11. März 2014

Puber – von Stars und Sternchen

Kunst Gemeindebau Mosaik (c) STADTBEKANNT

Graffiti in Wien

Letzte Woche setzte die Polizei dem Treiben des Sprayers „Puber“ ein vorläufiges Ende. Beamte nahmen den 30 jährigen Züricher nahe seiner WG in Wien fest, als er filmreif über ein Vordach flüchten wollte. Ihm droht eine Haftstrafe wegen massiver Sachbeschädigung.

Graffitis entstehen meist nachts, im Lichte der Sterne. Und mit den Bildern der Stars der Szene verhält es sich ein wenig wie mit jenen am Nachthimmel.
Es gibt hellere und dunklere, rot leuchtende oder eher blaue. Manche Sterne sind gigantische Riesen, andere kleine Zwergsterne. Und Sterne durchlaufen eine Entwicklung – viele werden als Zwerg geboren, wachsen manchmal zum Riesen, verglühen allmählich oder enden in einer spektakulären Explosion.Fame

Vom medialen Standpunkt betrachtet ist die ganze Geschichte um Puber etwas tricky. Medien schaffen bekanntlich Wirklichkeit. Das durch die vielen (wenn auch negativen) Berichte gepushte Ego, trieb Puber zu immer weiteren Aktionen, erklären seine Mitbewohner. Überhaupt scheint aber der in der Sprayer-Szene so wichtige Begriff „Fame“ wohl der einzige Antrieb für Pubers zweifelhafte Handlungen zu sein. Er feierte sich gar als Staatsfeind Nr. 1, als er durch die Medien erfahren durfte, dass er gesucht werde. Als letzten Akt ließ er, ganz Medienmensch, via Mitbewohner dem „Vice“-Magazin ein Foto seiner Person, von der Polizei in Handschellen abgeführt, zukommen.

Puber Scheibe (c) Zucker stadtbekannt

Puber Scheibe (c) stadtbekannt.at
Puber Scheibe (c) stadtbekannt.at

Die Story rund um Puber ist mittlerweile so stadtbekannt, dass wir abschließend ein Fazit ziehen, aber „with a twist of lemon“!
Um die eingangs beschriebene Analogie zum Sternenhimmel wieder aufzugreifen: Neben den vielen hellen, großen, bunten Sternen(bildern) gibt es auch jene, die eher klein, farblos und unspektakulär daher kommen. Ein Brauner Zwerg zum Beispiel. Ein Brauner Zwerg ist kaum noch ein Stern – eher ein kosmischer Verlierer. Ihm fehlt von vornherein der entscheidende Prozess, mit dem Sterne ihre Energie erzeugen und leuchten.

Berichtwesen

Die quantitativ hohe Berichterstattung der letzten Tage hat zwei Themen in einen Topf geworfen. Berichte über jemanden, der vielleicht für Sachbeschädigung ins Gefängnis muss und Graffiti. Pubers Aktionen und verärgerte bzw. verunsicherte Hauseigentümer können keine Basis für die dadurch ausgelöste Diskussion rund um die Daseinsberechtigung von Graffiti und Street Art in Wien sein. Das nötige (pop)kulturelle Hintergrundwissen schon. „Style Wars“, Jean-Baudrillard und Co. lassen grüßen!

1 Kommentar

  1. erschüttert

    11. März 2014

    Auch hier gilt wie bei jedem Mörder, Vergewaltiger usw die Unschuldsvermutung! Keiner weiß ob die verhaftete Person etwas damit zu tun hat oder nicht. Und dass diese 100en tags nicht eine Person gemacht haben kann, erkennt ein Kleinkind.

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