6. Juli 2011

Volksgarten – Now & Then.

Vieles hat sich in den letzten Jahrzehnten hier verändert!

Ende Juni wurde der Volksgarten nach zweimonatigem Umbau wiedereröffnet. Wir haben uns nicht nur angesehen, was sich verändert hat, sondern auch eine kleine Reise in die Vergangenheit gewagt. Vor 47 Jahren war mein Vater das erste Mal im Volksgarten – und er kann sich noch gut erinnern 

 

Alles neu macht der Juni

Nach zweimonatigem Umbau wurde der Volksgarten nun wieder eröffnet. Immer wieder verändert der Volksgarten sein Gesicht, wobei Altes nicht verloren geht. Viele 50er Jahre Elemente erinnern an vergangene Zeiten, weshalb man sich bemüht hat, Alt und Neu harmonisch miteinander zu verbinden. Was ist nun neu? Ein Designelement, das sich durchzieht, sind die blauen Dots, die überall zu finden sind. Auch die Cocktailbar wurde modernisiert, die Clubdisco wurde mit neuem Mobiliar ausgestattet. Die ehemalige Banane heißt nun Säulenhalle – und hat ebenfalls ein kleines Lifting erhalten. Gleich zwei renommierte Architekturbüros – ARTEC und BEHF – arbeiteten an dem Umbau. Das Ergebnis kann sich durchaus sehen lassen.

Now & Then

Mein Vater war vor 47 Jahren das erste Mal im Volksgarten. Gerne höre ich ihm zu, wenn er von dieser Zeit erzählt, von den 50er und 60er Jahren in Wien. Kann er sich noch an den Volksgarten erinnern? Ja, kann er, sehr gut sogar. Damals gab es nicht so viele Lokale in Wien, die am Wochenende Programm für junge Leute boten. Der Volksgarten war überhaupt der Club, in den man ging, um Frauen kennen zu lernen, Freunde zu treffen und amerikanische Musik zu hören. Das Publikum war gemischt, die Damen schick, die Herren in Anzüge gekleidet und man siezte sich. Es war romantisch – genau so beschreibt es mein Vater, er erinnert sich gerne.

 

Fünf-Uhr-Tee und Hasen schießen

Wer in den Volksgarten kam, der wollte tanzen, gesellig sein, und im besten Fall nicht alleine nach Hause gehen. Das hat sich eigentlich nicht verändert, nur die Rahmenbedingungen waren grundlegend anders. Schnaps? Nein, so etwas gab es damals nicht, nicht im Volksgarten. Auf der Karte standen vielleicht acht verschiedene Getränke, Bier und Wein, 20,- bis 25,- Schilling kostete ein Abend im Volksgarten damals. Mein Vater lächelt, schaut aus dem Fenster und erzählt mir von den Frauen im Volksgarten.

Im Garten, wo es etwa 100 Sitzplätze gab, spazierte er durch die Tische, auf der Suche nach einer schönen Frau. Einmal gefunden, wurde sie zum Tanzen aufgefordert, nur selten ergriffen die Damen die Initiative. Bis zwölf Uhr wurde getanzt – die meisten gingen dann nach Hause, wer einen Hasen schoss – wie man damals eben sagte – trat den Heimweg zweisam an. Manchmal gab es im Volksgarten auch Fünf-Uhr-Tee, mit schöner Musik, und natürlich eleganter Kleidung.

Theme From A Summer Place

Besonders gut kann sich mein Vater an die Musik im Volksgarten erinnern. Amerikanische Platten wurden dort aufgelegt, die es sonst in Wien selten zu hören gab. Der DJ, an den sich mein Vater gut erinnert, hieß Günther Schifter, vielen vielleicht als “Howdy” bekannt. Lange Zeit lebte er in den USA, und brachte von dort Platten der ganz Großen – Frank Sinatra, Percy Faith – mit. Oft legte er im Volksgarten bis ein oder zwei Uhr in der Früh Platten auf, während nur noch einige Wenige den Abend ausklingen ließen.

Wie viel sich wirklich verändert hat, fällt eben doch erst auf, wenn man den Erinnerungen eines anderen Menschen lauscht.

Therese Terror

3 Kommentare

  1. Charles

    1. Juli 2011

    Unfassbar
    ich hätte mir nie gedacht, dass der Volksgarten schon so dermaßen alt ist.

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  2. camilla

    1. Juli 2011

    wien in den 50ern/60er
    das hätte ich auch gern noch gesehen…

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  3. Schlacki

    1. Juli 2011

    Wien war damals
    eine Schnarchstadt ohne Nightlife. Immerhin schön, dass es selbst damals brauchbareLokale gab, wenn auch nur ganz wenige.

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