20. Januar 2013

Mariahilfer Straße autofrei!

Die Mariahilfer Straße ist eine der ganz wenigen funktionierenden Einkaufsstraßen in Wien, vielelicht sogar die einzig funktionierende österreichweit. Durch die in den vergangenen Jahrzehnten in der Peripherie der Großstädte entstandenen Einkaufszentren haben viele innerstädtische Einkaufsstraßen an Bedeutung verloren. Zugleich sorgten hohe Mieten, vor allem im Zentrum dafür, dass zunehmend nur die immergleichen internationalen Marken sich Shops leisten konnten, ergänzt um ein Gastroangebot. Kleinere Läden wurden zunehmend an den Rand gedrängt.


Neuerfindung und Niedergang der Einkaufsstraße

Von Meidlinger Hauptstraße bis Favoritenstraße gibt es in Wien zahlreiche Einkaufstraßen die mehr vor sich hintümpeln als leben. Wirklich erfolgreich sind in Wien eigentlich nur Mariahilfer- und Kärntnerstraße, dazu der Kohlmarkt und der Graben. Einigen kleineren Straßen gelang eine Spezialisierung, allen voran die Neubaugasse. Aber beispielsweise auch die Margareten-, die Gumpendorfer-, oder Westbahnstraße haben sich durchaus etabliert als Shopping- und Flaniermeilen.

Die Mariahilfer Straße, die vor allem für AnrainerInnen immer Segen und Fluch zugleich ist (man denke nur an den Versuch sich während der Weihnachtszeit durchzukämpfen), hat in den letzten Jahren einen regelrechten Bauboom erlebt.

Sukzessive verlagerte sich der Schwerpunkt der Mariahilfer Straße Richtung Museumsquartier. Dem/r aufmerksamen BummlerIn wird beim beschreiten auffallen, wie sich der Eindruck den die Straße vermittelt verändert, je weiter man vom Museumsquartier Richtung Westbahnhof kommt. Auch wenn es nicht hundertprozentig stimmt, die Neubaugasse kann als Trennlinie zwischen dem florierenden und dem weniger florierenden Teil der Straße gesehen werden. Dadurch verändert sie sich selbst auch sukzessive. Der Übergang Neubaugasse/ Mariahilfer Straße ist kaum mehr zu unterscheiden von der Mariahilferstraße selbst. Starbucks und Blue Tomato stehen sinnbildlich für den Sog den die Mariahilferstraße auf diesen Teil der Neubaugasse ausübt und der kleinere Läden immer weiter und zunehmend Richtung Westbahnstraße und Siebensterngasse verdrängt.

Vom Boom dieser Gegend wenig bis gar nicht betroffen ist der obere Teil der Mahü. Je näher man dem Westbahnhof kommt, desto mehr nimmt die Qualität der Geschäfte ab. Kurz vor dem Westbahnhof ist dann endgültig tote Hose, der völlig missglückte Christian-Broda-Platz wird diesem Teil der Straße wohl dauerhaft jedes Leben entziehen.

 

Wird die Mahü durch eine Fußgängerzone gerettet?

Wenn man nach Gründen für die unterschiedlich erfolgreichen Hälften der Mahü sucht, wird man schnell beim Verkehr landen. Vom Museumsquartier aus, schwappt ein großer Teil des täglichen TouristInnenstroms in die Mariahilferstraße über, die gut frequentierte U-Bahnstation Neubaugasse, inklusive des bösesten aller Wiener Busse, des 13a verstärkt diesen Trend noch. Umgekehrt ist vom Westbahnhof der Gürtel zu überqueren und die Station Zieglergasse nicht unbedingt ein Publikumsmagnet.

Das eigentlich erfreuliche an Einkaufsstraßen, sie sich gehend zu erschließen, ist durch die schiere Menge an FußgängerInnen kein Vergnügen sondern eine Last. Es sich anzutun die gesamte Straße entlang zu spazieren hält wohl kaum jemand aus. Kein Wunder, dass man endlich den Entschluss gefasst hat, den Autoverkehr auf der Mahü zu unterbinden. Denn dadurch entsteht wesentlich mehr Raum um sich zu bewegen und die PassantInnen werden sich nicht mehr wechselseitig auf den Füßen stehen müssen.

 

Umsetzung

Die Innere Mariahilfer Straße wird im Bereich zwischen Karl-Schweighofer-Gasse und Stumpergasse weitgehend den Fußgängerinnen und Fußgängern überlassen. Neue Grünräume werden die Aufenthaltsqualität erhöhen und zum Bleiben einladen. Die Lebensqualität in Mariahilf und Neubau wird mit neuem Raum und Grünanlagen bereichert und aufgewertet.

Die bauliche Neugestaltung der Mariahilfer Straße soll im Frühjahr 2014 beginnen. Bis dahin werden noch sämtliche BürgerInnen zu deren Bedürfnissen befragt und in Umfragen erhoben.

Nach den Bauarbeiten wäre ein völlig neues Mahü Erlebnis denkbar. TouristInnen werden ungestört vom TouristInnenghetto 1.Bezirk bis zum Westbahnhof spazieren. Die großen Freiflächen und die Begrünung können für mehr Sitzgelegenheiten genützt werden. Auch Straßenkaffees die bisher schmerzlich vermisst werden, sind dann möglich. Vielleicht erblüht dann auch die obere Hälfte der Straße wieder.

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