31. Juli 2014

Neue Bleiben für die Pizza-Punks

Kahlenbergerdorf Ausblick (c) STADTBEKANNT Nohl

Nach der Räumung der Pizzeria Anarchia stellt die Stadt Wien den ehemaligen BewohnerInnen nun Ersatzquartiere zur Verfügung.
Bürgermeister Michael Häupl entschuldigte sich zudem persönlich für die Vorgehensweise der Polizei und bezeichnete die Punks als Vorbild in Sachen Mut und Entschlossenheit.

Häupl würdigte ihren Kampf um das Recht auf mietfreies Wohnen und den entschlossenen Widerstand gegen die in Wien grassierende Immobilienspekulation.
Am kommenden Wochenende soll allen 19 Pizzabäcker symbolisch der Goldene Schlüssel der Stadt Wien überreicht werden.

Da die jungen Leute allerdings quasi über Nacht ihre Wohnungen verloren haben, erklärte sich die Stadt bereit, Ersatzunterkünfte auf unbestimmte Zeit anzubieten. Aber auch aus Furcht vor neuerlichen Besetzungen, die in Zukunft einen ähnlichen Mega-Einsatz der Exekutive mit sich bringen oder gar das Bundesheer auf den Plan rufen könnten, hieß es aus Politikerkreisen.

Grassers Penthouse als Entschädigung

Zur Auswahl für die neuen Unterkünfte steht eine Reihe prominenter Immobilien, die ebenso Gegenstand von Spekulanten gewesen waren, wie die Pizzeria in der Leopoldstadt selbst.
Die einzige Altmieterin, die inmitten der Punks in der Mühlfeldgasse noch gewohnt hatte, wurde in das ehemalige Penthouse von Karl-Heinz Grasser am Burgring einquartiert. Für dieses Penthouse hatte Grasser, ob des überdurchschnittlich hohen Preises, monatelang erfolglos einen Käufer gesucht.
KHG verkühlte sich unlängst im sommerlichen Sardinien stark und war damit unmöglich transportierbar gewesen, für einen eventuell letzten Gerichtstermin in Wien und einer damit einhergehenden drohenden Verurteilung. Just in dieser brenzligen Lage für den Feschak fand sich doch noch ein Käufer für seine Immobilie, nämlich die Stadt Wien. Was vom Kauferlös nach Abzug der Anwaltskosten für die letzte Schlacht vor Gericht übrig bleiben sollte, wolle Grasser den Regierungsparteien für die Deckung der insolventen Hypo anbieten. Er erwarte sich dadurch einen Imagewechsel in der Bevölkerung und damit ein mildes Urteil im Gerichtsverfahren, teilte ein Insider mit.

Die Pizzaconnection bäckt wieder auf

Andere ehemalige BewohnerInnen der anarchistischen Pizzeria werden ebenfalls in nicht unumstrittene Objekte umgesiedelt. Eine Gruppe wird nach der Fertigstellung des neuen Wohnturms des Hilton Hotels am Areal des Wiener Eislaufvereins in die oberen Etagen einziehen. Auch dieses Objekt kaufte die Stadt Wien, um demonstrativ zu zeigen, dass sie hinter den BewohnerInnen und MieterInnen Wiens steht und Immobilienspekulanten den Raum für ihre Geschäfte nimmt.

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