10. Juni 2015

Smokers Survival Guide

Zigarette (c) STADTBEKANNT

Wo und wie raucht es sich eigentlich nach dem Rauchverbot?

Das Rauchverbot kommt. Spätestens ab Mai 2018 wird man auch in Wien zum Rauchen vor die Tür geschickt und die letzten dezidierten Raucherkneipen müssen ihre Pforten schließen. Dabei ergab die letzte großangelegte Untersuchung des Bundesministeriums für Gesundheit, dass 38% aller Österreicher zur Tschick greifen. Was soll aus diesen 38% werden und wie überstehen sie die Nicht-Raucher-Apokalypse?

Gleich in der Trafik bleiben

Trafiken sind einer der wenigen Orte, die wohl auch nach 2018 vom allgemeinen Rauchverbot ausgenommen sein werden. Leider hat es sich aber bereits im Rechtsstreit erwiesen, dass das Privileg der Trafiken sich nicht auf eine Trafik mit inkludierter Bar oder Café ausdehnen lässt, da diese automatisch als Gastronomiebetrieb gehandhabt würde und so unter das Rauchverbot fällt. Es bleibt aber immerhin der gemütliche Plausch mit dem Trafikanten des Vertrauens und wenn dieser nichts gegen einen mitgebrachten Kaffee einzuwenden hat, ist die Kaffeehaus-Atmosphäre auch nicht mehr weit.

Würstelstand statt Beisl

Was noch schwerer wiegt, als der Verlust der Kaffeehäuser, ist das Rauchverbot im Beisl. So gehört doch bei vielen gepflegten Trinkern die Tschick notwendigerweise zum Getränk und ist vielerorts unverzichtbares Kulturgut, das über Jahrzehnte Wände und Vorhänge in einen wohligen Gelbton tauchte. Auf letzteren müssen Raucher mit Stil ab 2018 zwar verzichten, aber ein Bier sollte sich allemal ausgehen. Schließlich bieten Würstelstände hier Abhilfe und sind leiblichen Genüssen, unabhängig von etwaigen Gesundheitsrisiken, in keiner Weise abgeneigt.

Ins Ausland gehen

Aus Rauchersicht scheint Europa verloren. Von Zypern bis Irland gelten Rauchverbote in der Gastronomie und selbst in den liberalen Niederlanden wird es für Raucher immer enger. Einzig offiziell verbleibende Ausnahmen: Tschechien. Die Nachbarn im Nordosten wehren sich seit Jahrzehnten erfolgreich gegen jede Anti-Krebs-Kampagne und den Nicht-Raucher-Schutz. Grenznahen Österreichern ist es damit leicht gemacht und schon bald könnte eine ganz neue Art des Wochenend- und Feierabendtourismus einsetzen. Frei nach dem Motto „Auf eine Tschick nach Brünn“.

Aufhören

Es ist die einfachste und gesündeste Alternative aufzuhören. Tschick weg, zwei Tage Serien am Fließband schauen und gut ist. Dank des Rauchverbots wird das Beisl nicht mehr zum Ort, wo man wegen der lustvollen Alkohol-Zigaretten-Kombination oder in peinlichen Momenten des Sozialkontakts zur Tschick greifen muss und spätestens im Winter wird es einem vor der Tür zu blöd. Aber – und das ist der Hacken – wenn man jetzt aufhört, zu rauchen, hört man aus Zwang auf. Daher einzig Verzicht aus staatlichem Zwang, da der seine Bürger noch ein bissl länger zur Lohnarbeit anhalten will und kein Interesse daran hat, dass sie vorzeitig dem Gesundheitssystem zur Last fallen. Manch einer mag das verstehen, manch einer sieht hier aber schlicht einen dreisten Eingriff in die Privatsphäre.

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