17. Juni 2016

Wiener Hinterhöfe

Pawlatschenhof (c) STADTBEKANNT

Stadtoase und Zufluchtsorte

Die prunkvolle Stadt ist auch ein Ort verborgener Oasen, geheimer Zufluchtsorte vor dem hektischen Trubel und der sommerlichen Hitze. Hinter so manchem Hauseingang eröffnet sich eine ganz eigene Welt.

Der Hinterhof war in früherer Zeit immer ein Ort des Zusammentreffens. Zwischen kleinen Handwerksbetrieben, Händlern und Waschfrauen trafen die Nachbarn aufeinander, spielten Kinder und suchten die Bewohner der kargen Quartiere zum Hof hinaus der sonnenlosen Stickigkeit ihrer Zimmer zu entfliehen.

Berlin, Budapest aber auch Wien sind besonders bekannt für ihre riesigen Altbauten mit verwinkelten Innenhöfen, die bis heute interessante Anlaufpunkte für Suchende außerhalb der ausgetretenen Pfade bieten.

Hinterhöfe und Hofdurchgänge in der Inneren Stadt

Besonders die im ersten Bezirk liegenden aufwändig sanierten Höfe sind inzwischen von Touristen überlaufen. Die teilweise noch vorgründerzeitlichen Häuser um die Blutgasse oder im Griechenviertel sind längst keine Kleinode mehr. Aber jenseits der Inneren Stadt finden sich noch zahlreiche bekannte und weniger bekannte Hofdurchgänge, die zum Verweilen, Erholen, aber auch als Wegabkürzung dienen.

Blutgasse Innenhof (c) stadtbekannt.at
Blutgasse Innenhof (c) stadtbekannt.at

Raimundhof in Mariahilf

Der größte und wohl bekannteste ist der Raimundhof im 6.Bezirk. Vom dichten Menschengedränge auf der Mariahilfer Straße biegt man in einen unauffälligen dunkelgrünen Eingang hinein und findet sich in einer schattigen Oase unter Bäumen. Zahlreiche Höfe zwischen der belebten Einkaufsstraße führen hinab auf die stille Windmühlgasse.

Raimundhof Einkaufspassage (c) Mautner stadtbekannt.at
Raimundhof Einkaufspassage (c) Mautner stadtbekannt.at

Von Cafés und kleinen Restaurants über Esoterik bis hin zu Antiquitätenhändlern, Künstlerateliers und winzigen Gärten ist der Raimundhof eine kleine Welt für sich, die gerade in den Sommermonaten kühlenden Schatten und ein paar Augenblicke Erholung spendet.

Nur wenige Meter weiter lädt das in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts erbaute Durchhaus in der Neustiftgasse 16 zum Flanieren in mediterranem Flair ein. Die drei schmalen aber langgezogenen Höfe beherbergen Espressobars und romantische Gastgärten, die noch bis spät in den Abend vom Wiener Sommer ablenken.

La Mia Gastgarten Durchgang (c) STADTBEKANNT
La Mia Gastgarten Durchgang (c) STADTBEKANNT

Adlerhof

Der baumförmige Adlerhof in der Burggasse verbindet diese mit der Siebensterngasse und ist bereits als Durchgang geplant worden. Aufgrund der Lage direkt am Spittelberg sollte man einige Treppen überwinden können, aber obwohl die fünf Höfe öffentlich zugänglich sind, fällt ihre liebevolle Gestaltung durch die Bewohner auf. Sitzgelegenheiten in kleinen Mauererkern und sehr viel Grün sind fast wie ein italienischer Garten.

Hinterhöfe außerhalb des Gürtels

Aber auch außerhalb des Gürtels finden sich noch Kleinode, wie im 16.Gemeindebezirk Ottakring. Besonders die verschachtelten Höfe zwischen Lerchenfelder Gürtel und Hippgasse wirken wie eine Stadt in der Stadt. Ganze Häuser sind mitten in riesige Innenhöfe gebaut worden, Stück für Stück mit den flankierenden Gebäuden zusammengeschlossen, und bilden so ein verwinkeltes kleines Dorf direkt am Gürtel.

Die wohl größte frei nutzbare nicht-öffentliche Fläche wird in Rudolfsheim von Grimmgasse und Reindorfgasse begrenzt. Neben freistehenden Häusern, Werkstätten und Parks verbirgt sich ein ganzer Sportplatz hinter Hauseingängen. Vom verfallenen Biedermeier-Häuschen bis zum Gemeindebau der Nachkriegszeit öffnet dieses Viertel zwischen Westbahnhof und Schönbrunn eine Ruheoase mitten in Wiens berüchtigtem Stadtteil.

Der ursprüngliche Zweck der Hinterhöfe scheint sich kaum verändert zu haben. Nur, dass die kleinen Ladengeschäfte und Schankbetriebe nicht mehr aus der Not ihrer oft bitterarmen Bewohner heraus entstehen, sondern heute ihr ganz eigenes Flair mit Erfolg nutzen.

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