30. Juli 2017

Marina Hörmanseder X Österreichische Post

Marina Hörmanseder Post Uniform (c) STADTBEKANNT Wetter-Nohl

Interview mit Marina Hörmanseder

Ding Dong, Ding Dong, wer steht dort vor der Tür? Vielleicht ist es ja ein Postler mit gelbem Shirt und Stempelprint. Designerin Marina Hörmanseder hat die Uniformen der österreichischen Post nämlich neu gestaltet, mehr Gelb integriert und dank Schnalle und Signatur auch den eigenen Stempel hinzugefügt. Doch das Design ist nur das I-Tüpfelchen, vor allem geht es darum, die Funktion der Bekleidung zu verbessern.

Wir haben die sympathische Wienerin und Wahl-Berlinerin zum Gespräch getroffen und mit ihr über die Modefarbe Gelb, ihr liebstes Postkartenmotiv und darüber, wie sie alle Postmitarbeiter von ihrer Kreation überzeugen will, gesprochen!

Marina Hörmanseder Post (c) STADTBEKANNT Wetter-Nohl
Marina Hörmanseder Post (c) STADTBEKANNT

Eos, Rauch, Swarovski, du bist Meisterin der Kooperationen – wonach wählst du deine Partner aus?
Meistens sind es Herzentscheidungen. Ich würde sofort absagen, wenn es nicht in mein ethisches Wertekonzept passt; ich würde zum Beispiel nicht mit einem Beautypartner arbeiten, der Tierversuche macht. Ich möchte mein Saubermann-Image wahren und meine Seele nicht verkaufen.

Dein Repertoire ist breit gefächert, in deiner AUA Kooperation hast du bereits Uniformen gestaltet – welche Erfahrungen konntest du bei der Post einbringen?
Die AUA war der erste Meilenstein für mein Portfolio „Corporate Fashion“. Die Post hat gesehen, dass ich das kann und mit mir nicht total ins Blaue geht. Auch wenn ich es nicht geschafft habe, oben im Flieger zu sein, war der PR Wert sehr groß. Über Nacht wusste jeder in Österreich, dass die Marina die Uniformen gemacht hat. Ich habe durch das AUA Projekt außerdem gelernt, dass es um die Akzeptanz der Mitarbeiter geht; Funktion steht über Design.

Marina Hörmanseder Postmann (c) STADTBEKANNT Wetter-Nohl
Marina Hörmanseder Postmann (c) STADTBEKANNT

Welche Vorgaben hattest du?
Mehr Gelb! Ich habe der Post auch gleich gesagt, ich möchte einen Tag mitarbeiten, damit ich den Beruf und die Vorgänge kennenlerne. Um 6:00 Uhr in der Früh bei -10 Grad ist einem das Design herzlich wurscht. Ich habe gewusst, das Design kann nur das I-Tüpfelchen sein. Ich habe mich ein bisschen zurückstellen müssen, aber trotzdem die Möglichkeit gehabt, meine CI total durchzuziehen.

12.000 Mitarbeiter werden von nun an deine Uniformen tragen – wie trifft man den Geschmack von allen?
Wenn ich es schaffen würde, dass es allen gefällt, wäre das der totale ästhetische Durchbruch. Es wird immer jemanden geben, dem es nicht gefällt; Ästhetik wird von jedem anders interpretiert. Um genau das Problem zu umgehen, habe ich aber Kleinigkeiten eingebaut, die den Mitarbeitern so gut gefallen werden, dass sie vielleicht über das ein oder andere Ästhetische hinwegsehen. Wir haben zum Beispiel den Zustellern kleine Clips in die Kapuzen eingefügt, sodass man die Kappe dran klipsen kann und sie bei Wind und Wetter nicht herunterfällt. Wir haben Schlaufen bei den Ärmeln eingefügt, sodass diese immer unten bleiben, auch wenn man Briefe aus dem Briefkasten holt.

Gelb gilt ja als schwierige Modefarbe; wie trägt man sie am besten?
Offenbar bin ich total infiziert worden in meiner Recherche für die Post. Ich habe ja in meiner neuen Kollektion SS2018, die ich letzte Woche in Berlin präsentiert habe, auch viel Gelb gezeigt. Wenn man das richtig kombiniert, kann man es im Alltag gut einbauen. Es muss aber zum Hauttyp passen. Ich würde es jetzt keinem hellen Teint mit blonden Haaren empfehlen. Gelb ist eine Farbe, die jemandem schon passen muss.

Würde man dir ein Paket schicken wollen, welche drei Dinge sollten sich darin befinden?
Eine handgeschriebene Karte, etwas, das ich brauche und einen Absender, um mich zu bedanken!

Welcher Brief in deinem Leben, hat dich besonders berührt?
Ich habe eine Kiste voll mit Briefen und jeder Brief ist für mich Gold wert. Aber ich glaube, die kleinen Briefchen, die meine Eltern mir immer geschrieben haben, sind die wertvollsten.

Marina Hörmanseder Christina Wetter-Nohl (c) STADTBEKANNT Wetter-Nohl
Marina Hörmanseder Christina Wetter-Nohl (c) STADTBEKANNT

Welches wäre dein Lieblingsmotiv für eine Postkarte aus Wien?
Wahrscheinlich der Heldenplatz, weil ich da immer mit meinem Hund auf der Hundewiese war, als ich noch in Wien gewohnt habe. Die Selbsthilfegruppe „Hundewiese“ ist mein absolutes Detox, auch in Berlin. Das sind 20 Minuten, in denen man nur Hundebesitzer ist. Man weiß nur die Namen der Hunde, man spricht auch nur über die Hunde und nicht etwa über die Mode.

Mit welchem Wien-Tipp würdest du einen Berliner ausstatten?
Dass er vor allem zu Fuß unterwegs ist!

Was kann Wien, was Berlin nicht kann?
Die Supermärkte früh zu machen! Wien kann aber auch schön sein und klein sein. Was ich so vermisse in Berlin ist, dass man sich in Wien am Samstag Nachmittag etwas Nettes anziehen und in die Stadt gehen kann.

Und Wien hat demnächst auch Postler in deinen Uniformen! Wie wirst du reagieren, wenn du einen Post-Mitarbeiter dann tatsächlich in deiner Uniform sehen würdest?
Ich würde schauen, ob er die Uniform richtig an hat und, ob alles passt. Und ich glaube, ich würde mich vor allem einfach freuen! Ich war übrigens vor drei Wochen mit meiner Mutter bei der Post und ich glaube, es lag ihr auf der Zunge etwas zu der Dame zu sagen, weil sie ja meinen Namen gesehen hat. Die Dame war sehr professionell und dann war es ein Lächeln. Das wird mir vielleicht das ein oder andere Mal passieren bei der Post.

Welche Uniform sollte als nächstes mit der Marina Handschrift versehen werden?
Ich würde echt gerne für eine Hotel- oder Supermarktkette etwas machen!

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