29. Mai 2010

Wiens skurillste Bälle

Gegen Ende der Ballsaison ein stadtbekannt Überblick über Wiens seltsame Bälle:

Wien und die Ballsaison – das ist wie Paris und der Louvre, New York und das MoMA, Klagenfurt und das Haider Museum. Das erste Quartal des Jahres steht traditionell im Zeichen der Ballkultur und alles, was Rang und Namen hat, oder auch nichts davon, macht es sich zur Aufgabe, einen Ball zu veranstalten.Für uns der Anlass, uns einmal näher umzusehen, welche Bälle es in Wien gibt und unsere eigenen ganz speziellen Highlight vorzustellen.

Stadtbekannt Ballguide der anderen Art

Bereits am 13.11 war der Ball der Wiener Rauchfangkehrer. Über 500 Gäste feierten im Ballsaal des Parkhotels Schönbrunn mit den Rauchfangkehrern. Bereits zum 18. Mal fand dieser Ball übrigens heuer statt. Ein solcher Ball verspricht vor allem eines, unfassbar viel Glück. Die Frage bleibt nur, ob man auch zu viel Glück erwischen kann und dann an einer Glücksvergiftung erkranken kann.

Am 8. Jänner stand der Ball zum 75 Geburtstag von Elvis Presley am Programm. Der Ball fand im Boogie Woogie Club der RockDockTeddys statt und wir wundern uns vor allem, dass es in Wien einen Boogie Woogie Club gibt.

Am 15.1 luden die Offiziere des Bundesheeres zum Ball der Offiziere. Die meisten Offiziere und Offizierinnen waren wohl froh, den Kasernen, die sich nach übereinstimmenden Medienberichten ja in einem desolaten Zustand befinden, für diesen Anlass zumindest kurzfristig entfliehen zu können. Nicht belegt ist hingegen, dass die Idee zu einem berühmt berüchtigten Video, über das wir bereits berichteten, ein volltrunkenes Produkt dieser Ballnacht war. Das Bundesheer hatte an diesem Abend jedoch auch Konkurrenz. Der Breitenseer Pfarrball fand nämlich am selben Abend statt. Und nicht nur dieser, denn der 1.Wiener Sauschäd´l Ball im Club Fragezeichen lockte die Gäste mit dieser, aus der Steiermark stammenden, kulinarischen Köstlichkeit. Eine Teilnahme von VegtarierInnen, oder von Christian Konrad, dem bekanntesten Sauschädelevent-Veranstalters Österreichs, ist übrigens nicht belegt.

Am 16.1 stand der inoffiziell nur „Bail out Ball“ genannte Ball der Bank Austria im Wiener Rathaus am Programm. Vermutlich aus ästhetischen Gründen wurde auf eine Umbenennung in Bank Austria-Uni Credit Group Ball verzichtet und stattdessen der alte Name beibehalten. Wer sich lieber gut mit dem Finanzamt stellen wollte, hatte am selben Abend im Zuge des Finanzballs Gelegenheit dazu. Dass der Bank Austria- und der Finanzball am selben Abend stattfanden, kann man durchaus als späte Rache der Finanzer für die Bankenpakete deuten. Wer es hingegen lieber gediegen hatte, begab sich an diesem Abend zum 58. Hietzinger Bürgerball. Ein guter Name für den Ball desjenigen Wiener Bezirks, der wie kein Zweiter für sich in Anspruch nehmen kann, bürgerlich zu sein.

Am Samstag den 23. Jänner kam es zum Westderby Tirolerball vs. Vorarlbergerball. Die älteren Semester begaben sich hingegen zum Ball des Seniorenbundes ab5zig Alsergrund. Der dem Alter der BesucherInnen entsprechend bereits um 15:00 Uhr begann und um 23:00 Uhr zu Ende ging. Auch der 51. Wiener Jazzbandball fand an diesem Abend statt.

Am Freitag den 29. Jänner luden die Unteroffiziere zu ihrem eigenen Ball. Wo käme man da auch hin, wenn Offiziere und Unteroffiziere gemeinsam einen Ball veranstalten würden. Als nächstes kommen noch die einfachen Soldaten. Oh dieser Sittenverfall, wenn das der Kaiser wüsste… Am selben Abend fand auch der WKR Ball statt, aber überall muss man wirklich nicht hingehen.

Der 6. Februar bot ein besonderes Highlight, nämlich er Ball der Gewichtheber. Die Konkurrenzveranstaltung war der diesjährige IAEA (International Atomic Energy Agency) Ball, der ein wahrlich strahlendes Vergnügen bot. Mit Witzen über die Massenvernichtungswaffen im Irak machte man sich an diesem Abend allerdings ganz bestimmt keine Freunde. Zum Gewichtheber Ball erlauben wir uns hingegen keine abfällige Bemerkung und zwar aus Angst. Nicht ohne unseren Spott kommen hingegen die VeranstalterInnen des Kärntner Balls am selben Abend weg. Ob der Abend unter dem Motto „Criminal Tango“ stand wissen wir nicht, wir empfehlen jedoch das Aufsuchen der Ball-Homepage, die uns die Erkenntnis brachte, dass tatsächlich noch jemand diese scheußlich bunten WordArts verwendet, die KärtnerInnen natürlich, wer sonst.

Und damit wären wir endlich in der Gegenwart angelangt und können uns nunmehr den Bällen zuwenden, die heuer noch stattfinden werden.

Am 20. Februar erwartet uns der Postlerball im Schutzhaus auf der Schmelz. Ob auch PostlerInnen, die inzwischen bei der Polizei arbeiten, eingeladen sind, ist uns nicht bekannt. Witze über dieses Thema, die angebliche Arbeitsmoral in Postämtern, oder über Beamte an sich kommen in diesem Rahmen eher nicht so gut. Wir empfehlen aus Rücksicht auf andere Ballgäste diese Themen auszusparen. Eine gewisse Grundempörung über Postamtsschließungen legen wir allen potentiellen BesucherInnen hingegen wärmstens ans Herz. Am selben Abend lädt auch die Wiener Berufsfeuerwehr zu ihrem Ball. Exzesse im Stil von Tommy Gavin aus der Serie Rescue Me sind allerdings bedauerlicherweise nicht zu erwarten. Ebenfalls an diesem Abend habt ihr Gelegenheit zum 8. Wiener Heimatball zu gehen, der unter anderem von den sudetendeutschen Landsmannschaften abgehalten wird. No Go Themen des Abends sind unter anderem „Willy Brandt, Deutschlands größter Bundeskanzler“, oder „Die Oder-Neiße Grenze – eine politische Realität.“

Ob ein Herr Hojac aka. Westenthaler zum Ball der Wiener Tschechen am 27.Februar kommen wird, gilt als zweifelhaft. Als zukünftigen Politpensionär zieht es ihn vielleicht schon eher zum Ball der Wiener Senioren am 28. Februar. Auch dieser Ball beginnt um 15:00 Uhr. Die Kondition des Senioren Richard Lugner was Ballnächte angeht, wird offenbar nicht bei allen Wiener SeniorInnen vorausgesetzt.

Am 6.März stehen der Ball der Wiener Schulwarte und auch der Ball der MA 48 am Programm. Wir hoffen, dass uns die MA 48 wieder mit einer originellen Werbekampagne überrascht. Zum Schulwartball sagen wir gar nichts, denn aus Schulzeiten wissen wir, dass man sich zwar mit DirektorInnen und LehrerInnen, niemals aber mit Schulwarten anlegen kann.

Am 13.März haben wir hingegen wieder einmal die Qual der Wahl. Entweder wir gehen zum 2.Ball der MA67 (Parkraumbewirtschaftung), oder zum Ball der Griechen in Wien. Während der Ball der Griechen heuer wohl die Liedzeilen aus dem Augustinlied, „Oh du lieber Augustin alles ist hin Geld ist weg, o du Schreck,das ist schlecht und nicht recht“, als Motto nimmt, ein Umstand, der bei „Griechischem Wein“ wohl ausgiebigst bedauert wird. Überrascht uns beim Ball der MA67 eigentlich nur, wie die gestrengen WächterInnen über die Parkraumordnung einen Ball verantworten können, der ja zu erhöhtem Verkehrsaufkommen führt.

Am 10. April findet der „Dancer against Cancer“ Ball statt. Uns wundert ob der gute Zweck tatsächlich alle Mittel, selbst diesen Ballnamen, rechtfertigt.

Zum 17.April laden die Wiener Schuhmacher zu ihrem Ball, ja alle beide. Erwartet wird der Zuschauer, der via 3Sat zugesehen hat.

Erst am 16. Oktober steht der 4.Wiener Bruatkleiderball am Programm, endlich die Gelegenheit ein Brautkelid ein zweites Mal anzuziehen. Aber das ist ja dann eigentlich schon der Auftakt zu einer neuen rauschenden Ballsaison.

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