1. September 2014

Wir sind Türkis!

U-Bahn Abgang (c) STADTBEKANNT

Die neue U-Bahnlinie in Wien

Alea iacta est: Die Farbe der neuen U-Bahn-Linie U5 ist Türkis. 143.000 Fahrgäste stimmten im Internet ab. Türkis konnte sich dabei mit 65 Prozent der Stimmen gegen Rosa durchsetzen.

Der von langer Hand geplante verkehrstechnische Coup d’Etat der Neos, nämlich ihre Popularitätskurve an die künftige Streckenführung der U5 zu koppeln, ist gescheitert. Immer wieder soll es zu Sabotageakten der Blauen gekommen sein. Mathias Strolz’ Geheimdossier ist nunmehr ein Fall für das neue Verkehrsmuseum der Wiener Linien, dass Mitte September eröffnen wird.

WienerInnen identifizieren sich mit ihrer U-Bahn

Die Wiener Linien machten sich im Vorfeld einige Gedanken rund um mögliche Farbvarianten. Man versuchte, das Phänomen Farbe in seiner Gesamtheit zu erfassen und zu beschreiben, also nicht einseitig physikalisch oder lediglich von einem ästhetischen oder praktisch-bezogenen Standpunkt aus beurteilt und erklärt.
Zuerst wurde überlegt, auch einige exotische Farbmischungen in die Abstimmung zu nehmen. Die folgenden kamen zwar in die engere Auswahl, scheiterten aber im Endeffekt am hohen Produktionsaufwand sowie den hohen Beschaffungskosten:
Karminrot: Als Rohprodukt dienen getrocknete Schildlausweibchen und deren Eier. Nach Zermahlen und Extrahieren durch Wasser erhält man den Farbstoff Karmin. Purpur: Ein Sekret der Purpurschnecke liefert den Farbstoff.
Sepia: Wird aus den getrockneten und pulverisierten Tintenblasen einer Tintenfischart gewonnen. Hämoglobin: roter Farbstoff der roten Blutkörperchen von Wirbeltieren.

Wien Wahl ausschlaggebend

Grundtenor seitens der Politik war von Anfang an folgender: Eine neue pinke bzw. rosa Linie, welche die lilafarbene U2 kreuzt, vielmehr aus selbiger hervorgeht, dies alles nachzuvollziehen und dann auch noch zu unterscheiden, sei für bestimmte Gruppen nicht machbar. Pensionisten und Farbenblinde etwa würden dagegen Sturm laufen.
In Wien stehen in unmittelbarer Zukunft Wahlen bevor, somit ist es logisch, dass sich die Regierungsparteien auf keine farblichen Experimente einlassen wollen. Die Angst, potenzielle Wähler zu vergraulen, steht dabei im Vordergrund. Folglich durften Neonfarben und Farben tierischen Ursprungs nicht für die Abstimmung nominiert werden. Stimmung hingegen wurde von den Rathausparteien für das bodenständige, verlässliche Türkis gemacht – erfolgreich, wie sich nun zeigt.
2018 soll der Bau für die erste Etappe der U5 zum Frankplatz/Altes AKH gemeinsam mit der Verlängerung der U2 zum Matzleinsdorfer Platz starten.

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