17. September 2011

Filmkritik: Am Ende des Tages

Robert (Simon Schwarz) und Kathi (Anna Unterberger) fahren ihren stattlichen BMW von Wien nach Tirol. Die Stimmung ist gut, man ist verliebt, Kathi hochschwanger, und Robert ist ein aufstrebendes Polit-Talent mit ausgezeichneten Chancen auf den Nationalrat. Seine Kindheit in Wien Simmering war unterprivilegiert, und das soll in Zukunft weniger Kindern passieren, dafür setzt er sich ein. Schon gar nicht seinem zukünftigen Eigenen. Seine Frau ist eine Millionärstochter, und er ist  Protegé des Herrn K., der als zukünftiger Minister gehandelt wird.

Dem geplanten Wochenende in der Villa in den Bergen kommt ein Freund aus diesen entbehrlichen Kindheitstagen dazwischen. In seinem schäbigen Pkw macht er zuerst auf der Autobahn auf sich aufmerksam, und nach einer ersten merkwürdigen Verfolgungsjagd geht das Paar mit dem aufdringlichen Sonderling auf einen Kaffee. Für Wolfgang hat sich nie merklich etwas verändert, sein Geld hat er mit Autodiebstählen verdient, bis die Rumänen gekommen sind, die besser organisiert sind und ihn aus dem Markt gedrängt haben. Sein Leben hat er mit einer Spirale aus Alkoholismus, Gefängnis und Kriminalität verbracht, und die Begeisterung für den nun bekannten und erfolgreichen Freund scheint enorm. So enorm, dass Robert und Kathi bald merken, dass der blaue Golf immer wieder auftaucht, wohin auch immer sie fahren.

Der erste Impuls des erfolgreichen Pärchens, ist Geld und Hilfe anzubieten, doch wie sich herausstellt, ist Wolfgang darauf nicht aus. Den scheinbar Irren verbindet etwas mit Robert, das dieser verdrängt zu haben scheint. Doch die Andeutungen, die Wolfgang zu Katharina macht, verfehlen ihre Wirkung nicht, und sie beginnt, ihren geliebten Ehemann, an dem die Auswirkungen des sich entfaltenden Psychoterrors zunehmend sichtbar werden, auszufragen. Wolfgang, brilliant gespielt von Nicholas Ofczarek, nimmt fortan Teile der Identität einer Frau an, die im Mittelpunkt der verdrängten Geschichte steht, mit der er den aufstrebenden Politiker erpresst.

Während Kathi anfangs noch pikiert auf den derben Kindheitsfreund ihres Mannes reagiert, zeigt sich im Verlauf des Films, dass die Berührungsängste von Robert mit seiner Vergangenheit um einiges größer sind als die Angst der gutbürgerlichen Frau vor dem Proletarier. Während das bis jetzt gehütete Geheimnis sukzessive ans Licht gerät, entwickelt sich eine spannende Dreiecksbeziehung vor dem malerischen Hintergrund einer fortlaufenden Österreichwerbung.

Robert demoliert in seiner besten Szene den Pkw seiner Nemesis (Wolfgang), während er im Telefoninterview mit dem Profil seine inhaltsleeren politischen Phrasen zum Besten gibt, bevor er die Kontrolle verliert und das Magazin als Wixvorlage für Mittelschichtproleten beschimpft. Seine Vergangenheit und damit auch den Opferstatus hat Robert abgelegt. Denn mit Tätern, so seine Überzeugung, kann man wenigstens reden, während in einer Tirade über das gesellschaftlich so stark verankerte, verabscheuende Opfertum die einzig wahre politische Offenbarung der ganzen Person zum Vorschein kommt.

Peter Payer hat eine äußerst sehenswerte Verfolgungsjagd auf österreichisch gemacht, die erfreulich gar nicht an Soko Donau erinnert. Nach einem Drehbuch von Kai Hensel thematisiert der Film Verdrängung und Schuld, und die Tatsache, dass am Ende des Tages auch bei deren Bestehen in der österreichischen Politik noch immer alles möglich ist.

Am Ende des Tages läuft seit 26.8. in unseren Kinos.

(Maxi Lengger)

3 Kommentare

  1. Sandra

    1. September 2011

    Spitzenflm!
    Absolute Empfehlung unbedingt ansehen.

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  2. Kater Carlo

    1. September 2011

    Ganz großartiger Film!
    Bin schwer und schwerst begeistert. Unbedingte Empfehlung!

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  3. xxxxx

    2. September 2011

    pfui
    simon schwarz ist vielleicht manchmal ein solider nebendarsteller, aber sicher kein typ für hauptrollen. anna unterberger spielt so schlecht dass es peinlich ist. dass ofczarek mit diesen beiden zwergen spielen muss tut mir leid.

    der film ist wirklich nicht sehenswert, nicht mal wenn man beide augen zudrückt.

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