22. Februar 2011

Darf der das eigentlich?

Stadtbekannt traf den deutschen Kabarettisten Oliver Polak, der in seinem Programm „Jud süß-sauer“ gekonnt mit seiner Identität als Jude in Deutschland spielt.

Auch im spätnachmittäglichen Gewusel des Café Drechsler ist er nicht schwer auszumachen. Vielleicht sind es Kapu-Pulli und Trainingshose, sein Markenzeichen, die Oliver Polak verraten, vielleicht aber auch die Journalistin mit dem Aufnahmegerät vor und die Agentin neben ihm.
Sein Interviewmarathon dauert nun schon ein paar Stunden an. Eine Cola light und weiter geht’s mit uns. Polak ist ein Profi – auf und neben der Bühne

Biographie als Comedy-Programm

"Ich vergesse die blöde Geschichte mit dem Holocaust und ihr verzeiht uns Michel Friedman". Es ist unerhört ungehört was der deutsche Kabarettist Oliver Polak in seinem Programm "Jud süß-sauer" von sich gibt. Viele werden sich dabei fragen: Darf der das?

Die Antwort darauf gab Polak bereits mit seinem ersten Buch "Ich darf das – ich bin Jude". Und seine jüdische Herkunft ist es auch vor allem die der Deutsche Kabarettist in "Jud süß-sauer" thematisiert. "Meine Basis ist meine Biographie als Comedy-Programm genommen. Mein Name ist Oliver Polak, ich bin aus Papenburg, ich bin jüdisch. Daraus resultieren einfach meine Geschichten."
Und Geschichten hat er viele zu erzählen. Von seinen Kindheitserinnerungen im Alf-Kostüm, wie er sich dagegen zur Wehr setzte in der Schule "Schindlers Liste" ansehen zu müssen und vor allem und immer wieder von seiner überbesorgten Mutter. "Was ist der Unterschied zwischen einer jüdischen Mutter und einem Rottweiler? Der Rottweiler lässt irgendwann los."

Für eine Geschichte verbürgt sich der Komiker. Als er mit seiner Freundin zum ersten Mal allein in den Urlaub fahren wollte, legte seine Mutter sofort ihr Veto ein und meinte, das könne er machen wenn er 18 sei. Als er entgegen hielt, dass er schon 21 wäre soll sie nur trocken geantwortet haben: "Na dann hast du deine Chance wohl verpasst."
Es ist Oliver Polak wichtig ebenso wie über andere auch über sich selbst lachen zu können. „Mein Humor richtet sich hauptsächlich gegen mich, vielleicht in der Tradition des jüdischen Humors der ja sehr selbstironisch ist. Selbstironie, Selbstzweifel, Selbstkritik, Antisemitismus und ein Stück Wahrheit".
Beim „Judenspiel“ beispielsweise lässt Polak das Publikum raten ob eine Berühmte Person oder Figur jüdisch sei oder nicht. Glauben die Menschen jemand ist Jude, sollten sie Jude rufen, ansonsten sollten sie „normal“ rufen. Wobei Polak Wert drauf legt, dass das Wort Jude positiv, so wie "Happy Birthday" ausgesprochen wird.Jesus sorgt für Diskussionen, schwierig wird es bei Pinocchio.

Denken muss man selbst

Manchmal da vergeht aber selbst dem Spaßvogel aus dem Emsland das Lachen. Bei seinen Auftritten erzählt er wie er einmal vom Berliner Admiralspalast einen Anruf erhielt: "Mensch Olli, wie geht es dir denn?  Bald ist der 9. November, weißt ja was da war, Mauerfall, da machen wir eine riesen Gala, Party. Da musst du auftreten.
Auf seinen Einwand, das Datum wäre schlecht, weil am 9. November auch die Reichspogromnacht gewesen wäre sei nur zurückgekommen:" Macht doch nichts, nimmst du deine Leute halt mit und wir feiern zusammen."

Doch es ist nicht nur der Schmäh, der Oliver Polaks Nummern ausmacht. Ihm ist es vor allem wichtig sich dem Unbequemen, den unangenehmen Themen zu stellen, sie aufs Tapet zu bringen, weshalb er sich auch mit der deutschen Geschichte auseinandersetzt. Das Denken will er seinem Publikum dabei aber nicht abnehmen. "Wenn ich mehr Fragen hinterlassen habe als Antworten, dann habe ich für den Moment mein Ziel erreicht."
Er mache eben auch keine Witze über den Holocaust, sondern über den Umgang der Menschen damit. Und die haben daran oft ordentlich zu knabbern.

Polak in Wien

Seit Mitte Februar reist der Kabarettist mit seinem Programm "Jud süß-sauer" wieder durch Österreich. Gute Erinnerungen hat er dabei vor allem an Wien, wo er Ende Februar im Rabenhof gastiert. Er erzählt, dass er den den Humor, den Sarkasmus und die Selbstironie der Menschen hier schätzt. "Ich habe einfach was laufen mit den Leuten in Österreich."

Und sie augenscheinlich auch mit ihm wie ein Erlebnis beim letzten Besuch bewies. "Nach der Show standen da zwei Coolio-Typen und gucken mich so abwertend an. Ich dachte mir, oh jetzt gibt‘s gleich deftig aufs Maul. Und sie sagen "Oida, wir sind 38 und du bist seit 38 Jahren der erste Deutsche der uns zum Lachen gebracht hat."

Wer „den lustigen, dicken Deutschen“, wie er im Rabenhof vor seinem ersten Auftritt begrüßt wurde, selbst einmal miterleben möchte hat die Möglichkeit dazu am 24., 25. Und 26. Februar im Rabenhof Theater.

Oliver Polak & Carsten "Erobique" Meyer – "Lasst uns alle Juden sein":

4 Kommentare

  1. Ruby

    22. Februar 2011

    Ich find den Polak ja nicht so toll
    sehr brachial ist der Humor ja schon. Ein bisserl wie die Willkommen Österreich Crew

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  2. Valerie

    22. Februar 2011

    Ich find den auch nicht so toll
    keine Ahnung warum er gerade so gehyped wird.

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  3. Fion

    22. Februar 2011

    Nicht imemr so ernst sein
    die ganz feine Klinge ist das natürlich eher selten, aber der Humor hat durchaus seien Berechtigung.

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  4. Joe

    22. Februar 2011

    Muss nicht sein
    Find den auch nicht so großartig, aber jeder wie er will.

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