8. September 2010

30 Jahre Bankomat in Österreich

 Am 8. September 1980 wurde der erste Bankomat Österreichs in der Wiener Schottenstiftgasse platziert. Die erste Assoziation die wir dazu hatten war die erstaunte Feststellung: „Was, so kurz ist das erst her?“ Denn an den Bankomaten haben sich längst alle ÖsterreicherInnen gewöhnt, sie bedienen ihn ebenso problemlos wie Fernseher, Radio oder Handy. Selbst die Großmütter und Großväter unserer Redaktionsmitglieder verwenden ihn wie im Schlaf. Insofern ist der heutige Tag geradezu ein Lehrstück darüber wie rasch technische Neuerungen von der Gesamtbevölkerung akzeptiert werden, wenn sie einfach zu bedienen und praktisch in der Anwendung sind.
Auf den Bankomaten trifft wohl beides zu, ersetzte er doch den mühsamen Gang zum Schalter, um Geldabhebungen zu tätigen. Außerdem ist er einfachst zu bedienen, Fehler in der Anwendung sind nahezu ausgeschlossen. Natürlich ging die Einführung des Bankomaten einher mit Änderungen in der Arbeitswelt und im persönlichen Umgang der ÖsterreicherInnen mit Geld.

Wo früher ein/e hilfsbereite/r Schalterbeamte/r (allein das Wort ist schon anachronistisch) über den aktuellen Kontostand informierte und in so manchem Dorf wohl schnell die halbe Dorfgemeinschaft über die eigenen Geldabhebungen informiert war, tritt seit 30 Jahren ein selbstbestimmter Umgang mit dem eigenen Geld an diese Stelle. Selbstverständlich war eine Phase des Lernens notwendig, um mit dieser neugewonnen Freiheit sinnvoll umgehen zu können, aber die meisten bekommen es doch anstandslos hin, über ihre finanziellen Mittel frei zu verfügen.

Sicher so manche Geldbehebung haben wir alle schon bereut. Sei es früh morgens im angetrunkenen Zustand, wenn mit einer was kostet die Welt Einstellung Geld abgehoben und ausgegeben wird, dass man eigentlich anderweitig verwenden wollte, oder wenn auf der Mariahilferstraße wieder einmal der Kaufrausch zuschlägt.

Trotzdem die Einführung des Bankomaten wohl mit Fug und Recht als Erfolgsgeschichte gesehen werden. Aktuell gibt es in Österreich mehr als 7600 Bankomaten die rund um die Uhr unsere Liquidität sicherstellen. Längst ist es üblich, dass in tausenden österreichischen Geschäften Bankomatkassen den bargeldlosen Zahlungsverkehr auch ohne Kreditkarte ermöglichen und weitere Schritte in diese Richtung sind zu erwarten.

Interessant an der Geschichte des Bankomaten ist auch, dass sein Siegeszug in Österreich erst begann, als sich die Banken auf ein gemeinsames Bankomatensystem einigten. Ähnlich wie bei zahlreichen anderen Technologien, vom Mobilfunk bis zum Fernsehempfang, ist eine uneingeschränkte Verwendbarkeit erst möglich, sobald KundInnen verschiedener Anbieter dasselbe System verwenden können. Der Bankomat ist also aus dem Alltagsleben der WienerInnen längst nichtmehr wegzudenken. Insofern ist es doch positiv an diesem Jubiläumstag einmal zeigen zu können, dass technische Neuerungen nicht immer nur mit Schwierigkeiten verbrunden sind. Vermutlich wird es uns mit vielen anderen Technologien ähnlich gehen, vom Smartphone bis zum Tablet PC. In dreißig Jahren werden wir uns schwer tun mit der Vorstellung, dass es sie einmal nicht gab. Der Bankomat kann jedoch auch als Beispiel für andere technische Geräte dienen, wie man einen breiten möglichst barrierefreien Zugang zu einer neuen Technologie sicherstellen kann.

Dem Bankomaten prophezeien wir jedoch keine weiteren dreißig Jahre, denn die Frage für was wir überhaupt noch Bargeld brauchen stellt sich von Jahr zu Jahr mehr. Es kann doch gut sein, dass in dreißig Jahren kaum ein Bankomat in Österreich mehr zu finden sein wird, weil längst fast alle Bezahlungen, Abbuchungen und Finanztransaktionen elektronisch erledigt werden.

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