27. Juni 2011

LIMDA – Flüchtlingskinderhilfe

LIMDA ist ein sozial-integratives Nachbarschaftsprojekt, wobei die Nachbarn in diesem Fall die in unmittelbarer Nähe lebenden BewohnerInnen des Ute-Bock-Hauses sind. Familien, die vor dem Krieg in ihrer früheren Heimat geflohen sind, um Schutz und Sicherheit zu finden. Das Projekt LIMDA hilft den Kindern dieser Familien, ermöglicht den Kindern, am Schulunterricht teilzunehmen, bringt die Kinder aus dem Ute-Bock-Haus mit anderen Kindern aus der Nachbarschaft zusammen und unterstützt auch mit Sachspenden.

Wir haben mit LIMDA Chefin Stefanie Ecker über ihre Arbeit, den Verein, Integration und Frau Ute Bock gesprochen.

Seit wann gibt es den Verein LIMDA mittlerweile schon? Was hat Sie dazu bewegt, sich für Kinder von Asylsuchenden zu engagieren?

Das Projekt Limda gibt es seit September 2008, die Vereinsgründung war 2011. Auf Grund der Höhe der Spendengelder wurde die Vereinsgründung notwendig. Ich interessiere mich für die Kinder asylsuchender Eltern, da sie auf Grund ihrer Rechtslage in einer völligen Parallelwelt zu unseren Kindern leben. Die Eltern dürfen nicht arbeiten, bekommen nur Essensgeld von Ute Bock, der Wohn- und Schllafplatz beschränkt sich auf 1,5 Quadratmeter pro Person, es gibt keine Versicherung, nur eine rückgehende falls etwas passiert, wo Hilfe aus gesetzlichen Gründen geleistet werden muss. Fünf Monate rund um die letzten Wahlen war nicht mal eine Schulanmeldung möglich.

Was für Reaktionen erhalten Sie aus Ihrem Umfeld? Gab es auch schon negative Reaktionen?

Die Reaktionen aus dem Umfeld waren und sind grösstenteils positiv. Viele Leute nützen uns als Vermittler und Dolmetscher. Sie wussten davor nicht, wie sie helfen konnten und/oder Kontakt zu den Kindern aufnehmen sollten. Durch unser Projekt wurde es möglich. Natürlich stolpern wir auch über rassistische Gedankengüter bei unseren Ausflügen und wir antworten laut.

Wie viele Leute sind bei LIMDA aktiv? Wie unterstützen Sie die Kinder?

Es sind momentan rund 20 Leute bei Limda aktiv. Wir unterstützen die Kinder, indem wir ihre Lobby sind und ihnen ihre Rechte ermöglichen und ihnen Schutz bieten. Primär haben wir einmal die Woche eine Aufnahme der Bedürfnisse. Da besuchen uns die Klienten an der Adria Wien, unserem neuen Standort und sagen was sie brauchen oder wo die Probleme sind. Wir machen Spielbetreuung z. B. haben wir derezeit ein spezielles Sommerprogramm. Zwei Mal die Woche gehen wir mit den Kindern schwimmen, zwei Mal die Woche findet ein Fussballtraining statt, jede Woche haben wir eine Kinderdisco in der Laderaum-Disco (Des Badeschiffs, Anm. d. Red.) oder Verkleidungsprojekte. Zusätzlich besorgen wir notwendige Kleidung, Kinderwägen, medizinische Hilfe, Sportgeräte und Spielzeuge, Schulgeld und Schulpatenschaften.

Sie sorgen ja auch für medizinische und psychologische Betreuung der Kinder. Wird psychologische Betreuung oft in Anspruch genommen? Welche Probleme haben die Kinder, die (oftmals aus Krisengebieten) nach Österreich kommen?

Die psychologische Betreuung deckt meistens Ute Bock im Zuge der Asylantragsarbeit ab, aber wir decken die Krisenintervention ab, da wir schneller reagieren können. Die Kinder kommen ausschliesslich aus Krisengebieten, ihre Häuser wurden niedergebrannt und ihre Väter abgeholt und nie wieder gebracht, ihre Familienmitglieder wurden vor ihren Augen gefoltert, vergewaltigt und ermordet. Jede Art von Betreuung wird gut angenommen. Es ist nur eine ganz spezielle Arbeit notwendig, um die Klienten zu erreichen. Man zieht unsichtbare Fäden und arbeitet gerecht, das imponiert den Erwachsenen, schafft Ruhe und Vertrauen und gibt Sicherheit. Nachdem sie weder in ihrem Heimatland noch in Österreich diese Lebensumstände haben, könnte man sogar behaupten, das gesamte Projekt Limda ist eine Therapie. Die Probleme der Kinder sind mannigfaltig – eine ausserordentliche Problematik ist die Verdrängung und Unterdrückung des Ichs.

Das Klima in Österreich gegenüber Asylanten ist ja – milde ausgedrückt – eher feindlich. Was kann man dagegen unternehmen? Schränkt Sie das in Ihrer Arbeit ein?

Gegen die asylantenfeindliche Politik kann man nur mit solchen Privatorganisationen ankämpfen. Die persönliche Menschlichkeit, könnte man sagen, ist ein Trostpflaster. Die rechtlichen Zustände schränken die Leute sehr ein, vor allem auf ihrer Suche nach Frieden, die Kinder werden in ihrer Entwicklung durch diese dauernde Unruhe gestört.

Abschiebungen von Kindern war ja erst vor kurzem ein großes Thema in den Medien. Hat diese Öffentlichkeit Ihrer Sache genutzt? Bzw. können Sie etwas unternehmen, wenn es bei einem „Ihrer“ Kinder zu so einer Situation kommt?

Karin, unsere Anwältin, hat eine eigene Strategie, die in einigen Fällen wirklich geholfen hat ein paar von unseren Familien sind zumindest in den Asylantrag aufgenommen worden. Aber das bedeutet für die Kinder nur eine Grundversorgung auf wieder nur 1-2 Jahre, wieder einen Ortswechsel – und darunter leiden sie sehr. Die momentane Situation ist so, dass es für die Kinder unmöglich ist, in Frieden zu leben, also ohne Angst, dass die Polizei an die Türe klopft und die Familie oder ein Familienmitglied mit in Schubhaft nimmt. Unmöglich ist es für sie, Freundschaften zu schliessen bzw. Freundschaften und Kontakte zu österreichischen Familien zu halten.

Welche Art von Unterstützung braucht LIMDA?

Limda braucht Integration. Wenn jeder das, was er kann oder das, was er hat teilt, haben auch diese Kinder Menschenrechte. Limda ist eine Plattform. Wenn also ein Elektriker, oder ein Verkäufer, eine Friseurin oder Geschäftsfrau sagt, ich möchte eine Stunde in der Woche Integration machen, sollen sich diese Personen an uns wenden und wir stellen ein Projekt mit unseren Erfahrungen, unseren Fachexperten und unserem Geld auf die Beine. Limda braucht natürlich viele UnterstützerInnen!

Vielen Dank für das Interview!

Sachspenden können bei Schönwetter den ganzen Tag über bei der Adria Wien (Donaukanal/Salztorbrücke) abgegeben werden. Bei Interesse an Mitarbeit könnt ihr euch an Stefanie Ecker wenden.

Das LIMDA Fest bei der Adria Wien

Am 30. Juni wird an der Adria Wien gefeiert – nämlich die Eröffnung einer neuen Betreuungsstätte. Das Fest soll sowohl auf die Dringlichkeit der Integrationsarbeit von LIMDA hinweisen, als auch die untragbarer Lebensumstände der in Österreich lebenden Asylsuchenden thematisieren. Interessierte sind dazu eingeladen, das Projekt zu unterstützen.

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