8. August 2013

Wien – Stadt der Viecher

Wiener Prater (c) STADTBEKANNT

Wenn es kreucht und fleucht …

Es war ein friedlicher Abend nach einem glühenden Tag im hitzegeplagten Wien. Ein Abend, an dem eine leichte Brise wehte und eine erlösende Frische durch die Schlafzimmerfenster in die Wohnungen drang. Man lehnte sich zurück, um nach all den Anstrengungen der Arbeit endlich zu entspannen. Doch dann – der Schock. Die lästigsten Viecher Wiens haben sich vereint dazu entschlossen, den gemütlichen Feierabend zu sabotieren!

Luftangriffe im Halbdunkel

Egal ob am Wasser, im Gastgarten oder im geliebten Zuhause, Gelsen sind beinahe überall zu finden und überall gleichermaßen ein Graus. Hinterhältig und biestig bis aufs Blut nähern sie sich ihren genervten Opfern und stechen zu. Wer Glück hat, hört sie vorher kommen und zerklatscht sie. Weniger vom Glück Begnadete werden in lauter Umgebung zu Gelsen-Nahrungsquellen.
Tun kann man gegen die abendlich-nächtlichen Luftangriffe zwar einiges – von Gelsensteckern über Lavendelöl-Kerzen und hautzerstörenden Chemiebomben bis hin zu Gelsen-Abwehr-Riesenventilatoren reicht die Palette – doch die Gelsen werden nicht aufgeben. Sie finden bestimmt einen Punkt auf der Haut, den das giftige Mittel nicht bedeckt, eine Minute, in der der Ventilator ausgeschaltet ruht, oder einen neuen Luftweg um die lavendelduftenden Verteidigungskerzen.

Insekten, die krabbelnde Macht

Man darf nie vergessen, dass außer den gefürchteten Gelsen auch noch ganz andere Übeltäter Luft, Boden oder Wände auf der Suche nach menschlichen Opfern durchstreifen. Die wichtigsten im Überblick:
Bienen und Wespen
Dank Minister Berlakovich in aller Munde, sind die kleinen Honiglieferanten ein vergleichsweise geringes Übel. Wer jedoch schon während einer Grillfeier auf eine Biene getreten ist, ist ihnen verständlicherweise übel gesonnen. Vermutlich hat Berlakovichs Fußsohle ebenfalls einmal die unliebsame Bekanntschaft einer Biene gemacht. In Wien gibt es im Sommer übrigens besonders viele Bienen – näheres dazu hier.
Auch gefüchtet: Wespen. Sie sind fieser als Bienen, lieben Süßes und stechen mit Vorliebe Allergiker.
Grillen, Käfer, Wanzen etc.
Sie kommen bei Nacht. Sie kommen durch die Fenster. Sie kommen nicht allein. Opfer klagen über lärmende Zirp-Operetten, den gruseligen Anblick großer dunkler Flecken auf weißen Schlafzimmer-Wänden, sowie den Ekel beim Auffinden zahlreicher verbrannter Exemplare in Stehlampen.
Spinnen
Streng genommen keine Insekten und alles in allem halb so wild. Spinnen verspeisen nämlich → Gelsen.

Von Tretminen und Ruhestörung

Laut Statistik gibt es in Wien etwa 57.000 gemeldete Hunde. Die Dunkelziffer ist bekanntermaßen höher. Sommers sind die feuchtschnäuzigen Garanten für schlaflose Nächte besonders gerne dann aktiv, wenn die Fenster offen sind und auch gewiss viele Ruhebedürftige zuhören. Das Repertiore der vierbeinigen Musikanten reicht von einfachem Gejaule über klägliches Winseln bis hin zu ausdauerndem Marathon-Gebelle.
Aber die Nacht ist nicht genug. Tagsüber werden die tückischen Hinterlassenschaften unserer bellenden „Freunde“ oft zu gefährlichen Fallen. Die Tretminen sind klein und werden meist unauffällig auf Wegen, Straßen, Parkplätzen und Grünflächen platziert. Doch sogar in Bushaltestellen und Gemeindebau-Aufzügen wurden sie schon aufgefunden. Der Fund einer solchen Mine fällt allzu oft mit dem Hineintreten zusammen. Fatal – denn jetzt heißt es Schuhe putzen. Besonders gefährdet sind im Übrigen Flip-Flop-Träger sowie Freunde des Barfuß-Gehens.
Zuletzt noch zu den Gefahren für Leib und Leben: Ob groß oder klein, Hunde sind lebensgefährlich. Während größere und wuchtigere Exemplare eher für etwaige Biss-Attacken gefürchtet werden, stellen kleinere Hunde perfide mobile Stolperfallen dar. Mit Vorliebe in öffentlichen Verkehrsmitteln oder auf viel benutzten Gehwegen spannen sie die Leinen vor ihren nichtsahnenden Opfern oder laufen ihnen schlichtweg vor die Beine – schon ist der Unfall perfekt. Gebrochene Haxen, Arme und Nasenbeine sind die Folge. Wir fordern daher einen verpflichtenden Hundeführerschein sowie eine Nummerntafel auch für alles, das kleiner ist als eine Katze!

Was also tun? 

Wir empfehlen euch als potentiellen Opfern der oben genannten Wiener Viecher folgende Maßnahmen:
Vorsicht und Vermeidung
Gefährliche Umgebungen sind zu meiden. Wer freiwillig die Schilfgürtel der Alten Donau für ein abendliches Picknick wählt oder ohne Notwendigkeit eine Hundstrümmerl-Minenzone (auch Hundezone genannt) betritt, ist nicht zu bemitleiden.
Aktive und passive Abwehr

Besorgt euch alles, was euch noch im Viecher-Abwehr-Arsenal fehlt. Die Auswahl ist groß. Erwähnt seien hier zum Beispiel klassische Fliegenklatschen, elektrische Insektenfallen, Moskitonetze, Gelsenstecker, Klebestreifen, Pheromonfallen, sowie diverse Gifte natürlichen oder chemischen Ursprungs. Gegen aus nächtlichem Gebelle resultierende Schlafstörungen helfen Militär-Ohrenstöpsel oder Baustellen-Ohrenschützer. Oder man macht es wie ein echter Wiener und ruft die Polizei.
Und zuletzt empfehlen wir:
Ein wenig Frust-Toleranz und Ausdauer. Denn wenn einen die Viecher nicht umbringen, so machen sie einen wenigstens härter …

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