30. August 2011

Streit um die neue Landebahn

Der Flughafen Wien Schwechat soll eine dritte Piste bekommen. Darüber freut sich nicht jeder – vor allem weil Bauplanung dort keine besondere Stärke zu sein scheint.

Eines muss man dem Flughafen Wien Schwechat ja lassen. Zwar weitaus nicht der größte Flughafen in Europa, ist er jedoch mit Sicherheit der unterhaltsamste. Nachdem man es beim Bau des neuen Terminals „Syklink“ gerade geschafft hat, die Kosten um das eineinhalbfache zu überschreiten (ca. eine Milliarde Euro anstatt der veranschlagten 400 Millionen) wofür wohl auch die ca. 3.000 festgestellten Baumängel sorgten, ist es nun eine geplante dritte Start- und Landebahn, die für Unfrieden sorgt.

Für und Wider

3.680 Meter lang und 60 Meter breit soll das Prachtstück sein, das die Flughafen Wien AG den besorgten Anrainern vor die Nasen und vor allem vor die lärmgeplagten Ohren klotzen will. Kein Wunder also, dass es auf der gestern begonnenen öffentlichen Bauverhandlung im Schwechater Multiversum Granada spielt. Jeder, der sich betroffen, berufen oder befähigt fühlt, kann dort seine Meinung zum geplanten Projekt kundtun. So schnell scheint der Gesprächsstoff dabei nicht auszugehen.
Bis Montagmittag meldeten sich bereits 144 Personen zu Wort. Die Möglichkeit dazu besteht noch bis zum 7. September. Während die Flughafenvertreter die Wichtigkeit und Notwendigkeit der dritten Piste für Wien als Flugknotenpunkt betonen, sind es für die die Nachbarn des Flughafens vor allem die Einflugschneisen von und nach Wien Schwechat, die ihnen Kopfschmerzen bereiten. Nach der Bauverhandlung sind ab 7. September dann berufene Experten am Wort, die das ihre zum Bauprojekt kundtun sollen. Mit einer erstinstanzlichen Entscheidung zur Baugenehmigung ist bis Ende dieses Jahres zu rechnen.

Mehr Passagiere, mehr Lärm

Im vergangenen Jahr verzeichnete der Flughafen Wien Schwechat insgesamt 246.146 Flugbewegungen und wickelte dabei Reisen für fast 20 Millionen Passagiere ab. Damit steigerte man die Passagierfreuquenz seit 2003 um knapp sieben Millionen. Ein Rekordjahr konnte man 2008 feiern als, wohl vor allem wegen der Fußball-Europameisterschaft, 266.402 Personen den Weg nach Schwechat fanden.

Kritik äußert bereits jetzt die Antifluglärmgemeinschaft (AFLG) an einigen der bisher angefertigten Gutachten zu den Auswirkungen der geplanten Piste. Studien, die eine gravierende Gesundheitsgefährdung durch den Fluglärm beweisen sollten, seien schlicht vergessen worden. Vertreter des Flughafens wollen davon nichts wissen und verweisen sogar auf eine mögliche Entlastung der Anrainer durch die neue Start- und Landebahn.
Bereits zwischen 2000 und 2005 habe es auch das mit 50 Verfahrensparteien die umfangreichsten, jemals in Europa verhandelten Mediationsverfahren zum geplanten Bauprojekt gegeben.

Bauen in Wien Schwechat…

Angst haben könnten neben den direkten Flughafen-Anrainern jedoch auch alle anderen Wiener und Niederösterreicher (Stadt und Land sind in Besitz von 40 Prozent der Anteile), wenn man an die Bauarbeiten herangeht wie beim Prestigeprojekt Skylink. Neben den eklatanten Kostenüberschreitungen, sind es auch massive Korruptionsvorwürfe bei den Auftragsvergaben und Schildbürgerstreiche beim Bau, die an der vorhandenen Kompetenz zweifeln lassen. So vergaß man beispielsweise auch nach über zehn Überarbeitungen des ursprünglichen Plans immer noch in dem 700 Meter langen Gebäude Toiletten einzubauen.
Fixe Details zum Bauprojekt der Landebahn gibt es bisher noch keine, Baubeginn könnte erst 2014 sein. Das Magazin Format schätzt die Kosten auf zwischen 1,2 und 1,8 Milliarden Euro.

6 Kommentare

  1. Clara

    30. August 2011

    Wer nach Schwechat zieht
    Oder in die Umgebung, und das tun sehr viele, und sich nach dem Einzug über Lärm beschwert, verdient unser Mitleid nicht.

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  2. Joe

    30. August 2011

    stimmt
    ähnlich wie die schlauen leute, die auf billigem grund in der nähe einer bahnstrecke gebaut haben und sich heute über den zuglärm beschweren.

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  3. Clara

    30. August 2011

    @Joe
    Stimmt. Das Arrangement ist jedem klar: Billige Gründe vs. erhöhter Lärm. Der Lärm ist das trade off für den billigen Grund. Im Nachhinein zu jammern, dass der Lärm aber schon überraschend sei, ist eigentlich ein Witz. Aber man könnte natürlich auch den Flug-, Bahn- und sonstigen verkehr einstellen, dann haben es alle imemr schön ruhig.

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  4. Joe

    30. August 2011

    @clara
    genau. und keine kraftwerke, stromleitungen und handymasten mehr bauen. was wär das für ein schönes, ruhiges leben (o:

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  5. Merlin und Mimm

    30. August 2011

    Ach?
    Und euer Auto fährt wohl auch ohne Wald?Grenzenloses Wachstum des Flugverkehrs ist eine großartige Idee und freut nicht nur Anrainer sondern auch die Umwelt.

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  6. Joe

    30. August 2011

    @merlin und mimm
    ohne frage muss ein solches projekt im rahmen strenger rechtlicher bedingungen in bezug auf umwelttechnische und soziale auswirkungen gebaut werden.

    prinzipiell wünsche ich aber viel spaß bei der nächsten urlaubsreise auf dem fliegenden teppich, denn, denn die schädigung von mutter natur durch einen flug oder eine busreise wirst du wohl nicht auf dem gewissen haben wollen, oder?!

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