15. Juni 2016

Österreich – Ungarn und die Rückkehr zum Selbstzweifel

Augarten Fußball (c) STADTBEKANNT

Fußball EM 2016

“Immer wieder Österreich” singt eine Gruppe euphorisierter Tiroler, während sich eine junge Studentin mit rot weiß roten Streifen im Gesicht den Mischteller vom Teppanyaki Grill bestellt. Die Fanzone am Rathausplatz ist zu diesem Zeitpunkt bereits wegen Überfüllung geschlossen, etliche Schaulustige haben es nicht hinein geschafft. Die Organisation vor Ort ist hervorragend – ganz im Gegensatz zum ersten Auftritt der Österreicher bei dieser EM.

Verunsicherte Österreicher

Leider setzt unsere Nationalmannschaft genau dort fort, wo sie in den zwei Testspielen vor der EM aufgehört hat. Große Verunsicherung ist zu spüren, die Körpersprache ist schlecht, man glaubt eigentlich nicht an sich. Zum ersten Mal fällt Koller seine Nibelungentreue auf den Kopf, Martin Harnik hätte aufgrund seiner monatelangen Unform nicht spielen sollen. David Alaba zeigt im Nationalteam selten den Fußball, den er bei den Bayern spielt, und auch gestern kann er dem Spiel der Österreicher keine Akzente verleihen. Dazu kommt ein desolater Schiedsrichter, der brutalste Fouls der Ungarn ungeandet lässt um dann Dragovic wegen Foulspiels eine gelb rote Karte zu zeigen. Dass dies mit der (richtigerweisen) Aberkennung des Ausgleichs der Österreicher zusammenfällt ist eine doppelte Bestrafung, die so kaum vormals in einem Fußballspiel zu sehen war.

Wir brauchen Eier

Auch wenn die Ungarn jetzt in diversen Medien stark geschrieben werden: für mich war das sie schwächste Mannschaft der bisherigen EM – und Österreich hat gegen sie verloren. Man hat sich durch die sehr harte Gangart die Schneid abkaufen lassen und ist in Pre-Kollersche Verhaltensmuster der totalen Verunsicherung und des fehlenden Selbstvertrauens zurückgefallen. Wohingegen Deutschland in jedes Spiel mit der Auffassung hineingeht, den Gegner garantiert zu schlagen, wird Österreich von Selbstzweifeln zerfressen.

Die Fanzone ist nach dem Schlusspfiff deutlich geleert, einzig eine kleine Gruppe von Ungarn feiert euphorisiert den unerwarteten Sieg ihrer Mannschaft. Mein Bier, das vorher noch vorzüglich geschmackt hat, ist mittlerweile schal und abgestanden. Es ist definitiv nicht alles schlecht, was vorher gut war, aber Österreichs Landung auf dem Boden der Realität war eine sehr harte.

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