24. Juli 2017

Pro / Kontra: Radfahren

Fahrrad (c) STADTBEKANNT

Radfahren in Wien

Sommer in Wien: brütende Hitze, stauverstopfte Straßen, übervolle öffentliche Verkehrsmittel. Ist Radfahren ein Ausweg? Wir schauen uns das mal genauer an.

 

Pro

Fahrradfahren. Schnell, billig, unabhängig, gesund und umweltschonend: die Gründe für das Fahrrad sind zahlreich und liegen auf der Hand.

Schweißbaden

Es ist heiß, es ist ungemütlich, es schwitzen die Fahrgäste: 42° C in der U6 sprechen wohl eine deutliche Sprache. Was tun? Fahrradfahren, um fremden Schweiß abzuwehren!

Schnell sein

Vor allem wenn es um Geschwindigkeit geht, hat das Fahrrad die Nase vorn: kein Warten an Haltestellen oder Stationen, kein endloses Staustehen, kein ewiges Parkplatzsuchen. Fahrradfahren, um immer am schnellsten von A nach B zu kommen.

Billig unterwegs

Auch der Kostenfaktor ist nicht zu vernachlässigen: eine Jahreskarte für die Wiener Linien kostet € 365, ein Auto kommt mit Steuer, Versicherung und Benzin auf weit mehr. Ein gebrauchtes Fahrrad kommt auf €100. Weitere Kosten: (Fast) Null. Fahrradfahren, um Geld zu sparen.

Umwelt schonen

Aber nicht nur die Geldbörse, auch die Umwelt wird geschont: ob man jetzt an den Klimawandel glaubt oder nicht – dass Fahrradfahren wesentlich umweltfreundlicher ist als die Drecksschleuder Auto sollte jedem klar sein. Fahrradfahren, um nie wieder ein Greenpeace Abo gegen das schlechte Gewissen abschließen zu müssen!

Es lebe der Sport!

Ein weiterer angenehmer Nebeneffekt: kaum ein Sport ist so gesund wie das Radeln. Gelenkeschonend werden nicht nur die Muskeln trainiert und Fett abgebaut- eine Stunde leichtes Fahrradfahren verbraucht immerhin 300kcal – sondern auch das Herz-Kreislauf-System und die Gefäße werden gestärkt. Fahrradfahren, und nie wieder zum Arzt gehen!

Freunde finden

Ja, wer mit dem Rad fährt, trifft ganz bestimmt auf andere Leute, die auch mit dem Rad fahren. Ob man nun die große Liebe beim Fahrrad abstellen trifft oder vielleicht bei der Critical Mass aktiv werden will, Fahrradfahren verbindet! Fahrradfahren, statt Facebook-Profile stalken!

Das Lebensgefühl

Fahrradfahren ist aber nicht einfach nur eine gesunde Methode um schnell und billig von A nach B zu gelangen: Radfahren ist eine innere Einstellung, ein Lebensgefühl. Radfahren macht Spaß! Wenn man wieder mal an einer stehenden Autokolonne vorbeizieht, der selbst bei tropischen Temperaturen angenehme Fahrtwind im Gesicht, kann man einfach nicht anders als zufrieden lächeln. Und wer einmal auf das „Easy Rider“-Feeling reinkippt kommt so schell nicht mehr los: die wachsende Muskelmasse und Ausdauer ist in allen Lebensbereichen von Nutzen und das Gefühl der unendlichen Mobilität überträgt sich auch auf andere Bereiche. Fahrradfahren, weil es sowieso das Allerbeste ist!

 

Contra

Radfahren tötet – nein, das soll keine Anspielung auf die erschreckende Unfallstatistik sein, nach welcher Radfahrer zu den gefährdetsten Verkehrsteilnehmern gehören – Radfahren tötet nämlich hauptsächlich Nerven. Ein Blick auf die vielen Contras.

Schweißbaden

Am Morgen noch geduscht, mit dem Fahrrad in die Arbeit – Fahrrad abstellen und schweißgebadet angekommen. Sport und Bewegung bringt die meisten Menschen ins Schwitzen. Da kann das “aber in der U-Bahn stinken mich die Leute mit ihrem Schweiß an” Argument im Null Komma Nichts wieder entkräftet werden. Also Fahrradfahrer schwitzt man selber. Ist das so viel besser?

Die Gefahr lauert überall

Mangelnde Fahrradwege, Abstellplätze oder aggressive Autofahrer sind nur drei der vielen Gefahren, denen man im Straßenverkehr ausgesetzt ist. Eine durchschnittliche Fahrt innerhalb Wiens kann einen da schon ordentlich ins Schwitzen bringen, nicht nur die oben angesprochene Anstrengung beim in die Pedale treten fördert die Transpiration, auch die Aufregung wenn links und rechts die Autos vorbeibrausen oder man sich in Staus durch engste Lücken zwischen stehenden Autos durchschlängeln muss regt sie an.

Schnell sein?

Nur weil man an Staus vorbeifahren kann ist man noch lange nicht schneller am Ziel, bei rot warten muss man als vollwertiger Verkehrsteilnehmer ebenfalls. In Bus, Straßen- oder U-Bahn ist man mindestens gleich schnell unterwegs und kann am Weg noch gemütlich Zeitung lesen oder die E-Mails checken, ohne verschwitzt und müde anzukommen.

Packesel

Am Heimweg noch schnell einkaufen gehen? Geht nicht, wenn man keinen Rucksack dabei hat, wo man das alles auch reinpackt. Denn ein Fahrrad sollte man nur “sicher” beladen, und das ist ohne Gepäcksträger gar nicht so einfach. Die neue Handtasche, die man gerne austragen möchte kann man sich da gleich abschminken. Wenn Fahrrad, dann Rucksack.

Die Frisur sitzt

Helm oder nicht Helm? Eine Frage, die man sich als Fußgänger zum Glück nicht stellen muss. Da sitzt die Frisur, da kann man sich die Haare hochstecken und die Stirnfransen frisieren und man kommt am Ende bestimmt mit der gleichen Frisur am Ziel an.

Parkplatzprobleme adé?

Ist man dann also nun endlich angekommen heißt es: das Fahrrad irgendwo festmachen. Aber wo? Das ist ja auch nicht immer so einfach.

Sicherheitscheck

Mindestens ein Bügelschloss – wenn nicht sogar zwei – sollte man sein Eigen nennen, wenn man einem Diebstahl vorbeugen will. Da hilft dann auch der richtige Abstellplatz nichts. Besser, man nimmt auch das Licht noch ab, bevor man das Rad alleine stehen lässt. Einzelteile werden schließlich auch gerne gestohlen. Und was hat der Radfahrer: Angst und Bangen als ständige Begleiter – da bedanken sich die Nerven!

Anhängsel

Und wo wir schon bei „ständiger Begleiter“ sind: los wird man das Fahrrad auch nicht so schnell. Trifft man zufällig Freunde oder will noch spontan bummeln gehen muss man das Rad entweder mitschieben oder später die Strecke zurücklaufen um es zu holen. Mühsam!

Achte auf deine Nächsten

Aber nicht nur dem Fahrradfahrer selbst kostet dies Nerven, auch für Fußgänger sind Radfahrer ein Ärgernis und auch oft eine Gefahr. Viele Radfahrer „vergessen“ gerne mal, dass man als vollwertiger Verkehrsteilnehmer nicht nur Rechte, sondern auch Pflichten hat. Bei rot und bei Schutzwegen anzuhalten scheint für viele einfach nicht nötig. Einbahnen werden sowieso in jede erdenkliche Richtung befahren. Selbst Gehsteige und Fußgängerzonen sind vor ihnen nicht sicher. Wien darf nicht Amsterdam werden, wo Radfahrer sich den Weg mitten durch Fußgängergruppen bahnen – das Wort „Waffenrad“ bekommt hier eine tragische Zweitbedeutung. Wien hat eines der best ausgebauten öffentlichen Verkehrsnetze weltweit, also warum sich auf den Stress einlassen? Gebt die Stadt den schwächsten Verkehrsteilnehmern zurück: den Fußgängern.

 

Fazit

Es ist keine neue Diskussion und sie wird uns bestimmt auch noch länger begleiten. Ob nun Fahrrad ja oder nein, muss jeder für sich selbst entscheiden. Was aber tatsächlich sowohl für die Pro- also auch die Contra-Fahrradfahrer wichtig sein sollte, ist der gegenseitige Respekt, der auf Wiens Straßen bis jetzt leider noch sehr oft fehlt. Also, Peace and Love!

1 Kommentar

  1. steaky

    15. Juli 2015

    Das Fahrrad ist für mich seit meiner Kindheit DAS Fortbewegungsmittel schlechthin. Immer verfügbar, flexibel und unabhängig. Für mich ist es deshalb wichtig, in einer Stadt zu leben, wo ich die meisten meiner Wege mit dem Rad zurück legen kann. Der Wiener Verkehr ist leider nicht sehr fahrradfreundlich, aber man kommt zurecht. Ich bin innerhalb von Wien selten länger als 30-45 min mit dem Rad unterwegs. Ist also alles machbar. Und wenn man sich daran gewöhnt, immer Rad zu fahren, passt man seinen Lifestyle eh daran an. Also praktische Kleidung, Rucksack etc. und mit Fahrradtaschen ist auch ein größerer Einkauf kein Problem.

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