30. November 2011

Lösung für das Amerlinghaus in Sicht?

Eine Wiener Institution – das Kunst- und Kommunikationszentrum Amerlinghaus steht aufgrund schwindender Subventionen kurz vor dem aus nun zeichnet sich doch eine Lösung ab. Ein Bericht über das Amerlinghaus, seine Geschichte und Bedeutung für Wiens Kulturszene, so wie die aktuell besonders prekäre Situation.

Was wäre Wien ohne dem Spittelberg wie wir ihn heute kennen? Was wäre die Stadt ohne ihre autonome Polit- und Kulturszene? Es wäre wahrscheinlich ein langweiliger und verstaubter Ort und nicht der kreative Melting Pot, der es in den letzten Jahren immer mehr geworden ist. Eine Stadt in der das Stadtmarketing mit seiner Gegenkultur wirbt und in der Vielfalt, Kunst und Kultur groß geschrieben werden.

Das Amerlinghaus – Ein Stück widerständige Stadtgeschichte

Heute befindet sich der Spittelberg mitten in Boboville dem „urbanen Hotspot“ der Stadt, wo sich KreativarbeiterInnen und WissensproduzentInnen tummeln, wo ein Szenelokal neben dem anderen eröffnet. Doch das war nicht immer so. Das Amerlinghaus, das sich im Herzen des Spittelbergs befindet, war früher kein Kunst- und Kulturzentrum, nicht einmal ein Restaurant.
In den 70er Jahren wurde damit spekuliert das gesamte Areal aus der Biedermeierzeit abzureisen und stattdessen einen neuen Stadtteil zu errichten.

Dagegen wehrten sich politische AktivistInnen, StudentInnen, KünstlerInnen und Jugendliche. Eine der bekanntesten Aktionen dieser Bewegung war die Besetzung des Amerlinghauses. Die BesetzerInnen erkämpften sich damit ein selbstverwaltetes Zentrum am Spittelberg, das von der Stadt Wien renoviert und 1978 wieder eröffnet wurde

Damit zählt das Amerlinghaus neben dem WUK und der ARENA zu den bedeutendsten selbstverwalteten Kultur- und Vereinszentren, die in dieser Zeit aus Besetzungen hervorgegangen sind. Natürlich nicht zu vergessen das EKH, hinter dessen Besetzung jedoch eine andere Geschichte steht und das auch erst in den 90er Jahren besetzt wurde.

Das Amerlinghaus heute

Den meisten BewohnerInnen und BesucherInnen des Amerlinghaus ist es vorrangig aufgrund des darin beheimateten Amerling Beisels bekannt. Seit 1978 aber sind  im Amerlinghaus über 50 verschiedene Initiativen und Gruppierungen beheimatet. Von der Kindergartengruppe, denTanzkurs, un/politische und künstlerische Organisationen, bis zum Seniorenverein findet hier seit 33 Jahren ein reges Vereinsleben statt. Das Amerlinghaus, konnte als Ort für gemeinnützige Vereine, Kulturinitiativen und Gruppierungen, nur mittels Subventionen erhalten werden.

Die Fördergelder der Stadt Wien wurden aber in den letzten Jahren weniger, was zur Folge hatte das man schon seit einiger Zeit Zukunftsängste hatte. Diese wurden 2011 virulent, weil Teile der Subvention seit Jahren nicht an die Inflation angepasst wurden und damit nicht nur, die laufenden Kosten nicht gedeckt werden konnten, sondern man vor einer Überschuldung steht. Die Förderungen die es gibt sind mittlerweile an Bedingungen geknüpft und reichen für die Bezahlung der Gehälter der Angestellten nicht mehr aus, ebenso wenig wie für den Strom, welcher im oberen Stockwerk bereits abgedreht wurde. Schon im Sommer stand dem Amerlinghaus auch die erste Räumungsklage ins Haus. Die Lage im Amerlinghaus hat sich auch deshalb sehr verschlechtert, weil Gelder zurückgehalten wurden. Der Vorschlag der Stadtregierung zur Problemlösung war bis vor kurzem, das Haus an die GESIBA zur gewinnbringenden Verwertung zu übergeben.

Mögliche Lösung in Sicht?

Nun ist die rot-grüne Stadtregierung in sich gegangen und stimmt  einer möglichen Lösung des Problems zu, die den Erhalt des Amerlinghauses als Kultur- und Kommunikationszentrum doch noch ermöglichen könnte. Sie stimmt dem Antrag auf Sondersubvention in der Höhe von 260.000 Euro für die erste Jahreshälfte 2012, und einer nochmaligen Zahlung von 181.000 Euro zu. Mit der Bedingung, dass der Verein Amerlinghaus bis dahin entschuldet ist und einen Finanzsanierungsplan vorlegen kann. Der Verein selbst möchte auch die Entschuldung im Umfang von 140.000 Euro. Offen bleibt allerdings ob es eine Soforthilfe gibt, denn Mahnungen und Klagsandrohungen bedrohen momentan das Amerlinghaus.

Infos für all jene die sich für das Bestehnbleiben des Amerlinghaus einsetzen möchten findet ihr auf der Hompage und der Facebook Seite Solidarität mit dem Amerlinghaus!

signatur_cornelia.jpg Cornelia Dlabaja

Verloren in der Stadt: Auf Entdeckungsreise im Asphaltdschungel

2 Kommentare

  1. mercury

    30. November 2011

    Warum sollte die stadt einen verien,
    der überschuldet ist entschulden? Wieso haben die darauf Anspruch? Mir ist das ein Rätsel.

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  2. Mäusemelker

    30. November 2011

    Das Amerling Haus ist zwar längst
    auch selbst ziemlich Bobo, aber zum 7ten gehört es einfach dazu. Gut wenn es bleiben kann.

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