12. Februar 2011

22 Bullets

Gangsterboss Charly Matteï ist alt geworden, und müde. Er will sich zur Ruhe setzen, sich um die Familie kümmern, seine geliebten Opern hören. Doch gilt für Mafiosi leider kein Pensionsrecht. Am Anfang seiner Gangsterlaufbahn stand ein Mord und nun sollte eben so einer ihr Ende sein. Doch er überlebt das Attentat. 22 Kugeln zerfetzen seinen Körper und lähmen seine rechte Hand, aber er überlebt und schwört Rache. Doch ist die bekanntlich ein Gericht das man am besten kalt serviert. So bringt Charly die Attentäter persönlich zur Strecke – einen nach dem anderen.

Ach, was waren das noch für Zeiten als Jean Reno als "Cleaner" noch die Probleme anderer Leute löste. Es war "nichts persönliches" wie es in den einschlägigen Gangsterfilmen gerne heißt. Doch diesmal ist es etwas persönliches, wollen die bösen Gangster doch zwischenzeitlich sogar seine Kinder umbringen. Da hört sich dann der Spaß wirklich auf. Erpressen, Frauen ausbeuten, morden wenn es sein muss, ja, aber von Drogen und anderer Leute Familie hat man die Hand zu lassen. Es ist eine seltsame und doch aus vielen Genrefilmen vertraute Verbrecherlogik, die der Marseiller Spitzbub Charly hier pflegt. Und doch funktioniert sie in "22 Bullets" nicht wirklich.


Geläuterter Rächer

Regisseur Richard Berry inszenierte ein fulminantes Action-Spektakel mit dramatischen Schießereien, rasanten Verfolgungsjagden und schafft es trotzdem sich selbst ein Bein zu stellen. Schonungslose Gangsteraction mit brutalen Gewaltexzessen und sentimentalie Überlegungen zu Moral im Mileu sind gute Motive – doch für zwei verschiedene Filme. Es scheint als konnte sich Berry nicht wirklich entscheiden in welche Richtung er genau wollte. Nimmt "22 Bullets" dann also Fahrt auf bremst er sich anschließend selbst wieder mit Szenen reifer Selbstbespiegelung ein. Die notwendige Schonungslosigkeit eines ordentlichen Rachefeldzuges schließt eben auch den Rächer mit ein und dabei geht es nicht nur um die Körperliche, sonder eben auch um die moralische Versehrtheit.
Es ist nun einmal ein moralisch schwer zu rechtfertigendes Ansinnen einen Haufen Menschen umzubringen. Warum also versuchen es als solches zu rechtfertigen?

Berry versucht seinen Charly als geläuterten Veteranen darstellen will, der schon zu viel gesehen und erlebt hat um noch mehr Blutvergießen ertragen zu können und der hier auf eine letzte Tour de force geht, darzustellen. Doch macht er den Fehler ihn eben von Anfang an als solchen zu präsentieren. Es ist schwer für den Zuschauer eine solche Entwicklung zu erkennen und vor allem zu glauben, auch wenn sie noch so sehr betont wird. Hier hätte er besser einmal einen Blick auf Clint Eastwoods Meisterwerk "Erbarmungslos" geworfen in dem dieser seinen persönlichen Exorzismus zelebriert. Er zeigt, dass es nun einmal notwendig ist in die Hölle zu steigen und auch sich selbst dabei rußig zu machen um den Teufel in sich selbst am Genick packen zu können. Mit zerrissenem Anzug und traurigem Blick allein geht das leider nicht.

Unterhaltung mit Abstrichen

Kritik an diesem Blick sollte das natürlich keine sein. Es ist eben auch Jean Renos sagenhaft melancholischer Ausdruck der ihn seiner Paraderolle als hintersinniger Schweiger wieder einmal brillieren lässt. Es war schon immer seine Stärke in seinen Actionrollen eine Abgeklärtheit und Hartgesottenheit auszustrahlen die er gar nicht mehr erst betonen muss und sogar problemlos etwas aufbrechen kann. An ihm liegt es mit Sicherheit nicht, dass "22 Bullets" etwas unkonzentriert schwankt.
Trotzdem wurde hier solide Arbeit geleistet. Die atemberaubende Kameraführung lässt einen sogar in den rasantesten Szenen nicht den richtigen Blick verlieren und die aufpeitschende Inszenierung sowie die einfühlsame Farbkomposition lassen "22 Bullets" zu einem Kinoerlebnis werden, an dem handwerklich nichts auszusetzten ist. Hier bekommt man solide Unterhaltung die sich in jedem Fall positiv vom Großteil des Genres abhebt. Hätte Richard Berry daraus nun zwei verschiedene Filme gemacht, sie wären wohl großartig.

22 Bullets ist am 11. Februar in den heimischen Kinos gestartet.

5 Kommentare

  1. De Niro

    12. Februar 2011

    Jean Reno
    Ich finde ja seit Leon der Profi hat er keinen wirklich interessanten Film mehr gemacht.

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  2. V. Cassel

    12. Februar 2011

    Jean Reno
    Also die purpurnen Flüsse und Sakrileg habe ich auch nicht schlecht gefunden.

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  3. De Niro

    12. Februar 2011

    sehe ich nicht so.
    Ronin war noch ganz ok wenn auch Abklatsch. Sakrileg würde es in meine persönliche liste der 10 schlechtesten Filme einreihen.

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  4. Romey

    12. Februar 2011

    ich hab ihn auch gesehen
    und finde Reno wiederholt sich nur mehr. Er spielt imemr die gleichen melancholischen alternden Gangstertypen.

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  5. Joe

    13. Februar 2011

    Ronin
    Roning finde ich nicht schlecht, aber ansonsten stimmt es, er hat wirklich nicht gerade das rad neu erfunden.

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