28. Mai 2010

Wird Facebook das neue Google?

Facebook hat in den USA bereits mehr Zugriffe als Google. Hat das Auswirkungen auf das Internet?

Zwar sind die Gewinne, die Unternehmen wie Twitter, Facebook und Google erzielen, mit der Ausnahme Googles, immer noch sehr bescheiden, wenn überhaupt vorhanden. Aber die Hoffnung ist es offenbar möglichst rasch eine marktbeherrschende Stellung zu erlangen, um dann fette Monopolgewinne einzustreifen.

Microsoft hat über viele Jahre gezeigt wie schön eine marktbeherrschende Stellung für einen Konzern sein kann und wie sehr sie zu Lasten der UserInnen Interessen geht. In weiterer Folge hat man den Anschluss ans Internet jedoch völlig verschlafen und seit Ende der 1990er dominiert Google nun den Suchmaschinenbereich ähnlich erfolgreich, wie es Microsoft über viele Jahre bei Betriebssystemen gelang. Doch jetzt scheint es so als ginge auch diese Erfolgesgeschichte möglicherweise ihrem Ende entgegen.

Bis vor relativ kurzer Zeit war es für die meisten von uns üblich den Start ins Internet mit einem Besuch auf einer der Google Seite zu beginnen. Von dort begannen die Reisen in den Dschungel des Internets und immer wieder führten uns diese Ausflüge zu Google zurück, um neue Suchanfragen zu starten.

Mit dem Siegeszug des Web 2.0 beginnt sich das jedoch zunehmend zu verändern. Für immer mehr UserInnen wird Facebook zum Ausgangspunkt ihrer Internetexpeditionen. Denn immer häufiger folgen wir Links unserer FreundInnen in die Weiten des Netzes und kehren danach zu Facebook zurück. RSS Reader und das zunehmend newschannelartig funktionierende Twitter helfen uns dabei unsere Suchen immer zielgerichteter auszuführen. Auf die Dienste von Google sind wir hingegen immer weniger angewiesen.

Natürlich ist dieser Prozess ein schleichender und Google hat nach wie vor eine enorme Marktdominanz. Aber es gelingt ihnen weit schlechter ihre NutzerInnen tatsächlich an sich zu binden. So ist die Verweildauer in Social Networks jetzt bereits sehr lang und steigert sich immer mehr, während diejenige bei Google damit immer schlechter Schritt halten kann. Was liegt da näher als Facebooks angebliche, immer wieder kolportierte Pläne, eine Suchmaschine und möglicherweise auch ein eigenes Mailservice zu entwickeln.

Denn die enormen Werbegewinne von Google gehen den Social Nework BetreiberInnen naturgemäß auf den Keks und immer offensichtlicher wird ihre Strategie sich dem Riesen aus Mountain View, zu widersetzen.

Klar, dass da auch die kleineren Rivalen nicht zurück stecken wollen. So verbündet sich Yahoo mit Twitter und auch Microsoft bietet sich als Partner an.

Das enorme Wachstum von Facebook, das es mittlerweile auf 400 Millionen UserInnen bringt, hinterlässt in der Netzwelt jedenfalls Spuren. Digital Affairs berichtete, dass Facebook.com, Google.com in der vergangenen Woche, am US-Markt erstmals bei den Visits überholte. Hier findet ihr die Grafik dazu.

Spannender als die Momentaufnahme ist aber die Entwicklung. Deutlich sichtbar ist, dass Google seit Monaten seine Marktanteile stabil hält, während Facebook rasant wächst. Eine Entwicklung, die falls sie anhält, schon in wenigen Monaten eine völlig veränderte Internetlandschaft zur Folge haben wird. Facebook wird möglicherweise schon bald zu jener Plattform werden von der aus wir unsere kompletten Internetaktivitäten starten, verwalten und steuern.

Digitalaiffairs hat auch zu Österreich Zahlen. Sie gehen in Österreich inzwischen von 1,8 Millionen Facebook UserInnen aus, was, falls die Zahlen stimmen, die enorme Bedeutung von Facebook selbst in einem Land wie Österreich aufzeigt.

Was heißt das für Uns?

Für uns UserInnen stellt sich dieser Kampf um die Vorherrschaft im Internet natürlich gänzlich anders dar, als für die beteiligten Unternehmen. Wir haben ja schon mehrmals berichtet, dass Facebook mit unseren Daten nicht gerade zimperlich umgeht. Meistens nach der Methode zuerst höchst bedenkliche Aufweichungen des Datenschutzes vorzunehmen, dann die UserInnen Reaktionen abzuwarten und gegebenenfalls einen Schritt zurück zu rudern. Googles Umgang mit unseren Daten dominiert die meisten Internet Debatten ohnehin seit Jahren, dazu müssen wir wohl nicht mehr viel sagen. Offensichtlich ist aber jedenfalls, dass beide Konzerne mehr ihren eigenen und weniger unseren Interessen verfolgen. Wie sollte es auch anders sein, jedes gewinnorientierte Unternehmen der Welt würde schließlich so vorgehen.

Erschrecken ist zu sehen, wie langsam die Regulation staatlicherseits im Vergleich zur Vorgangsweise einer, sich rasch entwickelnden, innovativen Industrie ist. Beispielsweise ist es ab Mitte Mai in Europa für Microsoft verpflichtend den UserInnen einen Auswahlbildschirm für verschiedene Browser anzubieten. Viele Jahre nachdem die Debatte über dieses Thema begann und unzählige Prozesse später ist es nun soweit. Jetzt, wo das Thema, eigentlich schon kein Thema mehr ist. Microsoft hat sich erfolgreich selbst sabotiert und bei einigermaßen Internet affinen UserInnen läuft der I-Explorer längst nur mehr unter ferner liefen. Wie diese Titanic Satire beweißt, richtet sich die Kritik der web-affinen UserInnen längst mehr gegen Mozillas Firefox und andere Browser als gegen den Explorer.

Wenn dieses als bahnbrechend gefeierte Urteil den Weg für die weitere Entwicklung aufzeigt dann ist wohl damit zur rechnen, dass Facebook, Google und Co. noch für viele Jahre mit dem Datenschutz so umgehen können, wie sie es für sinnvoll erachten und die regulativen Instanzen erst mit jahrelanger Verzögerung darauf reagieren.

Dennoch ist mehr Wettbewerb letztlich im Interesse der UserInnen und steigert ihre Möglichkeiten sich mit gemeinsamen Aktionen gegen diese Unternehmen zu wehren.

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