13. Dezember 2010

Facebook reloaded: digitaler Exhibitionismus ad infinitum

Eingefleischte Fans dürften es sicherlich schon wissen: Durch die Neuerungen erstrahlt Facebook in völlig neuem Design und lässt somit Facebookbekanntschaften noch tieferen Einblick in unser Privatleben.

Mehr Fotos, mehr Details angeben und mehr von sich herzeigen! Der elektronische Seelenstriptease nimmt seinen Lauf und scheint kein Ende zu kennen. CEO Mark Zuckerberg und sein Facebook-Team haben sich wieder einmal mächtig ins Zeug gelegt und gegrübelt, wie sie uns Facebook-Nutzern noch mehr Informationen entlocken können und dazu bringen noch mehr Zeit in der allseits beliebten oder auch zeitweise verhassten Social Media Plattform verbringen. Das Ergebnis: Zuckerberg unterzog Facebook erneut einer Generalüberholung.

Facebook ab sofort im neuen Design

Zurzeit kann man noch selbst entscheiden, ob man das neue Design aktiviert oder nicht, denn ab sofort ist es für abenteuerlustige Facebook Nutzer freigeschaltet. Die Umstellung auf den neuen Look soll bis Anfang 2011 abgeschlossen sein, somit sind auch Sympathisanten des aktuellen Designs gezwungen sich an die umgestaltete Profilseite zu gewöhnen. Insgesamt sind mehr als 500 Millionen Facebook-Nutzer von dieser Veränderung betroffen, die man auf der zugehörigen Webpage ab sofort aktivieren kann.
Das Ziel des Umbaus liegt auf der Hand: Eines der Kernstücke der Facebook-Nutzung ist das Publizieren von Fotoalben und aus diesem Grund setzt das neue Layout vermehrt auf bildliche Inhalte.

Umschrieben wird das Facebook-Facelifting mit Formulierungen wie: Das Profil soll auf einen Blick einen möglichst guten Überblick über die eigenen Aktivitäten geben, die relevantesten Infos stärker in den Vordergrund treten lassen, das Profil übersichtlicher gestalten, Statusupdates von Freunden könnten nun noch viel einfacher verfolgt werden oder jetzt kannst du deine Geschichte auf verschiedene Arten zeigen und erzählen, etc.

Am Ende des Tages muss man jedoch feststellen: So stalker-freundlich wie jetzt war Facebook noch nie.

Die wichtigsten Änderungen auf einen Blick

Die Kurzbiographie rückt mehr in den Vordergrund und Informationen wie Geburtstag, Beruf und Beziehungsstatus erscheinen nicht mehr auf der linken Seite sondern sehr zentral gleich unter dem Profilnamen und über der Pinnwand.
Die Schaltflächen für "Nachricht schicken" und "Anstupsen" wurden auch versetzt und befinden sich im neuen Profil im rechten oberen Eck.

Die Reiter oben fallen auch beim neuen Profil weg, links gibt es dafür im Menü die üblichen Verweise zur Auswahl.
Die Startseite, also die Seite auf der man die meiste Zeit verbringt, ändert sich jedoch kaum.

Mehr Details

Nutzer haben die Möglichkeit Projekte aus Bereichen wie Arbeit, Schule, Sport oder Freizeit, an denen sie teilgenommen haben, mit anderen zu teilen. Neue Kontakte lassen sich nach Kriterien wie Wohnort, Geburtsort, Schule, Ausbildung oder Arbeitgeber suchen.

Bilder sagen mehr als Worte

Fotos von einer durchzechten Partynacht, können markiert werden und werden sofort auf der Bilderstrecke direkt am Profil präsentiert. Nervenaufreibendes händisches Wegklicken wird somit zur Alltagsbeschäftigung, um die persönliche Seite nicht zum Gespött aller Facebookkontakte mutieren zu lassen. Somit wird einem vor Augen gehalten, welche Unmengen an Peinlichkeiten im digitalen Universum namens Facebook mit der eigenen Person eigentlich in Verbindung gebracht werden.
Einziger Lichtblick: Die Privatsphäre-Einstellungen sind von den Neuerungen nicht tangiert. Nur jene Kontakte, die die markierten Fotos sehen dürfen, können auch die entsprechenden Fotos sehen.

Best Friends Forever

Wer gehört zu den besten Freunden? Wer schafft es nicht in die Liste der Best Friends Forever? Aufgrund des neuen Designs ist es nun auch möglich, ausgewählte FreundInnen in den Vordergrund rücken. Aufgrund dieses neuen Tools namens „Featured Friends“ findet unausweichlich ein soziales Ranking statt, in dem man „wichtige Freunde“ öffentlich hervorheben kann. Streitigkeiten sind somit vorprogrammiert. Facebook zieht sich jedoch geschickt aus der Affäre als Verantwortlicher dazustehen, denn es überlässt den Facebookusern selbst die Benennungen der Kategorien.

Cyber Mobbing

Facebook unterstützt somit ein Phänomen, das sich besonders in Schulen in den letzten Jahren massiv verbreitet hat: Das Cyber Mobbing.

Kontakte können künftig nach Beziehungen sortiert angezeigt werden, also beispielsweise unterteilt in Familie, Freunde, Kommilitonen, Arbeitskollegen und so weiter. Das ist ja noch tragbar, jedoch möchte sicher niemand in Listen wie Freaks oder Exfreundin öffentlich erscheinen. Argumentiert wird seitens Facebook mit erhöhter Visualisierung.

Zusammenfassung deines Lebens

Facebook avancierte sozusagen durch die Jahre zur digitalisierten Autobiographie, die durch regelmäßige Updates von einem selbst und mit Hilfe seiner Facebookkontakte ständig auf den aktuellen Stand gebracht wird. Dank frischem Design werden die privaten Informationen auf einem neuen Servierteller präsentiert.

Die Philosophie hinter den neuen Profilseiten von Facebook ist relativ klar, getreu der Facebook-Maxime “Verrate uns so viel von dir, wie nur irgend möglich”, hat es der Social Media Gigant geschafft die Privatsphäre erneut schrumpfen zu lassen und zwingt seine Nutzer erneut umzudenken.

Bereits verfügbar

Das neue Profil kann ab sofort verwendet werden. Unter diesem Link gibt’s das neue Facebook „exposed“. Mit einem Klick auf den Button wird das neue Layout automatisch übernommen.

Es gibt kein zurück mehr

Die Änderungen sind nicht reversibel und somit sollte man sich überlegen ob man den Schritt wagt und auf dieser Seite den grünen Button anklickt, um das neue Profildesign zu erhalten. Auf der anderen Seite ist es sowieso nur mehr eine Frage der Zeit bis man zu dieser Änderung gezwungen wird.

Was haltet ihr von der neuen Profilseite von Facebook? Teilt uns eure Meinung per Kommentar mit.

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