8. Mai 2013

Bertha von Suttner

Wieso begegnet man Bertha von Suttner in Wien ständig und doch nie? 

Wien hat Denker hervorgebracht, große Menschen mit großen Ideen. Und viele von ihnen wieder vergessen. Gut, dass Bertha von Suttner wenigstens auf der 2-Euro-Münze abgebildet ist. Unbeachtet vielleicht, aber immer dabei.

Diese große Pazifistin, Feministin und Humanistin wurde 1905 als erste Frau mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Nach ihr bekam ihn nur noch ein Österreicher: Der 1911 ausgezeichnete Alfred Hermann Fried war Bertha von Suttners Mitherausgeber der pazifistischen Zeitschrift „Die Waffen nieder! Monatsschrift zur Förderung der Friedensidee“. Er überlieferte auch ihre letzten Worte: „Die Waffen nieder! Sag’s vielen – vielen!“

Von Suttner starb am 21. Juni 1914, sechs Wochen vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges, vor dem sie eindringlich gewarnt hatte. Seit 1963 erinnert eine Gedenktafel in der Zedlitzgasse 7 (1. Bezirk) an ihr Sterbehaus.

„Die Waffen nieder“ ist auch der Titel ihres Buches, für das sie den Preis bekam. Es erschien 1889, nachdem der Antikriegsroman von mehreren Verlagen abgelehnt worden war. Der Roman wurde ein sensationeller Erfolg: bis 1905 wurde er in 37 deutschsprachigen Auflagen gedruckt und in insgesamt 16 Sprachen übersetzt. Die fiktive, aber über einige Strecken autobiografische Figur Gräfin Martha Althaus schildert ihr Leben, das von vier Kriegen geprägt ist: Im Sardinischen Krieg stirbt ihr erster Mann, sie wird mit 19 Jahren Witwe. Sie entdeckt den Pazifismus (im Sinne des Humanismus) für sich und tritt dafür in der kriegsgeilen Wiener Gesellschaft des 19. Jahrhunderts ein. Kriege und dadurch verursachte Armut nehmen ihr schlussendlich auch den zweiten Mann, ihre Schwestern, ihren Bruder und ihren Vater.

Die 1843 in Prag geborene Bertha Gräfin Kinsky von Wchinitz und Tettau übersiedelte selbst mit dreißig Jahren nach Wien, um als Gouvernante im Haus von Suttner zu arbeiten. Sie verliebte sich in den Sohn Arthur, mit dem sie von 1875 bis zu seinem Tod 1902 verheiratet war. Nach Jahren im Kaukasus, wo Bertha von Suttner vor allem schriftstellerisch tätig war, traf sie in Paris den Industriellen Alfred Nobel wieder, für den sie schon 1876 kurz als Privatsekretärin gearbeitet hatte. Er unterstützte ihre Idee vom Ende aller Kriege, sie gründete die Friedensgesellschaften in Österreich und Deutschland und wurde zur Vizepräsidentin des Internationalen Friedensbüros gewählt. Die Idee eines Friedensnobelpreises soll von Bertha von Suttner sein.

Den zutiefst humanistischen, noch heute sehr aktuellen Roman „Die Waffen nieder“ nicht gelesen zu haben, ist für den Autor dieses Buches wie ein Wienbesuch ohne Kaffeehaus, Grüngürtel, Donau, Wein, Musik und Ringrunde. Ein sinnloses Versäumnis.

„Darf’s a bisserl mehr sein?“

Weitere Fragen zu Wien und deren interessante Antworten findest du in Wann verlor das Riesenrad seine Waggons? von Axel N. Halbhuber erschienen im Metroverlag.

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