11. Februar 2013

Das Wort zum Tatort vom 10.02.2013: “Schmutziger Donnerstag”

Närrisch geht es beim Schweizer "Tatort" zu: Im Herzen der Fasnacht treibt ein Fasnacht-Sensenmann sein Unwesen, Ko-Kommissarin Liz Ritschard rennt nach einem One-Night-Stand mit einer Frau verkatert durch die Handlung, Kommissar und Fasnacht-Hasser Reto Flückiger erlebt bei der Jagd nach dem Mörder einen Drogentrip, der Polizeichef kommt besoffen als Sträfling verkleidet zur Einsatzbesprechung und überhaupt brüllt der Kommissar ständig Besoffene zusammen. Skurrile Höhepunkte: ein schwarz-weiß gehaltenes und christlich-minimalistisch eingerichtetes Zimmer, ein Hammer schwingender DJ Bobo und ein Techno tanzender E.T.

Ausnahmezustand

Eine Prostituierte wacht nach einer Vergewaltigung in einem Hotelzimmer auf. Doch der Täter wird kurz danach selbst zum Opfer: Mitten im bunten Fasnachtstreiben wird Franz Schäublin, Vorsteher des Luzerner Bauausschusses und Mitglied einer ehrenwerten Zunft namens "Wächter am Pilatus", von einer als Tod verkleideten Gestalt in der Altstadt erdolcht.Wider Willen paddelt Kommissar Flückiger, der eigentlich den Feierlichkeiten auf seinem Segelboot entgehen wollte,schnell über den See (warum wirft er eigentlich den Bootsmotor nicht an?) und begibt sich für seine Ermittlungen also ins Treiben. Kripo-Partnerin Liz Ritschard ist dabei keine große Hilfe, wurde sie doch gerade als sie sich sich ihrer Eroberung widmen wollte aus dem Bett gerissen.

"Wir haben einen Exitus"

Bald passiert ein zweiter Mord, und der ernste Flückiger dreht in der Zwischenzeit auch ein bisschen durch, da seine Ernsthaftigkeit im Fasnacht-Chaos zu untergehen droht und seine (Schnaps-)Idee die Fasnacht abzublasen bei den anderen Polizisten eher auf Empörung stößt. Einmal machen sich sogar ein paar junge Damen an den vom Straßengeplärre genervten Flückiger bzw. seine Dienstwaffe ran, ein anderes Mal wird er von E. T. angesprochen. Ist der Kommissar verrückt? Oder ist es der Rest der Stadt? Doch der Fall gerät ins Rollen, als die Kommissare ihre Ermittlungen bei den verschrobenen Mitgliedern der "Zunft der Wächter am Pilatus" – ein pathetisch Sprüche klopfender und von Ehre, Moral und Solidarität gegenüber den Mitzünftern – wobei Letzteres allerdings in diesem Fall eher auf der Strecke bleibt – schwafelnder Verein, ansetzen.

Fazit

Der Schweizer "Tatort" strebt mit enormer Geschwindigkeit voran und endet schließlich mit ganz schön vielen Verästelungen, die sich um den Männerbund ausbreiten. Der Regisseur Dani Levy hat mit seiner Kameraführung die schrille Atmosphäre gut eingefangen, aber den etwas inkonsistenten Plot (ein Kommissar, der nach einem Trip munter weiter ermittelt?) konnte er dadurch auch nicht auffangen. Ach, und übrigens: Manch einer wird sich wahrscheinlich über die holprige Synchronisation wundern. Die Originalfassung – zu sehen in der Online-Mediathek auf SRF zwei – ist daher wärmstens zu Empfehlen.

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