22. September 2011

Sperrstunde 4:00 Uhr adé – im Flex wird ab August wieder bis 6:00 Uhr gefeiert!

Ab August kann im Flex endlich wieder bis 6:00 Uhr gefeiert werden. Der international bekannte Club ist seit den 90er Jahren fixer Bestandteil der Wiener Partyszene – und hat unter der restriktiven Sperrstundenpolitik der letzten Jahre gelitten. Wird mit der Sperrstundenverlängerung Wiens bekanntestem Club wieder Leben eingehaucht?

JedeR kann sich wohl an sein erstes Mal im Flex erinnern. Wer in Wien lebt, oder gelebt hat, kommt eben nicht an der Party-Institution vorbei. Wie ein Chamäleon veränderte das Flex über die letzten Jahre immer wieder seine Gestalt – Anbauten, Ausbauten, aber auch neue Regeln wurden über die letzten Jahre hier umgesetzt. Die Zeiten, in denen das eigene Bier auf den unzähligen Tischen vorm Club konsumiert werden konnte, sind jedenfalls vorbei. Dennoch: Ab August kann im Flex endlich wieder bis 6:00 Uhr gefeiert werden, was nach den letzten drei Jahren keine Selbstverständlichkeit ist. Wir haben die Ereignisse der letzten Jahre und die Implikationen für die Zukunft für euch im Abriss.

4:00 Uhr – Licht an!

Seine wohl traurigste Ära erlebte das Flex in den letzten drei Jahren, als der Club beinahe von einem Tag auf den anderen um Punkt 4:00 Uhr zusperren musste. Im Sommer 2008 kontrollierte die Polizei regelmäßig, ob um 4:00 Uhr alle Lichter aufgedreht wurden und setzte somit Abend für Abend Musik und Feierei ein abruptes Ende. Was viele wohl anfangs als Problem wahrnahmen, das mit Sicherheit bald aus der Welt geschafft würde, entpuppte sich als Dauerzustand, der die nächsten drei Jahre im Wiener Szene-Club bestimmte. Ursula Stenzel, Wiens wohl berühmt-berüchtigster Anwalt und eine nicht näher bestimmbare Anzahl sich beschwerender Anrainer unterstützen das Vorgehen der Polizei, die ihre Maßnahmen primär mit dem Drogen(dealer)problem vor dem Flex bzw. bei der Augartenbrücke begründete.

Das Programm litt im Flex nicht unter den unangenehmen Umständen – die Bookings blieben gut, sogar ausgezeichnet. Doch das Publikum veränderte sich schnell, viele treue Gäste des Flex suchten nach neuen Clubs für lange Partynächte. Die Eröffnung der Pratersauna vor zwei Jahren lockte viele in den 2. Bezirk, wo man nicht mit der ernüchternden Tatsache der 4:00 Uhr Sperrstunde konfrontiert wurde.  Denn wer will schon für ein gutes Booking zahlen – und dann um 4:00 Uhr den Club verlassen müssen? Das lässt den VeranstalterInnen wenig Raum für gutes Programm, die Clubs füllen sich besonders am Wochenende erst gegen 24:00, 1:00 Uhr, drei Stunden ist dann doch etwas kurz. Im Dezember 2008 startete das Flex eine Unterschriftenaktion zur Bewilligung einer Sperrstundenverlängerung auf 6:00 Uhr, die das Flex schon die Jahre davor nicht bekam – und auch danach nicht.

Ursula, Stress ned!

Ursula Stenzel, Bezirksvorsteherin des 1. Bezirks, ÖVP, wurde über die Jahre quasi zum Gesicht der restriktiven Politik und stand der Bemühungen der Wiener Clubszene, gegen die rigorose Sperrstundenpolitik vorzugehen, regelmäßig im Weg. Ursula Stenzel selbst ist dabei gar nicht direkt zuständig für die Sperrstunde, tritt aber mit voller Überzeugung überhaupt gegen Clubs in Wohngegenden auf. In einem APA Interview vor den letzten Wien-Wahlen 2010 sagte sie:

"Ich bin ein Störfaktor, ich bin unbequem und man versucht alles, um mit subkutanen Methoden an diesem Image nicht nur zu kratzen, sondern es zu zerstören, damit man mich loswird."

Ein Störfaktor und unbequem war sie in den letzten Jahren aus Sicht der Clubbetreiber allemal. Das Künstlerkollektiv „Copy_Paste“ antwortete im Februar 2011 auf die relativ restriktive Sperrstundenregelung in Wien, deren wohl bekanntestes Opfer das Wiener Flex ist. Mit „Ursula Stressned“ ist Copy_Paste nicht nur ein perfektes Cover von „Duck Sauce“  gelungen, sondern es wurde hier auch eine Öffentlichkeit geschaffen, wie sie die Monate und Jahre davor nicht existiert hat. In allen großen Österreichischen Medien wurde über das Video berichtet – und wieder einmal auf die Sperrstundenproblematik aufmerksam gemacht.

Happy End?

Die Initativen und die Öffentlichkeit rund um die Thematik Sperrstunde in Wien kamen dem Flex jedenfalls zu Gute. Denn ab Juni 2011 war klar, Wien hat eine neue Sperrstundenregelung! "Diskotheken – Clubbingloungen" wird mit der neuen Regelung endlich die Möglichkeit geboten, dem Publikum bis 6:00 Uhr in der Früh Programm zu bieten. Das bedeutet auch für das Flex, dass ab August die Türen bis 6:00 Uhr offen bleiben. Ob und wie lange dieser Zustand hält, ist nicht ganz klar, aber hoffentlich bleibt diese neue Regelung, die jedenfalls schon lange überfällig ist. Denn wir haben es nun mit einer Win-Win-Win Situation zu tun: die Clubbetreiber können länger offen haben und so natürlich mehr Geld umsetzen, das Publikum kommt voll auf seine Kosten und die Anrainer werden nicht Mitten in der Nacht von lauten ClubbesucherInnen auf ihrem Nachhauseweg geweckt.

Und was bedeutet das nun für das Flex? Schon 2010 erkämpfte sich das Flex im FM4 Ranking seinen Titel als bester Club Wiens wieder zurück, trotz Sperrstunde. Das Flex ist und bleibt einer der wichtigsten Clubs in Wien, Anlage, Booking und Lage sind ausgezeichnet. Natürlich setzt die Sperrstundenverlängerung nicht allen Kontroversen rund um das Flex ein Ende: das Publikum ist jünger als früher, viele TouristInnen haben das Flex für sich entdeckt, das Underground-Feeling der 90er und beginnenden 2000er ist über die Jahre vielleicht etwas verloren gegangen und auch das Verbot von selbstmitgebrachten Getränken hat immer wieder für Unmut unter den Gästen gesorgt. Aber die Sperrstundenverlängerung wird das Flex sicherlich wiederbeleben, wird viele Partygäste wiederbringen, das Publikum jedenfalls verändern.

Wenn Wien mit den Großstädten dieser Welt mithalten will, dann darf es eben so wichtigen und vor allem bekannten Institutionen wie dem Flex nicht die Luft zum Atmen rauben, was in den letzten Jahren geschehen ist. Die Verlängerung bedeutet eine Rückkehr zum alten Glanz, legendäre Parties bis in die Morgenstunden sind wieder möglich. Wir freuen uns und hoffen, dass Frau Stenzel in Zukunft kein Störfaktor mehr sein wird.

| THERESE KAISER / www.twitter.com/thereseterror

3 Kommentare

  1. Susi

    29. Juli 2011

    saufen ohne Ende
    Flex oida

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  2. Charles

    29. Juli 2011

    Wunderbar
    Ich freu mich so. danke Wien, dass du mir das Flex zurück gegeben hast.

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  3. Bartender

    30. Juli 2011

    Bazinga!!!
    Yeah endlich nimmer deppat auf die Ubahn warten müssen 😀

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