möchte ich eigentlich noch nicht zu viel verraten!

Stadtbekannt: Das bleibt also noch geheim, klar. Wie sieht es bei euch eigentlich mit Lampenfieber aus?

Amelie: Ich spüre immer das Adrenalin, bevor ich auf die Bühne gehe. Das ist auch gut, weil es einen antreibt. Wenn man gelangweilt hinausgeht, merkt das Publikum das. Vorfreude ist natürlich auch wichtig. Die Nervosität ist bei mir immer dann am Schlimmsten, wenn ich vor Publikum auftrete, das ich kenne.

Stadtbekannt: Wie lange braucht ihr, um euch auf einen Abend vor dem Publikum einzustellen?

Amelie: Wichtig ist für uns, die Bühne und den Raum vorher zu sehen, Sachen auszuprobieren, alles aufzubauen… Es kann schon sein, dass wir da einen halben Tag oder sogar einen ganzen vor Ort verbringen.

Thommy: Und natürlich schaut man sich auch kurz vor der Show „undercover“ das Publikum an, wie sie so sind, wie die Stimmung ist. Wollen sie eher Gag auf Gag, oder sind sie gemütlicher drauf? Je nachdem stellt man sich ein.

Stadtbekannt: Es macht ja auch einen Unterschied, ob man vor Kindern oder vor Erwachsenen spielt.

Thommy: Klar, bei Erwachsenen hat man eine größere Auswahl an Dingen, die man zeigen kann. Kinder sind dafür wieder sehr direkt. Wenn man da irgendetwas sieht, das man nicht sehen sollte, wird das gleich laut rausgerufen. Das kann man natürlich auch gezielt nutzen. Wenn zum Beispiel ein Kind vermutet, ein Ball ist an einen speziellen Ort verschwunden, und er ist nicht dort, dann kann man es zwei Mal verblüffen.

Amelie: Was bei erwachsenen Zusehern immer gut ankommt, zum Beispiel bei Auftritten auf  Firmenfeiern, ist, wenn man die Firma ins Programm einbaut.

Thommy: Oft gefragt ist etwa, neue Automodelle „erscheinen“ zu lassen. Je mehr man über das Publikum weiß, desto besser kann man sich spezielle Gags einfallen lassen, die quasi maßgeschneidert sind.

Stadtbekannt: Was war eigentlich euer schönster Auftritt aller Zeiten?

Amelie: Das ist schwierig, weil ja viele Orte speziell sind, die man aber nicht vergleichen kann. Ein Familienhotel auf Korsika ist natürlich anders als eine Show in Amerika oder ein Auftritt im Zirkus. Das hat alles seinen eigenen Reiz!

Thommy: Diesen Sommer waren wir zum Beispiel in Korsika, Open Air, 400 Zuseher. Tagsüber kann man an den Strand gehen, abends spielt man.

Stadtbekannt: Und eure Pläne für die nahe Zukunft? Wo werdet ihr demnächst auftreten?

Thommy: Zur Weihnachtszeit werden wir im Zirkus vor 1.200 Leuten auftreten und 30 Vorstellungen spielen. Parallel dazu treten wir im Jänner bei den Deutschen Meisterschaften an, wo es darum geht, den Titel zu verteidigen. Da wollen wir natürlich noch eins draufsetzen, weil wir dann vor 400 bis 500 anderen Zauberern spielen. Das ist schon ein kritischeres Publikum, da die ja schon einiges gesehen haben. Solche Profis zu verblüffen, ist ein extra tolles Gefühl.

Stadtbekannt: Klingt nach Herausforderung! Habt ihr eigentlich einen Lieblingstrick, der euch besonders viel Spaß macht und besondersgut ankommt?

Amelie: Da ist zum Beispiel der Trick „Feingefühl“ (Anm.: Hier nimmt Thommy Gegenstände aus dem Publikum entgegen und Amelie errät sie mit verbundenen Augen, ohne sie zu berühren.) Das ist immer anders, da kommen immer andere Gegenstände. Lustig ist es beispielsweise, wenn es spezielle „Damengegenstände“ sind, die Thommy nicht kennt…

Thommy: Aber jetzt weiß ich, was eine Wimpernzange ist! Zuschauer haben teilweise verrückte Dinge wie Vasen oder ihre Haustiere mit. Einer hat sogar einen Kolben aus einem Automotor mitgebracht. Wir können also nicht wirklich beeinflussen, was kommt. Darum spielen wir ihn so gerne. Auch bei den Meisterschaften werden wir ihn zeigen.

Stadtbekannt: Dann wünsche ich euch viel Glück bei den Meisterschaften! Herzlichen Dank für die tolle Show und das Gespräch!

Bilder (c) www.thommyten.com

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