29. August 2011

Warum riecht es in der U-Bahnstation Schwedenplatz so seltsam?

Die Wiener Linien sind ein öffentliches Unternehmen. Deshalb und weil die meisten von uns fast täglich mit ihnen unterwegs sind, können wir Geschichten über sie erzählen. Diese Geschichten werden vom einen zum anderen getragen, ausgeschmückt und verselbstständigen sich schließlich irgendwann.

Am Ende weiß dann niemand mehr so genau, was jetzt eigentlich stimmt und was nicht. Es entstehen Gerüchte und Mysterien. Einige der am weitesten verbreiteten konnten wir aufklären.

Warum riecht es in der U-Bahnstation Schwedenplatz so seltsam?
Fast jede/r hat sich schon einmal gewandert, warum der Duft in der Schwedenplatz Station so anders ist, als in anderen Stationen. Diverse Gerüchte sind im Umlauf: von der Nähe zum Kanal, der seine Gerüche angeblich bis in die Station verbreitet, bis zu den zahlreichen Standlern am Schwedenplatz, die durch ihr permanentes Kochen, Backen und Grillen die Düfte in die Station bringen würden, wird berichtet. Wahr ist, dass bei der Errichtung der Stationen Schwedenplatz und Stephansplatz, die zu den ältesten im Wiener Linien Netz zählen, ein biologisches Lösungsmittel verwendet wurde, das sich begonnen hat zu zersetzen und dabei den zwar seltsamen, aber völlig harmlosen Geruch verströmt. Das Lösungsmittel ist danach nie wieder verwendet worden, der Geruch wird sich aber, bis das Mittel vollständig abgebaut ist, wohl noch einige Zeit in den zwei betroffenen U-Bahn Stationen halten.

Könnten die U-Bahnen nicht völlig ohne Personal fahren?
Oft hört man das Gerücht, dass der technische Fortschritt längst so weit sei, dass auf U-Bahn FahrerInnen völlig verzichtet werden könne. Das ist allerdings nicht so ganz richtig. Denn die U-Bahnen könnten zwar ohne Personal fahren, beschleunigen und sogar bremsen, aber sie können nicht losfahren. Denn was tut man, wenn wieder ein/e Wagemutige/r im letzten Moment in die U-Bahn springt? Die Letztkontrolle über das sichere Losfahren aus der Station braucht FahrerInnen, die dazu einen eigene Knopf betätigen müssen. Außerdem können FahrerInnen bei plötzlich auftauchenden Hindernissen auf der Strecke rechtzeitig reagieren, ein Computer könnte das nicht. Sonstige Notfälle, Gefahrenquellen oder anderes brauchen ebenfalls eine menschliche Letztkontrolle. Die Situation ist also einem Flugzeug nicht unähnlich, dass ebenfalls theoretisch ohne menschliche Beteiligung starten, fliegen und landen könnte, praktisch aber ein Sicherheitsrisiko darstellen würde.

Wo ist eigentlich die U5?
Die U5 gehört zu den großen Mysterien des U-Bahnnetzes, die immer wieder für Verwunderung bei WienerInnen, wie auch bei TouristInnen und sonstigen BesucherInnen sorgt. Dem Thema haben wir uns ausführlich gewidmet, hier könnt ihr alles Relevante nachlesen.

Fährt die U1 am neuen Hauptbahnhof vorbei?
Laut Wiener Linien Pressesprecher Dominik Gries hält sich dieses Gerücht besonders hartnäckig. Da das gesamte Areal eine Baustelle ist, sich die Lage des zukünftigen Bahnhofes deutlich vom bisherigen Südbahnhof unterscheidet, aber alle noch das alte Bild vom Südbahnhof im Kopf hätten, würden diese Gerüchte stets aufkommen. In Wirklichkeit rückt der Bahnhof deutlich näher an die U1 heran, war die U1 doch immer schon auf einen Hauptbahnhof ausgerichtet, für den die Pläne schon seit Jahrzehnten den Südtiroler Platz vorsehen. Die Verbindung zur U1, die bereits weitgehend fertiggestellt ist und mit Fertigstellung des Bahnhofes in Verwendung gehen wird, ist ein Tunnel von kaum 200 Metern Länge. Eine direkte Anbindung der U1 in die Bahnhofshalle, ist schon aus Gründen der besseren Lenkbarkit von Verkehrsströmen nicht sinnvoll und beispielsweise auch am Westbahnhof ähnlich realisiert.

Könnten die U-Bahnen zu Stoßzeiten nicht in viel kürzerem Takt verkehren?
Je kürzer der Takt, desto fehleranfälliger das System. Schließlich gibt es einen menschlichen Faktor. Wenn Menschen mit reduzierter Mobilität, schwer beladen, mit Kinderwägen oder auch einfach im letzten Moment in die U-Bahn einsteigen, dann verzögert sich die Weiterfahrt. Je kürzer der Takt, desto leichter kommt durch solche Verzögerungen das gesamte System durcheinander. Denn schon jetzt verkehren zu Spitzenzeiten hundert U-Bahnen gleichzeitig im Netz. Die raschesten Taktraten zur Zeit sind 2:30 Minuten zwischen zwei U-Bahnen. Technisch möglich ist mehr und wird bei Großevents auch angewendet – theoretisch bis runter auf einminütige Intervalle. Allerdings wäre die Folge ein höchst anfälliges System, das schon auf kleinste Zwischenfälle, die mehrmals täglich vorkommen, mit erhöhter Störanfälligkeit reagieren würde.

Wären die Öffis gratis, würden die Wiener Linien nicht viel Geld für Kontrollen und Ticketautomaten sparen?
Mehr als 60 Prozent des laufenden Betriebs der Wiener Linien werden aus den Tickets gedeckt, der Rest kommt aus dem Budget der Stadt Wien. Laut Jahresbericht 2010 wurden aus diesen Erlösen im Vorjahr 441,4 Millionen Euro eingenommen. Wird der Betrieb „gratis“ (daher ausschließlich aus Steuermitteln finanziert) fehlen diese Gelder und müssten aus dem Budget gedeckt werden. Es wären immerhin etwa vier Prozent des Wiener Budgets, die zusätzlich aufgebracht werden müssten oder anderswo fehlen würden. Ob man das zukünftig einmal möchte ist eine politische Frage, die Kompensation durch das Sparen von SchwarzkapplerInnen, Automaten und Co. würde sich jedenfalls im niedrigen, einstelligen Bereich – gemessen an den Ticketeinnahmen – bewegen.

Arbeiten SchwarzkapplerInnen  auf Provisionsbasis?
alle SchwarzkapplerInnen der Wiener Linien sind fix angestellt. Für die Ergreifung von SchwarzfahrerInnen erhalten sie vier Euro. Der Betrag ist bewusst niedrig gewählt, um kein rowdyhaftes Verhalten der KontrolleurInnen zu fördern. Entgegen weit verbreiteter Gerüchte, dürfen die SchwarzkapplerInnen ertappte SchwarzfahrerInnen übrigens theoretisch sehr wohl anhalten.

9 Kommentare

  1. Sombart

    29. August 2011

    Endlich weiß ich warum es da so riecht
    die Frage wurmt mich schon seit Jahren.

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  2. 123

    29. August 2011

    Schwarzkappler
    Sie dürfen Schwarzfahrer anhalten! Aber dürfen sie die auch FESTHALTEN? Mich würde interessieren was deren Rechte genau sind! Was ist wenn man sich weigert ihnen einen Ausweis zu zeigen usw….???

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  3. 123

    29. August 2011

    Schwarzkappler
    Habe gerade einen hilfreichen Artikel in der Presse endeckt der die rechtliche Situation zum Schwarzfahren erklärt ….wenn es wen interessiert: http://diepresse.com/home/panorama/oesterreich/338593/Schwarzkappler-duerfen-Schwarzfahrer-doch-anhalten

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  4. Cosima

    29. August 2011

    @Schwarzkappler
    Kauf dir doch lieber einen Fahrschein 🙂 Und wenn du willst, dass die Öffis in Wien gratis sind, dann musst du eben die Grünen wählen.

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  5. klugscheisser

    29. August 2011

    Qualitätsjournalismus
    In anderen Grossstädten (Paris, Kopenhagen, …) gibt es sehr wohl U-Bahn-Systeme ohne Fahrer!
    Und natürlich könnte ein Computer Hindernisse auf den Schienen erkennen und wahrscheinlich sogar schneller als ein Mensch reagieren…

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  6. stadtbekannt

    29. August 2011

    l123 2011-08-29
    Die rechtliche Lage ist so wie im Presse Artikel geschildert.

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  7. stadtbekannt

    29. August 2011

    @Klugscheisser
    Wir haben über die aktuelle Situation mit der aktuellen technischen Ausstattung der Wiener U-Bahnen geschrieben. Anderswo mit anderen Systemen ist die Situation anders. Ob das für Wien sinnvoll wäre war nicht Teil der Fragestellung im Artikel. So wie die Situation momentan ist brauchen die U-Bahnen die FahrerInnen jedenfalls primär fürs losfahren, wie auch weiter oben beschrieben ist.

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  8. xjk

    30. August 2011

    das ist kein Geruch,
    dass ist ein Feature 😀

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  9. Gamdschie

    16. Dezember 2011

    Festhalten durch "Schwarzkappler"
    Wenn mich eine Person egal wer mit ausnahme von Personen der Polizei festhält stellt dies zumindestenseine Nötigung dar und ich habe das Recht auf Notwehr um mich gegen diesen Angriff auf ein Notwehrfähgies gut und zwar meine Freiheit und möglicherweise sogar meine unversehrtheit zu schützen. Also das mit dem Festhalten ist so eine Sache. Genau so wie das wenn die meinen Ausweis sehen wollen ich ihn diesen nicht zeigen muss weil Sie kein Organ der öffentlichen Sicherheit sind und nur die Polizei darf meinen Ausweis kontrollieren und wenn die Polizei kommt darf diese meine Daten NICHT an die WVB weitergeben da dies ein Dienstvergeben (weitergabe von Personendaten an 3) darstellt.
    Soweit meine Juristische Auslegung zu dem ganzen.

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