21. Juni 2013

Columbo ist tot

“Eine Frage hätte ich da noch…” Jeder Bösewicht wird bei diesem Satz erzittern. Bevor sich Jack Bauer durch alle Stunden des Tages folterte und Gil Grisom auf den Pupillen des Opfers das Spiegelbild des Mörders sichern konnte, schaffte es ein zerknautschter kleiner Mann im Trenchcoat mit seinen unaufhörlichen Fragen jeden Täter zu enervieren, bis der endlich zugab jemanden um die Ecke gebracht zu haben.

Nachdem er den Trenchcoat schon seit längerem an den Nagel gehängt hattte ist leider auch der kleine, zerknautschte Mann – im Alter von 83 Jahren – vor zwei Jahren in Los Angeles, nachdem er schon seit einigen Jahren an Alzheimer gelitten hatte, verstorben.

Frühe Erfolge

In seiner fünfzigjährigen Film- und TV-Karriere drehte der Sohn osteuropäischer Einwanderer über 70 Filme und spielte Gastrollen in zahlreichen TV-Serien und Shows. Dabei arbeitete er mit so berühmten Regisseuren wie Frak Capra, Blake Edwards, William Friedkin oder Wim Wenders zusammen. Gleich für seine erste Kino-Rolle in “Unterwelt”, wo er einen ruchlosen Auftragskiller darstellte erhielt er 1960 eine Oscar-Nominierung als bester Nebendarsteller. Diesen Erfolg konnte er im darauffolgenden Jahr, ebenfalls für eine Gangsterrolle in Frank Capras “Die unteren Zehntausend”, wiederholen. Mitheimnehmen durfte er die begehrte Statue dabei leider nie.

Die großen Erfolge auf der Kino-Leinwand blieben für Peter Falk aber anschließend aus. Weder die absurde Detektiv-Persiflage “Eine Leiche zum Dessert”, noch William Friedkins Krimikomödie “Das große Ding bei Brinks” waren durchschlagendee Erfolge. Im Deutschen Sprachraum meldete er sich Ende der 1980er Jahre zurück mit einem Auftritt als er selbst in Wim Wenders genialem Streifen “Der Himmel über Berlin”, der Jahre später zu “Stadt der Engel” verwurstet wurde. Auch in der Fortsetzung “In weiter Ferne, so nah!” gab er wieder den Peter Falk.


Kommissar Sokrates

Die Rolle seines Lebens spielte der unscheinbare New Yorker jedoch zweifellos als Columbo in der gleichnamigen TV-Serie. Wie ein Rottweiler im Beagle-Kostüm verbeißt er sich darin als Polizeiinspektor in seine jeweiligen Verdächtigen und nervt sie mit seiner Neugier, sowie seinen Schnüffeleien und andauernde Besuchen bis sie gerne zugeben, dass sie die Übeltäter sind.

Die Unterhaltsamkeit der Krimi-Serie macht dabei nicht die Frage wer der Mörder ist aus, sondern die Art und Weise wie der stets etwas vertrottelt und unkonzentriert wirkende Detektiv die Täter zur Strecke bringt. Neben seinem Blick für kleinste Details ist es vor allem seine ausgefeilte Frage- und Verhörtechnik die diesen Columbo zu etwas besonderem machen. In der Kunst des “Sich-dumm-Stellens”, womit er den Gegner zu Überheblichkeit und Unaufmerksamkeit verleitet, kann man in ihm wohl einen legitimen Nachhfolger des griechischen Philosophen Sokrates sehen. Mit seiner verschmitzten Bescheidenheit und seinen scheinbaren Ahnungslosigkeit schaffte der es bereits im fünften Jahrhundert vor Christus seine Gegner reihenweise aufs Kreuz zu legen.


Ende nach 35 Jahren

Das bekannte Schicksal des angeblichen Jugendverderbers Sokrates blieb Peter Falk als Columbo glücklicherweise erspart und so verabschiedete er sich 2003 nach 35 Jahren und 69 Folgen von seinem Markenzeichen, dem beigen Trenchcoat, und dem legendären, altersschwachen Peugeot 403. Seine Frau, von der er in der Serie fortwährend gesprochen hatte bekamen wir bis dahin nie zu Gesicht und sein Hund erhielt bis zum Ende keinen kreativeren Namen als Hund. Doch dass das alles nicht nur Gedankenlosigkeit war, dessen kann man sich bei Columbo sicher sein.

 

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