27. Mai 2010

Wir bräuchten Anstand und Charakter

Der Mann hat recht. An Erkenntnissen bekanntermaßen nicht gerade reich hat BZÖ-Spaßsprecher Stefan Petzner nun endlich einmal etwas über die österreichische Politik von sich gegeben bei dem man ihm einfach nur beipflichten möchte: „Wir brauchen Anstand und Charakter“.

Späte Selbsterkenntnis, will man hoffen, doch stammt die Perle leider nur aus dem neuen Lied der Kärntner Orangen. Auch der Realismus ihrer Forderung wir ihnen noch im Refrain bewusst, wenn’s heißt: „Und wos uns quöllt: Dass irgendetwas föhlt”

Naja, Anstand und Charakter vielleicht? Mit denen beiden hätte man Jörg Haiders Spaßprojekt wohl spätestens ohne ihn dann auch beendet. Was man ihnen lassen muss ist ihr schwarzer Humor, nicht Viele bringen die Selbstironie auf zum eigenen Abgesang ein Lied mit dem Titel „Aufbruch für Kärnten“ zu veröffentlichen. In der langen Reihe seltsamer und geschmacksbefreiter Machwerke hat das BZÖ hier zweifellos eine besondere Tradition zu verteidigen.

Das baldige Ende der Partei wäre auch nur konsequent, zu tun gibt’s für die Orangen nichts mehr. Das „Erfolgsmodell Kärnten“ ist erfolgreich zu Grunde gerichtet, die Kärntner Hypo nachhaltig (zumindest für die österreichischen SteuerzahlerInnen) privatisiert und zu lachen hatten wir nun schön langsam auch genug.

Sind die Protagonisten dieses Zukunftsbündnisses doch auch eine zu komische Partie. Da wäre zuerst einmal Stefan Petzner selbst. Für sein doch noch recht junges Alter kann dieser Mann schon auf eine recht beachtliche Tour durch jedes erdenkliche Fettnäpfchen dieses Landes zurückschauen. Ob die öffentlichen Auftritte nach dem Tod von „Lebensmensch“ Haider, der anschließende Kult, sein Job in Monaco, geschmackvolle Magazinphotos, der Kampf gegen ein Satirebuch, wo es peinlich zu sein heißt, da fühlt sich der Beute-Kärntner zu Hause. Nicht auszudenken müsste er auch noch ernsthaft Politik machen, wann sollte dafür Zeit bleiben? Vielleicht war es diese Erkenntnis, vielleicht aber auch, wie böse Zungen behaupten der Protest gegen das einige Tage zuvor beschlossenen Solariumverbots für Jugendliche, die ihn Anfang April zum Rücktritt als BZÖ-Generalsekretär bewogen. Für weitere Heiterkeit wird gesorgt sein, denn dieser Mann ist, wie bereits erwähnt wirklich noch jung.

Nicht vergessen darf man auch den Mastermind der Orangen Zukunftshoffnungen. Die Parteiintellektuellen wie Peter Westenthaler sind es die im oft rauen Politikalltag für die Wahrung der feinen Umgangsformen sorgen. Wo andere schon den Säbel ziehen da zückt dieser Feingeist das Florett.  Da verzeiht man schon den einen oder anderen Prozess und eine Verurteilung wegen Falschaussage zu sechs Monaten bedingter Haft. Dieser Mann hat uns schließlich und endlich davor bewahrt, dass auf unseren Bergen Gipfelhalbmonde aufgestellt werden. Ein bisschen Dankbarkeit bitte!!!

Er ist das, was Strache gerne wäre: Der letzte Verteidiger des Glaubens und des christlichen Abendlandes. Ein Multitalent wie man es nur selten findet, ob singenFotoausstellungen organisieren oder Vorträge halten, kurz: Ewald Stadler. Es dürfte ihn den letzten, wahren „Volksanwalt“ sehr grämen, dass dieser nun auch spießig, korrekt Bürgeranwalt heißt. Aber gegen diese verdammte political correctness ist schwer anzukommen – jaja, diese Freimaurer sind überall…

Beneiden müsste man ihn fast, den Josef Bucher, um sein tolles Team. Mit diesen Mannen muss einem um Österreichs Zukunft nicht bange sein. Das dachte sich der interimistische Parteichef (eines Tages wird wohl der wahre wieder kommen) sicher auch und präsentierte vergangene Woche das zukunftsweisende erste Parteiprogramm des zukunftsträchtigen Zukunftsbündnisses. Was lange währt wird endlich gut muss das Motto beim Erarbeiten gewesen sein. Nicht viele hätten es geschafft fünf Jahre lang eine Partei zu mimen ohne ein wirkliches Programm zu haben.

Das ist ja jetzt vorbei und wenn man die vielen liberalen in den Reihen der Orangen so sieht, dann kann auch kein Zweifel am künftigen liberalen Kurs herrschen. „Leistung muss sich wieder lohnen“ heißt es dort. Es stellt sich nur die Frage wie den Zukunftsbündnislern ihre Leistungen in Kärnten zu lohnen sind?

Schön ist es zumindest, dass es in Österreich keine politische Rechte mehr gibt. Nach Heinz-Christian Strache und Barbara Rosenkranz sind nun auch Josef Bucher und die Seinen laut Eigendefinition die politische Mitte in Österreich.  Konsequent ist da nur, dass sie auch weder die Armen noch die Reichen vertreten, sondern den Mittelstand.
Nicht links also, nicht rechts, nicht oben, nicht unten, gleichsam in einem Quadrat in der Mitte ist das Zukunftsbündnis angesiedelt. Was sagte Robert Misik noch gleich zu diesem Thema? Und wann geben Monochrom endlich zu hinter dem Brachial-Satire Projekt BZÖ zu stehen?
Fragen über Fragen… Ob das Parteiprogramm sie zu beantworten weiß?

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