Ein ruhiges Plätzchen in Währing

Die Suche nach der Ruhe vor dem Weihnachtssturm: In der geschäftigsten Zeit des Jahres statten wir dem ruhigen Pötzleinsdorfer Schlosspark in Währing einen Besuch ab.

Wenn die Menschen mit gestresstem Blick durch die Straßen hetzen, wenn die Arme vom Gewicht der Einkaufstaschen hinuntergezogen werden, wenn die Schiebetüren der Geschäfte für die Massen zum Nadelöhr werden – dann ist das ein untrügliches Zeichen dafür, dass der Weihnachtswahnsinn Einzug gehalten hat. Und dem zu entgehen, ist nicht immer so leicht. Wer sich aber trotzdem nach einer Auszeit an der frischen Luft sehnt, findet beides etwas stadtauswärts im Pötzleinsdorfer Schlosspark.

 

Damals und Heute

Die 41er Straßenbahn bringt den Ruhebedürftigen direkt bis vor die herrschaftliche Parkhaustür. Endstation ist hier nur für die Straßenbahn – für den Besucher beginnt der Spaziergang nach dem Passieren des großen Parktors mit dem Blick auf die weitläufige Spielwiese. Mit dem Schloss hat die Anlage nicht mehr wirklich viel zu tun. Ein Parkbesucher der Vergangenheit hätte den Park zwischen dem Pförtner- und Gärtnerhäuschen betreten und hätte anstelle spielender Kinder und Streichelzoo eine terrassierte Ebene vorgefunden, auf der es sich durch Gewächshäuser und Gemüsekulturen flanieren ließ. Heute ist die Parkanlage vom Schloss getrennt. Exotisches und Außergewöhnliches gibt es allerdings immer noch zu entdecken.

Poetzleinsdorfer Schlosspark Wald (c) STADTBEKANNT
Poetzleinsdorfer Schlosspark Wald (c) STADTBEKANNT

Hinauf durch den Wald

Über den bewaldeten Nordhang des Parks führt ein Weg bis zur Kuppe des Schafbergs hinauf. Immer wieder tauchen wie aus dem Nichts Statuen auf, die sich wie zufällig platziert hinter Baum und Busch verstecken. Während sich unsere Beine den Hang hinauf kämpfen, schweifen unsere Gedanken 200 Jahre in die Vergangenheit zurück. Damals war es der Kunstgärtner Konrad Rosenthal, der im Sinne von „nomen est omen“ den Park umgestaltete und damit einen ansehnlichen Landschaftsgarten im englischen Stil schuf, der dem Besucher der Gegenwart den Spaziergang mit hübschen Details versüßt.

Poetzleinsdorfer Schlosspark Statue (c) STADTBEKANNT
Poetzleinsdorfer Schlosspark Statue (c) STADTBEKANNT

Georg Wiedemann wählte 1808 im Vierten Bändchen der Mahlerischen Streifzüge folgende Worte: „Obgleich im Werden zählt der Park doch viele exotische Gewächse. Dem Nichtkenner verrathen Ettiquetten ihre Namen und Geschlechter. Zwei ländliche Teiche schmücken die Rasenplätze, an denen man vorübergeht, ohne die steigende Erhöhung des weißen Sandweges zu bemerken.“

Poetzleinsdorfer Schlosspark Teich (c) STADTBEKANNT
Poetzleinsdorfer Schlosspark Teich (c) STADTBEKANNT

Hinunter über den Frauenpfad

Der romantisch klingende „weiße Sandweg“ ist heute ein einfacher Kiesweg, dem wir nach unserem Waldspaziergang bald wieder bergab folgen. Am Rande des Weges erregen immer wieder Informationstafeln unsere Aufmerksamkeit. Sie geben dem Weg den Namen „Frauenpfad“ und erzählen unter anderem Lebensgeschichten von Frauen, die in Wien einiges bewegen konnten.

Poetzleinsdorfer Schlosspark Bank (c) STADTBEKANNT
Poetzleinsdorfer Schlosspark Bank (c) STADTBEKANNT

Immer wieder bieten Bänke Sitzgelegenheit – bereits leicht frierend lehnen wir jedoch dankend ab und erreichen wieder den Fuß des Hügels. Dort entdeckt der wohl inzwischen schon sehr entspannte Spaziergänger einen winzigen Tempel. Das ehemalige Lusthaus im griechischen Stil könnte sicher einiges erzählen. Mit seinen kahlen Wänden und leerem Inneren bleibt es jedoch so stumm wie der Stein, aus dem es gemacht ist. Nun wird es Zeit, sich auf den Rückweg zu machen. Wie stämmige Wächter des Parks geleiten uns exotische Baumriesen, die Mammutbäume, Richtung Ausgang.

Poetzleinsdorfer Schlosspark Mammutbaum (c) STADTBEKANNT
Poetzleinsdorfer Schlosspark Mammutbaum (c) STADTBEKANNT

STADTBEKANNT meint

Der Pötzleinsdorfer Schlosspark bietet dem Spaziergänger Ruhe und Entspannung inmitten von Natur und Geschichte. Der Weg führt den bewaldeten Nordhang hinauf, verwandelt sich abschnittsweise in den Frauenpfad, der von der Wiener Frauenbewegung erzählt und bietet Ausblick auf Statuen, Tempel und Teiche. Flora und Fauna sind prominent vertreten – beispielsweise in Form von riesigen Mammutbäumen oder possierlichen Schafen im Streichelzoo.

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