29. Mai 2010

Von Praktikanten und Superpraktikanten

Die Generation Praktikum zu Gast bei Josef Pröll

Das Praktikum hat sich zu einem Stück Normalität jeder Arbeitsbiografie entwickelt. Viele StudentInnen und junge Erwerbstätige hanteln sich von einem Praktikum zum anderen, immer auf der Suche nach der lange ersehnten Fixanstellung. Der sie nachjagen wie der sprichwörtliche Hase der Karotte. Ähnlich wie dieser, der die Karotte niemals erreicht, geht es wohl auch vielen PraktikantInnen mit dem herbei gesehnten Job. 

Ja Praktika sind heute so normal, dass häufig schon von der Generation Praktikum geredet wird. Mit dem Praktikum verbinden viele von uns negative Erfahrungen. Sei es, dass man schlecht oder gar nicht bezahlt wurde, dass einem ein wirklicher Einblick ins Erwerbsleben nur vorgegaukelt wird – Stichwort „Kaffe kochen“ – oder Einfach nur die Tatsache, dass einen nach dem Praktikum bereits das nächste Praktikum erwartet.

Eine besonders perfide Form des Praktikums ist das unbezahlte Praktikum. Ein solches bietet nun auch Vizekanzler und Finanzminister Josef Pröll an. Gemeinsam mit dem TV- Sender ATV sucht er den Superpraktikanten. In zwei Wahlgängen kann zunächst online auf www.superpraktikant.at gevotet werden, die fünf bestplatzierten werden schließlich am 21. Jänner 2010 zu einer Finalshow eingeladen. In dieser müssen die KandidatInnen verschiedene Aufgaben bewerkstelligen und sich dem Voting des Publikums und einer Jury, in der auch Josef Pröll sitzt, stellen.

Kaffee kochen für Josef Pröll
Der Gewinner der Finalshow darf eine Woche mit Josef Pröll arbeiten, ihn zum Jägerball und zum Nachtslalom nach Schladming begleiten. Eine Bezahlung im eigentlichen Sinn gibt es nicht, allerdings 1 Woche Urlaub in Ischgl im Anschluss an das Praktikum. Ob der oder die Superpraktikantin in der Woche überhaupt versichert ist, ist ebenfalls unklar. Ebenso was genau in dieser Woche Praktikum die Aufgabe des Praktikanten sein wird. Klar ist aber, dass eine Woche sehr kurz ist, es demnach eigentlich keine Zeit geben kann sich wirklich einzuarbeiten und das Showelement wohl im Vordergrund stehen wird. 
Dennoch haben sich über 400 Menschen als Superpraktikant beworben. In einer ersten Voting Phase hat sich das BewerberInnenfeld allerdings bereits auf 100 Personen reduziert. 

Unter den BewerberInnen finden sich die verschiedensten Persönlichkeiten. Die führende des ersten Durchgangs war die Falter Journalistin Barbara Toth, die inzwischen aber zurückgetreten ist. Sie war nicht die einzige KaniddatIn die ihre Kandidatur für eine andere Agenda als die eigentlich vorgesehen nutzt. Während Barbara Toth über die Erlebnisse als Praktikantin berichten wollte, hat der momentan fünftplazierte Grün-Politiker und Globalisierungskritiker Klaus Werner –Lobo das Ziel mit seiner Kandidatur das Sendeformat Superpraktikant und Josef Pröll zu kritisieren. Martin Habacher möchte mit seiner Kandidatur einen Perspektivenwechsel herbei führen. Selbst gehbehindert, möchte er Josef Pröll dazu bringen die Welt eine Woche aus der Perspektive eines Rollstuhlfahrers zu sehen und somit die Woche auf 4 Rädern zu verbringen. Der Sprecher der Laizismus- Initiative Niko Alm gibt sich als Mann fürs Grobe und auch das Audimax und seine Gegner sind jeweils mit KandidatInnen vertreten. Da möchte natürlich auch die ÖVP nicht zurück stehen. Wäre ja auch Schade, wenn man sich soviel Mühe gibt Josef Pröll eine Menge Publicity zukommen zu lassen und am Ende wird jemand Superpraktikant der vielleicht eine völlig andere politische Linie als der ÖVP Chef unterstützt. Deshalb finden sich unter den führenden KandidatInnen inzwischen zahlreiche VertreterInnen der jungen Volkspartei, oder der Jungbauern. Einige KandidatInnen gibt es auch, die tatsächlich nur sich selbst als künftige SuperpraktikantIn sehen wollen und keine darüber hinausgehenden Ziele verfolgen. Während einige Männer mit nacktem Oberkörper für sich werben, findet sich auch eine Kandidatin im rosa Ballkleid, etliche Kandidaten mit Sonnenbrille und auch der eine oder andere Kandidat mit Wollmütze oder Baseballkappe. Sie alle haben gemeinsam, dass sie sich für Fotos entschiedne haben, mit denen sie bei der Bewerbung für ein normales Praktikum sofort auf dem Stapel derjenigen Bewrbungen landen würden, die sicher nicht genommen werden. 

Es bleibt abzuwarten wer sich letztendlich durchsetzen wird. ÖVP nahe KandidatInnen, oder ihre GegnerInnen, oder jemand ganz anderes. Klar ist nur, dass die Show Superpraktikant wenig mit dem echten Leben zu tun hat und deshalb unklar bleibt, ob diese Josef Pröll PR am Ende wirklich funktionieren wird. Das Profil vermeldet jedenfalls schon, dass zumindest im Journalismus, unbezahlte Praktika verboten sind. 

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