22. August 2016

Tierische Begleiter für den urbanen Single

Hund (c) stadtbekannt.at

Freiwillige Singles sind nicht einsam – aber manchmal ist etwas Gesellschaft doch nicht schlecht. Aber wer sagt denn, dass diese menschlich sein muss?

Aus der Sicht der Menschen in Langzeitbeziehungen und Ehen wirken Singles immer etwas bemitleidenswert. Viele verstehen nicht, dass es nicht nur eine, sondern mindestens zwei Single-Varianten gibt: Die erste ist Single, weil sie sich zwischen zwei Partnerschaften befindet und gerne auch zu diesem Stadium zurückkehren würde – und glaubt man den Menschen in glücklichen Partnerschaften, sind alle Singles so – auch die nächste Kategorie: Die zweite Single-Variante hat für den Augenblick erst einmal die Nase voll von Zweisamkeit, Kuschelnachmittagen und Pärchenabenden. Obwohl sehr unterschiedlich ausgerichtet, haben diese beiden Menschen-Schläge jedoch eines gemeinsam: Ganz ohne Gesellschaft möchten sie dann doch nicht leben. Das gilt erst recht für die Zwangs-Singles aber auch für die Freiwilligen unter den Einsamen. Tierische Kumpanen haben dabei einen entscheidenden Vorteil: Sie urteilen nicht. Wenn die Eltern wieder fragen „Willst Du dir nicht mal wieder einen Freund zulegen?“ sind sie einfach da – ohne Fragerei und Vorwurf im Blick. Doch welches Tier eignet sich eigentlich besonders für Singles? Vor allem die Kategorie unter ihnen, die in Österreichs Städten ihren Alltag verlebt? Der folgende Ratgeber zeigt es.

Von urbanen Besonderheiten

Welcher Single in Wien oder Graz hat schon ein eigenes Haus, in dem er tun und lassen kann, was er will? Richtig, die wenigsten. Aus diesem Grund hat die städtische Tierhaltung auch einige Eigenheiten, die vor dem Vergleich zur Sprache kommen sollen und bei der leider des Menschen liebster Freund gar nicht gut wegkommt:

Die mit Abstand wichtigste Einschränkung ist die eigene Wohnsituation: Kleine Wohnungen oder WG-Zimmer schränken bei der Tiersuche genauso ein, wie ein Vermieter, der mit spitzen Fingern auf den Mietvertrag deutet, in dem etwas steht wie „Hunde sind strengstens verboten“.

Die zweite Einschränkung, die Singles beachten sollten, ist ihre Lebenssituation: Auszubildender oder Vollzeit-Jobber? Dann fallen Hunde schon von vornherein durchs Raster: Sie einen ganzen (Arbeits-) Tag alleine zu lassen, ist blanke Tierquälerei und macht sie zudem krank. Außerdem: Das durch den Beruf definierte eigene Budget redet bei der Tierauswahl ebenfalls ein Wörtchen mit: Manche Tierarten sind einfach teurer zu unterhalten als andere.

Die dritte Einschränkung ist das Umfeld: Natürlich gibt es auch in Österreichs Großstädten eine ganze Menge Hunde. Aber die Frage ist: Will man nach einem Arbeitstag wirklich noch lange mit Bello durch eine Betonlandschaft ziehen, in der vor jedem Stückchen Gras ein „Für Hunde verboten“-Schild steht?
Damit liegen andere Tiere eher im Fokus. Doch nichtsdestotrotz soll auch Kamerad Hund in diesem Vergleich genannt werden. Denn neben den genannten Schwierigkeiten hat er einen ganz großen Vorteil.

1. Hunde

Das mit Abstand Beste am Hund und gleichzeitig auch ein Auslöser für Probleme ist seine bedingungslose Treue: Hunde hängen sich an ihr Herrchen und weichen ihm ein Leben lang nicht von der Seite – oft auch darüber hinaus. Das kann vor allem für Zwangs-Singles ein tolles Gefühl sein, denn der Hund ist über zehn oder mehr Jahr die Konstante an ihrer Seite – und zudem braucht Bello auch keinen Artgenossen. Aber es ist eben auch die Unmöglichkeit, ihn lange alleine zu lassen. Daher eignet er sich praktisch nur für WG-Bewohner, bei denen die anderen auch mal das Gassigehen übernehmen können – oder eben für Studenten, die zwischen den Vorlesungen gehen können.
Wer nicht zu dieser Kategorie gehört, sollte die Finger vom Wauwau lassen, auch wenns schwerfällt. Denn die hündische Treue lässt das Tier wie erwähnt auch leiden, wenn sein Herr weg ist.

2. Fische

Und auch, wenn Fische sich zwar nicht für eine Kuschelrunde auf den Single-Schoß eignen, sind sie dennoch ein echtes Rundum-Hobby, das vor allem Menschen begeistern kann, die sich wirklich tief in eine Materie einarbeiten möchten: Schon beim Aufstellen und Einrichten des Aquariums müssen eine Menge Faktoren beachtet werden. Auch auf lange Sicht sind Wasserkontrolle und Reinigung unumgänglich – das macht Aquaristik zu einer sehr ganzheitlichen Aufgabe. Kommt noch hinzu, dass die Welt der möglichen Zierfische eine unglaubliche Artenvielfalt zulässt und zudem auch das Aquarium selbst auch noch als dekoratives Element voller Pflanzen und Steine und Fische ein echtes Schmuckstück darstellt. Das macht das einstige „Wasserglas mit Goldfisch“ zu einem aufregenden exotischen Mikrokosmos im Single-Wohnzimmer – allerdings nur für diejenigen, die zwar nicht gern allein sind, aber auch keine Dauer-Aufmerksamkeit von ihren Tieren benötigen.

3. Katzen

Ja, natürlich: Singles und Katzen, das ist fast der Gipfel aller Klischees. Aber gerade für freiwillige Singles haben Katzen einige gewaltige Vorteile. Es fängt schon damit an, dass sie in den meisten Mietshäusern problemlos gehalten werden können. Und es geht weiter damit, dass sie auch keinerlei Probleme damit haben, längere Zeit alleine gelassen zu werden. Dass sie auch keine einzige Pfote vor die Tür setzen müssen, um ihre Geschäfte zu verrichten, ist da noch eine schöne Zugabe.
Klingt fast perfekt – ist es aber nicht: Denn Katzen sind häufig auch Einzelgänger. Sie kommen nicht automatisch, wenn es einem schlecht geht und man etwas Trost benötigt. Katzentoiletten wollen ebenfalls täglich gereinigt werden. Und wer gern umdekoriert, kann ebenfalls schnell in streng riechenden Schwierigkeiten stecken: Manche Katzen mögen Veränderungen gar nicht und protestieren dagegen mit Markieren. Kommt noch hinzu, dass die Sanftpfoten gerne ein ziemlich divenhaftes Verhalten an den Tag legen, sind sie zwar gute Single-Tiere, aber weit davon entfernt, perfekt zu sein.

4. Nagetiere

Nager zwischen Kaninchen und Zwerghamster haben immer einen gewissen Ruf als „Kindertiere“. Aber wer sich ihre Eigenheiten etwas genauer anschaut, stellt schnell fest: Es sind sehr gut geeignete Tiere für den Single-Haushalt. Es fängt schon damit an, dass sie in Anschaffung und Unterhalt vergleichsweise sehr günstig sind: Etwas Streu hier, eine Packung Körnerfutter dort und ein Salatkopf sättigt kleinere Exemplare sogar für mehrere Tage. Zudem sind es echte Kuscheltiere: Die Welt steht mal wieder gegen einen? Das sieht schon ganz anders aus, wenn ein kuscheliges Kaninchen oder ein treu dreinschauendes Meerschwein auf dem Schoß sitzt und sich von einem streicheln lässt.
Aber es ist eben auch in der Nagerwelt nicht alles goldig, was glänzt: Zwar können die meisten Nager alleine gehalten werden. Richtig glücklich werden sie damit aber nicht. Und wer als Tierfreund einen zweiten Partner kauft, muss auch dementsprechend mehr Wohn- und Spielfläche einplanen. Zudem: Die meisten Nagetiere sind nachtaktiv, werden also erst dann munter, wenn Singles das müde Haupt zu Bett legen. Eine der wenigen Ausnahmen sind Meerschweinchen. Allerdings sind diese Tiere wiederum sehr empfindlich was Zugluft und laute Geräusche angeht. Eine unbedacht vom Wind zugeschlagene Tür kann sogar Schocks und damit den Tod des Tieres bedeuten.

5. Vögel

Wellensittich, Kanarienvogel und Co. Auch die gefiederten Freunde sind bei Singles recht beliebt, meist sind es ähnliche Charaktere, die auch alternativ für Fische optieren könnten. Kleine Vögel sind relativ kostengünstig in der Anschaffung und im Unterhalt. Dann aber geht es schon mit den Nachteilen los: Auch Vögel sollten unbedingt zu zweit gehalten werden. Und entgegen der landläufigen Meinung, dass ein Käfig vollkommen ausreichend sei, benötigen die Flieger sehr viel Platz und am besten auch regelmäßige Ausflüge durch die Wohnung. Dass dabei gewisse Malheure passieren können, müssen Besitzer ebenso einplanen wie die Tatsache, dass Vögel je nach Art eine Menge Radau und Schmutz machen können.
Kommt noch hinzu: Die meisten Piepmatze empfinden den Menschen als Bedrohung und lassen sich nicht anfassen oder gar streicheln. Einen Vorteil haben die Tiere allerdings noch: Sofern sie zu zweit gehalten werden, können sie absolut problemlos auch längere Arbeitstage mit Überstunden alleine gelassen werden – sofern natürlich genug Futter vorhanden ist.

Fazit

Kein Single in Österreich gleicht dem anderen. Aus diesem Grund ist es leider auch unmöglich, das perfekte Tier für den Single-Haushalt zu küren. Wie die Wahl ausfällt, hat nicht nur mit den persönlichen Neigungen und Bedürfnissen zu tun, sondern auch mit der Lebens- und Arbeitssituation: Wer viel und lange reist, wird zwar nicht um Fische herumkommen, muss sich aber dann zumindest noch ein Stofftier kaufen, wenn er nicht ganz ohne Kuschelkontakt sein will. Und ein studentischer Single, der den Plan hegt, in seinem WG-Zimmer eine riesige Vogelvoliere aufzustellen, muss sich nicht nur vom Platz her einschränken, sondern auch damit leben, dass seine menschlichen Mitbewohner wahrscheinlich schnell gegen allzu frühes Gezwitscher Sturm laufen werden.

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