16. Oktober 2013

Animal-Prints

Manche Trends verbeißen sich wie eine lästige Zecke in der Modewelt und lassen einfach nicht mehr los, egal wie rund und fett sie sich schon gefressen haben. Die wievielte Saison ist das jetzt, in der wir Leoprints und Tigermuster in den Kaufhäusern finden? Und weil wir dezente, süße Animal-Prints eigentlich noch ganz akzeptabel finden, knallen die Designer Shirts und Kleider raus, auf denen Zebra- und Leopardenköpfe in gefühlter Lebensgröße zu sehen sind. Mit diesen Teilen kann man selbst in der Serengeti stehen ohne gefressen zu werden.

Zu jeder Jahreszeit

Wer drauf steht, kann wirklich immer und überall zuschlagen. Im Frühling dürfen es gerne mal getigerte Sneakers und Tücher in allen möglichen Tierkombinationen sein. Gerne pfeffert man auch gleich mehrere Viecher auf einen Schal – geht nicht gibt’s nicht. Wenn es dann noch ein bisschen wärmer wird, tut man sich fast schwer, einen Bikini oder Badeanzug zu finden, der keine Leopardenflecken vorzuweisen hat. Gibt es solche so ganz ohne überhaupt noch? Wenn dazu nicht das passende Sommerkleidchen gefunden wird (was sehr unwahrscheinlich ist), tätowiert man sich das braune Fleckenmeer auch noch auf den Bauch – am besten mit einem Tigerkopf in der Mitte. Jetzt im Herbst kriegt man von Strickpullis bis Hauben und Jacken sowieso absolut alles im Animal-Print-Style, und wenn dann die ersten Schneeflocken fallen, kauft man sich auch noch die gemusterten Stiefelchen dazu. Da kann einem schon ein bisschen schlecht werden.

Von der Tussi bis zum Rockergirl

Faszinierend dabei ist, dass sich die Animal-Prints durch alle Gesellschaftsschichten und Altersgruppen ziehen – anders kombiniert natürlich, aber trotzdem überall präsent. Das Schickimicki-Girl im Nobelclub trägt ihr braunes Raubkatzenkleidchen genauso gerne wie die Rockerin ihr schwarz-rotes Leoshirt beim Headbangen in der Konzerthalle. Die 50-jährige Sekretärin kommt mit ihrem Tigerjäckchen zur Arbeit, während das Unterstufenschulmädchen ihre neuen Zebraleggings der Klasse präsentiert. Ob es die roten Teppiche dieser Welt sind oder die Frau von nebenan, die uns an Cindy aus Marzahn erinnert: auf den Outfits geht es wild zu. Und wenn sich dann dieses ganze Getier in der Straßenbahn trifft und man sich auf dem I-Pad eines Fahrgastes auch noch Katy Perry im Dschungellook anschauen muss, die ein lautes „ROAR!“ von sich gibt, färbt sich das Gesicht dann wirklich in ein zartes grün. Bitte aussteigen und tief Luft holen.

Stadtbekannt meint

Manche Trends müssen zwischendurch auch mal gehen, um sie wieder gern haben zu können.

Bettina Geiersperger

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