24. März 2011

Bernhard Eder im Gespräch.

Im Espresso im siebenten Bezirk treffe ich Bernhard Eder zum Gespräch. Bernhard hat gerade sein neues Album „To Disappear Doesn’t Mean To Run Away“ via Tron Records auf den Markt gebracht, die Vorabsingle „Sad Ballad Man“ (die auf Eders Homepage zum Gratisdownload steht), bewies wieder einmal, dass Bernhard einer der besten Songschreiber hierzulande mit einem Gespür für wunderschön arrangierte, spärliche und auf den Punkt gebrachte Arrangements ist. Bernhard Eder im Gespräch mit stadtbekannt über sein neues Album, seine Karriere, Berlin und das Leben als (Berufs-)Musiker.  

Das neue Album

Da „To Disappear Doesn’t Mean To Run Away“ soeben erschienen ist, gilt es natürlich anfangs über die (äußerst gelungene und hiermit empfohlene) neue LP und über deren Entstehungsprozess zu sprechen, der ein wenig an jenen von Bon Ivers „For Emma Forever Ago“ erinnert. Entstanden die früheren Alben noch in mitten der Stadt, zog es Eder für einen Teil des Prozesses zurück ins Haus seiner Mutter am Land, wo er quasi isoliert von der Außenwelt, konzentriert und ohne Ablenkung Demotracks aufnahm.

Bernhard Eder: „Der Entstehungsprozess war ein wenig untypisch für mich. Es hat damit angefangen, dass ich mich für zwei Wochen auf den Bauernhof meiner Mutter zurückgezogen habe, im Winter. Ich habe Instrumente mitgehabt und einfach damit angefangen, an Demoversionen zu arbeiten. Ich war absolut unabgelenkt, hatte nicht mal Internet. Das hat gut getan, aufzustehen und gleich an Songs zu arbeiten“.

Rund anderthalb Jahre dauerte der Schreibeprozess an sich – recht lang für seine Verhältnisse, wie Bernhard sagt – und brachte einen Output von gut zwanzig Stücken. Aus dieser Session entstanden dann sowohl die EP „The Unexpected“ als auch das neue Album.

Eder: „Ich wollte am Album keine Coverversionen haben, und habe dann eben die EP herausgebracht, auch weil eine Tour angestanden ist“.

Die Anfänge und der Umzug nach Berlin Einige werden Bernhard auch noch von seiner Band „Warum“ kennen, die er 1995, damals noch in Oberösterreich wohnend, (seit 1997 wohnt er in Wien) gründete – damals hauptsächlich als Coverband. Recht gabs eigene Stücke, und und irgendwann kam dann auch der Gedanke an einen Solo-Release.

Eder: „Eigentlich schon Anfang der Nuller Jahre. Da hatte ich Songs, die überhaupt nicht zu Warum gepasst haben. Ich hab bereits Demoaufnahmen gehabt, und den Gedanken dass einmal rauszubringen. Nach dem letzten Album von Warum hab ich dann immer intensiver daran gearbeitet, und dann bin ich eh schon nach Berlin gegangen“.

Berlin

In Berlin begannen dann Eders Solo-Aktivitäten, und recht bald erschien dann sein Debüt „The Livingroom Sessions“. 2007 war das, und seitdem hat sich Eder als einer der kontinuierlichsten Songschreiber dieses Landes etabliert. Ständiges Touren, ein Album pro Jahr. Anstrengend? Eder:
„Überhaupt nicht. Ich brauch diese Kontinuität. Sonst wird mir fad“.

Wie schwer war’s eigentlich, sich in Berlin als Musiker durchzuschlagen, im Vergleich zu Wien?

Eder: „Ich find Berlin als Musiker sehr inspirierend. Es gibt irsinnig viel, irsinnig viele Szenen. Man lernt immer wieder Leute kennen. Ich würd schon sagen, prinzipiell schwieriger, für mich war’s aber irgendwie leichter als in Wien. Ich bin dort hingekommen, hab recht schnell viel gespielt, Leute kennengelernt. Für mich war’s irgendwie leichter als in Österreich. Ich hatte einige Freunde in Berlin, und die haben mir Kontakte kennengelernt. Dann habe ich eh Kitty kennengelernt, die mein Label gemacht hat, ich hatte recht bald eine Bookingagentur“.

Strukturen

Um die volle künstlerische Kontrolle zu behalten, gibt Eder so wenig aus der Hand wie möglich. Das hat natürlich zur Folge, dass zur kreativen Seite auch die geschäftliche kommt – die gerade wenn man von der Musik lebt oder leben will, sowohl essenziell als auch sehr aufwändig ist. Eder – nebst seiner kreativen Arbeit – betreibt sein eigenes Plattenlabel, organisiert seine Touren selbst .

Eder: „Ich muss sagen, ich bin ein sehr struktierter Mensch. Sicher gibt’s Zufälle, aber es ist das meiste schon geplant. Ich hab das ganze immer hauptberuflich gemacht, immer nur Musik. Deswegen war’s für mich immer völlig normal in der früh aufzustehen und eben Bürosachen zu machen, dann gibt’s die Bookingphasen, die Studiophasen und so weiter. Man lernt immer dazu“.

Dass auf Album Nummer eins sehr bald ein zweites folgte, war nicht unbedingt geplant. Vielmehr, so erzählt er, war er beinahe überrascht über das gute Echo, dass sein Erstlingswerk bekam:

„The Livingroom Sessions ist mehr als Versuch entstanden, aber stieß dann auf so gute Reaktionen dass ich Blut geleckt habe. Kurz danach hab ich dann angefangen am neuen Album zu schreiben, und dann ist „Tales From The East Side“ entstanden“.

Zurück in Wien, zurück auf Tour

Mittlerweile lebt Eder wieder in Wien. Die Tour ist bereits am Laufen, das Album bekommt gute Kritiken, die One Man Machine rennt. Wird das viele Touren mit der Zeit eigentlich anstrengend?

Eder: „Ich hab letztens einen Flyer von der Livingroom Sessions gefunden, irre, ich hab da in einem Monat fast 30 Gigs gespielt. Im zweitel drittel der Tour wird’s dann immer einb isserl zach. Da merk ich schon, jetzt wird’s Zeit dass ich wieder heimkomme“.

Ein kreativer Kopf wie Bernhard es ist, hat natürlich bereits genug Pläne für nächste Alben und Projekte, über die wir ein wenig reden. Viel kann er noch nicht verraten, außer dass das nächste Album sehr, sehr persönlich werden wird – mehr will er dazu noch nicht sagen, es dürfte aber, so habe ich den Eindruck, ein sehr intensives Album werden.

Empfehlung!

Wann Bernhard Eder wo spielt, ist natürlich am besten auf seiner Homepage nachzulesen – die Chancen stehen, sieht man sich einmal seinen Tourkalender an, auch für Nicht-Wiener und Nicht-Österreicher gut, ihn sehen zu können: der Tourfokus liegt ohnehin auf Deutschland.

Ein Konzertbesuch wie auch ein Albumkauf (er bietet immer wieder Packages mit seinen anderen Alben an) sei hiermit sehr empfohlen. Danke an Bernhard fürs Gespräch.

(Markus Brandstetter)

Foto (c) Julia Grandegger

3 Kommentare

  1. michi

    23. März 2011

    guter mann
    Danke fürs Interview, schönes Gespräch und großartiger Songschreiber, der Herr Eder.

    Reply
  2. niki

    23. März 2011

    super
    interview! stadtbekannt ist derzeit wirklich gut unterwegs 🙂

    Reply
  3. julie

    24. März 2011

    schön!
    Sad Ballad Man ist echt ein tolles Lied. Danke, dass ihr Euch musikalisch wirklich interessanten Sachen widmet.

    Reply

Kommentieren

Die Emailadresse wird nicht angezeigt