Warm und Kalt in Hernals

Entlang der Hernalser Hauptstraße bewegen wir uns auf unserem sonnigen, aber kalten Winterspaziergang von einem warmen Plätzchen zum nächsten.

Die Jänner-Tage für einen sonnigen Stadtspaziergang nutzend, machen wir uns auf den Weg zur Hernalser Hauptstraße. Doch trotz Sonne lässt es sich nicht vermeiden, dass einen der Winter dann und wann kalt erwischt. Es ist also durchaus empfehlenswert, auf dem Weg den einen oder anderen wärmenden Stopp einzuplanen.

 

Tea please!

Um gleich zu Beginn der Kälte vorzubeugen, wärmen wir uns an der ersten Station unseres Spaziergangs den Magen. In der Hernalser Hauptstraße 54 bettet der sympathische Londoner Felix in seinem individuellen Teeladen die englische Teetradition in asiatisches Ambiente und verfeinert mit afrikanischen Accessoires. Der gewagte Kulturmix geht voll auf – während der Augenschmaus bereits eingesetzt hat, ist es einem indes nicht zu verdenken, sollte er in den Unweiten des Teeangebots etwas die Orientierung verlieren. Gut, dass Felix gerne bereitsteht und persönlich berät. Wer dann immer noch Entscheidungsschwierigkeiten hat, ist gut beraten, in der gemütlichen Sitzecke Platz zu nehmen und zum Beispiel den Früchtetee Fruchtwucht zu probieren, der seinem Namen alle Ehre macht und mit jedem Aufguss besser schmeckt.

Teeplease (c) STADTBEKANNT
Teeplease (c) STADTBEKANNT

Theaterkunst

Von innen heraus gewärmt steht ein paar Schritten im Freien nun nichts mehr im Wege. Die Kalvarienkirche streckt schon ihren Kirchturm in die Höhe und lockt von weitem in Richtung der Kalvarienberggasse. Davor lohnt sich allerdings ein kurzer Blick in den malerischen Hof der Hernalser Hauptstraße 55, in dem kleine, efeu-umrankte Häuser die Kabarettbühne Metropol in ihre Mitte nehmen, die Anfang der 80er Jahre als „Hernalser Stadttheater“ gegründet wurde.

Metropol (c) STADTBEKANNT
Metropol (c) STADTBEKANNT

Nun aber schnurstracks zur Kirche, die durchaus Potenzial hat, den Betrachter in ihren Bann zu ziehen: Sei es durch die imposante Erscheinung selbst, die kleinen Fenster-Gänge, die das Hauptgebäude auf steinernem Fundament umspielen oder aber durch die zahlreichen Details, die bei näherer Betrachtung sichtbar werden. Schon werden wir Zeuge einer Szene dreier Figuren, die sich am Balkon der Kirche abspielt: Gemäß des Motivs „Ecce Homo“ wird Jesus von einem Soldaten und Pontius Pilatus flankiert. Letzterer weist mit dem Satz „Sehet, welcher Mensch“ darauf hin, dass er keinen Grund für dessen Verurteilung sieht. Das jüdische Volk wird daraufhin Jesu Kreuzigung verlangen.

Kalvarienbergkirche (c) STADTBEKANNT
Kalvarienbergkirche (c) STADTBEKANNT

Musikalisches Intermezzo

Die Kalvarienberggasse präsentiert uns aber nicht nur die gleichnamige Kirche, sondern beherbergte einst auch die Schrammel-Brüder, die für ihre Musik bekannt waren. Wir wandeln auf den Spuren der gebürtigen Waldviertler und kehren ins Schrammelbeisl auf Höhe der Nummer 51 ein. Seit 2012 verwöhnt es mit original Waldviertler Küche – vom zünftigen Fiakergulasch, über den pikanten Scheiterhaufen bis hin zur geschmorten Lammstelze. Mit gewärmten Füßen geht es nun wieder zurück zur Hernalser Hauptstraße, wo wir zum Elterleinplatz gelangen. Auch hier treffen wir auf die Schrammel-Brüder: Erstmals ließen sich die vier Musiker mit Geigen, Gitarre und Harmonika im Jahre 1932 am Alszauberbrunnen nieder. Die Figuren des so genannten „Schrammel-Quartetts“ wurden jedoch während des zweiten Weltkrieges eingeschmolzen und 1981 neu gegossen. Seitdem verharren Johann Schrammel und Co. starr in musikalischer Pose.

Alszauberbrunnen (c) STADTBEKANNT
Alszauberbrunnen (c) STADTBEKANNT

Kultur auf Rädern

Nun sind wir des Gehens endgültig müde und lassen uns in der Straßenbahnlinie 43 nieder. Der nächste Abschnitt wird sitzenderweise bewältigt! Unser edles Ross auf Rädern passiert die Nummer 87-89 der Hernalser Hauptstraße, wo wir ein Mosaik aus dem 19. Jahrhundert sehen können, welches die Pferdeeisenbahn vom Schottenring nach Dornbach präsentiert. Danach rückt der unter Denkmalschutz stehende Hernalser Bahnhof in unser Blickfeld, der ursprünglich als Station der Wiener Stadtbahn eröffnet und nach Plänen von Otto Wagner gebaut wurde. Gleich darauf sehen wir durch die schmutzigen Scheiben auch den von einer Sandsteinplastik gezierten Türkenritthof. Der verkehrt auf einem Esel sitzende Pascha erinnert an einen Volksbrauch, der die besiegten Osmanen zur Zielscheibe des Spotts machte.

Hernals Bahnhof (c) STADTBEKANNT
Hernals Bahnhof (c) STADTBEKANNT

Ländliche Entspannung

Zuletzt wollen wir den Spaziergang gemütlich mit einer Tasse Kaffee ausklingen lassen. Dazu verlassen wir die Straßenbahn bei der Station Güpferlingstraße und kehren in der Sandleitengasse in die Bäckerei Klaus Neumeister ein. Sofort steigt einem der Duft von frischgebackenem Brot in die Nase. Die Schaufenster sind liebevoll dekoriert, die Begrüßung ist familiär, der Innenraum freundlich und hell, am Fensterbrett schnurrt die Katze – mit etwas Fantasie gleicht der Besuch einem Kurzurlaub auf dem Land!

Neumeister (c) STADTBEKANNT
Neumeister (c) STADTBEKANNT

STADTBEKANNT meint

Ein Spaziergang im Winter will gut geplant sein. Schließlich ist stundenlang in der Kälte zu marschieren nicht jedermanns Sache. Darum ist es wichtig, warme Hotspots einzuplanen, um den Körper wieder aufzuwärmen: Sei es mit Tee im Teaplease-Shop, mit einer zünftigen Mahlzeit im Schrammelbeisl oder einem duftenden Kaffee in der Bäckerei Neumeister. Zwischendurch darf aber natürlich die Kultur nicht zu kurz kommen: Entlang der Hernalser Hauptstraße wandeln auf den Spuren der Kunst, des Theaters und historischer Persönlichkeiten.

 

Hernalser Hotspots

teapleaseshop
Hernalser Hauptstraße 54

Metropol
Hernalser Hauptstraße 55

Kalvarienbergkirche
Sankt-Bartholomäus-Platz 3

Schrammelbeisl
Kalvarienberggasse 51

Bäckerei Klaus Neumeister
Sandleitengasse 62

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