9. Mai 2013

Die Psychoanalyse

Wo wurde die Psychoanalyse erfunden? 

In der Berggasse oder auf dem Cobenzl, jedenfalls aber im Kopf von Sigismund Schlomo Freud. Der weltberühmte Wiener Arzt (Freud wurde 1856 in Mähren geboren, übersiedelte aber als 4-Jähriger nach Wien) und Neurologe erwähnte das Wort Psychoanalyse – sicher belegt – erstmals 1896 in Zusammenhang mit Josef Breuers Behandlung von Anna O. (Bertha Pappenheim). Schon im Jahr davor soll Freud in Gesprächen während seines Sommeraufenthalts im Schloss Cobenzl darüber gesprochen haben, als er eifrig die Traumdeutung studierte. Er schrieb später in einem Brief: „Glaubst Du eigentlich, daß dereinst auf einer Marmortafel zu lesen sein wird: ‚Hier enthüllte sich am 24. Juli 1895 dem Dr. Sigm. Freud das Geheimnis des Traumes.‘“ Die Tafel steht an der Stelle des Gebäudes, das in den 1960er Jahren abgerissen wurde.

Der wahre Geburtsort der Psychoanalyse ist jedoch die Berggasse 19. 1891 zog Freud mit zwei Kindern und seiner hochschwangeren Frau in ein neu errichtetes Haus, in dessen Vorgängerimmobilie Victor Adler gelebt hatte. Nach dem Begründer der österreichischen Sozialdemokratie nun also jener der Psychoanalyse. Heute ist an dieser Stelle das sehr empfehlenswerte Sigmund Freud Museum (täglich 9–18 Uhr, Tel. 01/319 15 96), in dem die ehemalige Praxis und Wohnung sowie eine Ausstellung zur Geschichte der Psychoanalyse zu sehen sind. Hier sind mit der größten Privatbibliothek zur Psychoanalyse und Traumdeutung und der Praxis 47 Jahre Freud’schen Wirkens dokumentiert. Nur die Couch steht in London, wo sich ebenfalls ein großes Freud-Museum befindet. Denn sein letztes Lebensjahr verbrachte Freud in der britischen Hauptstadt. Als Sohn jüdischer Eltern hatte er 1938 aus Wien emigrieren müssen. Um ausreisen zu dürfen, musste er – wie alle Emigranten – unterschreiben, dass er und seine Familie gut behandelt worden seien. Freud fügte handschriftlich hinzu: „Ich kann die Gestapo jedermann aufs Wärmste empfehlen.“ Denn wie sagte der zutiefst humanistische und pazifistische Denker einmal: „Gegen Angriffe kann man sich wehren, gegen Lob ist man machtlos.“

Freud wurde zwölf Mal für den Medizin- und einmal für den Literaturnobelpreis nominiert, erhielt aber keinen davon. Nach der zwölften Nominierung erklärte ein Medizin-Experte des Nobel-Komitees, Freuds Arbeit habe „erwiesenermaßen“ keinen wissenschaftlichen Wert.


„Darf’s a bisserl mehr sein?“

Weitere Fragen zu Wien und deren interessante Antworten findest du in Wann verlor das Riesenrad seine Waggons? von Axel N. Halbhuber erschienen im Metroverlag.

Kommentieren

Die Emailadresse wird nicht angezeigt