2018! I wer’ narrisch!

Viel ist passiert in der Vergangenheit. Wir haben den Jubiläums-Überblick für das Jahr 2018 – denn schließlich sollte man das Feiern nicht vergessen!
Seine Ideen sollten wie ein Blitz einfahren in das von Industrialisierung und urbaner Arbeiterausbeutung geprägte 19. Jahrhundert: Karl Marx erblickt am 5. Mai 1818 in Trier das Licht der Welt und entwickelt sich rasch zu einem Philosophen und Ökonomen, der es wagt, Dinge anders zu sehen: Nicht mangelnder Fleiß macht die arbeitenden Menschen arm und elend, sondern das ungerechte System, das nur Besitz belohnt – und um das zu ändern, bedarf es einer Revolution!
Sämtliche Ideen hält Marx gemeinsam mit Friedrich Engels in dem bahnbrechenden Werk „Das Kapital” fest. Jahrzehnte und Jahrhunderte später noch werden sich Kommunisten, Sozialisten, Sozialdemokraten und sämtliche Gruppierungen des linken Spektrums auf Marx und seinen massiven Wälzer berufen. Übrigens: In Wien Döbling erinnert der Karl-Marx-Hof heute noch an den Querdenker mit dem flauschigen Bart.
17. September, 1898: Die österreichisch-ungarische Kaiserin Elisabeth, genannt Sisi, spaziert gerade die Uferpromenade von Genf entlang, als sie der italienische Anarchist Luigi Lucheni mit einem dünnen Dolch attackiert und in die Brust trifft. Da die Wunde allerdings sehr klein ist und nicht blutet, merkte die Kaiserin die tödliche Verwundung kaum und denkt bloß, der Mann hätte sie geschlagen. Sie steigt sogar noch an Bord eines Dampfschiffes und unterhält sich mit ihrer Hofdame, ehe sie zusammenbricht und knapp eine Stunde nach dem Vorfall stirbt. Kurios dabei: Lucheni, der Mörder, hatte es ursprünglich auf einen anderen Adeligen abgesehen – weil dieser aber nicht in Genf erscheint, ändert er seinen Plan und ersticht stattdessen die Kaiserin. Nach 12 Jahren Haft hängt sich Lucheni in seiner Zelle auf.
Was haben die berühmten Jugendstil-Künstler Otto Wagner, Gustav Klimt, Egon Schiele und Koloman Moser gemeinsam? Richtig, ihr Todesjahr – 1918. Ironischerweise endet im selben Jahr der 1. Weltkrieg und damit die k.u.k. Monarchie. Die Spuren der vier Künstler ziehen sich auch heute noch quer durch Wien: Klimts und Schieles Gemälde zieren öffentliche Gebäude und beglücken Museen, Otto Wagners Werk gehört auch 100 Jahre nach seinem Tod noch zum stinknormalen Alltag der Wiener. Neben den allbekannten U-Bahn-Stationen aus der Feder des Letztgenannten können übrigens sämtliche Wagner’sche Architektur-Meisterwerke wie die Steinhofkirche, die Postsparkasse oder das Majolikahaus auf der Wienzeile live bewundert werden!
Am 15. März 1938 tobt die Wiener Menge am Heldenplatz – allerdings nicht vor Zorn, sondern vor überschwänglicher Freude über die Ankunft ihres neuen Diktators Adolf Hitler. Die Wiener helfen eifrig mit, gleich in den ersten Tagen der NS-Herrschaft zigtausende Regimegegner zu vernadern und jüdische Mitbürger zu drangsalieren; Zeitungen und Prominenz begrüßen gemeinhin den neuen Stil der Politik. Nach 1945 und Millionen grausam ermordete Unschuldige später wird man sagen, “man hätte es nicht besser gewusst” und sei ein Opfer gewesen. Heute weiß man es besser. Oder gibt es etwa auch 80 Jahre nach der Anschluss-Katastrophe noch Menschen, die rassistisches, völkisches Gedankengut und Führer-Fame gutheißen?
Gut 300 Studierende werden am 7. Juni 1968 im NIG-Hörsaal (Uni Wien) Zeugen einer einmaligen wie ekelerregenden Kunstaktion. Unter dem Titel „Kunst und Revolution” treten die „Wiener Aktionisten” in den Hörsaal ein und beginnen dort nackt und begleitet von der Österreichischen Nationalhymne eine Rede zu halten, zu erbrechen, auf Tische zu kacken, sich mit Exkrementen zu beschmieren, um die Wette zu pinkeln, oder sich in sado-masochistischer Weise auszupeitschen. Zweck der Aktion: Protest gegen politische Obrigkeiten und das System. Wer den Hörsaal nachher putzen musste und wie lange es dort nachher noch grauslich gerochen hat, ist heute leider nicht mehr zu eruieren.
Dass das kleine Österreich den amtierenden Fußball-Weltmeister Deutschland mit 3:2 vom Platz fegt, damit hat bei der WM 1978 wohl keiner gerechnet! Bis heute unvergessen bleiben Hans Krankls famoses Siegestor in der 88. Minute und Edi Fingers freudiger Auszucker („Toooor… I wer’ narrisch!”) während der Live-Übertragung des Spiels. Vergessen kann man da schon eher, dass der Sieg Österreichs eher moralischer Natur war. Ebenso wie Deutschland schied die rot-weiß-rote Elf nämlich schon nach der Rundenphase aus dem Turnier aus. Bei der diesjährigen WM in Russland ist Österreich leider gar nicht erst mit von der Partie. Dafür durfte am 2. Juni 2018 im Wörthersee Stadion ein kleines Córdoba-Revival bejubelt werden – das Freundschaftsspiel gegen die nördlichen Nachbarn endete mit 2:1 für Österreich.